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Thema: Schulleitung

Willkommenskultur?

In den vergangenen Jahren hatten wir immer wieder einmal Hospitationsbesuch an unserer Schule.
Sei es aus der näheren Umgebung, sei es aus anderen Bundesländern
oder gar dem benachbarten Ausland. Wir haben jeden einzelnen Besuch immer als große Bereicherung empfunden und konnten alle Besucher ganz mühelos in unseren schulischen Tagesablauf integrieren.

Hospitationsbesuch empfinde ich grundsätzlich als anregend und nicht als belastend.
In den direkten Austausch zu kommen, von anderen Erfahrungen und Bedingungen zu hören, eigene Konzepte zu erläutern und aus einem anderen Blickwinkel wahrgenommen zu werden birgt das große Potential, nicht immer und ausschließlich im eigenen Dunstkreis gefangen zu sein und zu bleiben.

Auch eigene Hospitationen an anderen Schulen waren bislang immer auf die ein oder andere Weise wertvoll.





So erschien es uns sinnvoll, die Idee, die aus unserem Team kam, an anderen Schulen zu hospitieren und später zusammenzutragen, was andere Systeme anders machen als wir, umzusetzen.

Nicht, um abzukupfern oder abzuschauen, sondern um den eigenen Blickwinkel und Horizont zu erweitern und über den Tellerrand zu schauen.

Als die ersten Kollegen mit der Rückmeldung an uns herantraten, dass es nicht so leicht sei, Schulen zu finden, die Hospitationen "erlauben" erschien mir das zunächst gar nicht glaubhaft.

Entweder man gerät an derart beliebte Schulen, dass man sozusagen in eine Abfertigungsmaschinerie gerät, Geld zahlen soll und kaum Gelegenheit für Gespräche bleiben oder aber man ist schlicht nicht wirklich erwünscht.

Naiv wie ich bin, dachte ich, diesem Stadium des "jeder wurschelt hinter geschlossenen Türen" seien wir längst entkommen, wurde und werde aber eines Besseren belehrt.

Nun stellt sich mir die Frage, warum ist das so?

Auch unter Schulleitern erlebe ich durchaus Konkurrenzdenken und Egoismus, was die eigene Schule anbelangt und dies nicht immer zum Vorteil der eigenen Schulentwicklung.
Wovor hat man Angst, wenn man Besucher nicht willkommen heißen mag?

Der Aufwand kann es nicht sein.
Die Gäste kommen, man begrüßt sie und sie gehen mit dem ein oder anderen mit in den ganz normalen Unterricht.
Darum geht es doch gerade.
Schulalltag und das Miteinander in anderen Systemen zu erleben, wahrzunehmen, wie Kolleginnen und Kollegen in anderen Schulen mit alltäglichen Situationen umgehen.
In andere Klassenräume zu schnuppern, andere Strukturen zu erleben  und dankenswerterweise eben Schule mal aus einer anderen Perspektive betrachten zu können.

Haben Schulen Angst, man könnte etwas abschauen? Etwas als Eigenes verkaufen, was aber von dort herstammt?
Ein  Thema das mich nicht nur real, sondern auch virtuell ganz sicher immer beschäftigt.
Hat man Angst vor Wertung und Kritik? Wobei wir als Gäste weder werten noch kritisieren möchten.
Wird Besuch als Kontrolle empfunden?

Für mich ist es schwer nachvollziehbar, dass Kolleginnen und Kollegen auf ihre freundliche Anfragen gar keine Antworten bekommen oder aber ein Staatsakt aus einer solchen Hospitation gemacht wird.
Und ich bedauere diese Umstände sehr.

Austausch untereinander ist doch vom Ursprung her konstruktiv und sollte nicht lähmend oder belastend sein.

Unsere Türen stehen immer offen und das nicht nur bildlich gesprochen, sondern ganz real.
Wir haben nichts zu verbergen, sondern sind stolz auf unsere schulischen Strukturen, die wir mit viel Arbeit und Engagement in den vergangenen Jahren geschaffen haben.
Und das bedeutet nicht, dass es bei uns perfekt zugeht.
Ganz und gar nicht und zwar nie.

Aber menschlich.
Und wir leben nicht nur mit unseren Kindern eine Willkommenskultur, die von Herzen kommt.

Vielleicht finden sich ja noch Schulen, denen wir für einen Vormittag lang willkommen sind.
Nicht auf der Suche nach Perfektheit, aber auf der Suche nach Kolleginnen und Kollegen, denen es im gemeinsamen Austausch um eine gute Schulentwicklung geht.
Zugunsten unserer Kinder und zugunsten aller, die im System Schule arbeiten.

Mir scheint, es liegt noch ein langer Weg vor uns.
Aber das hat uns noch nie abgeschreckt!

Susanne Schäfer 04.03.2018, 15.34 | (13/5) Kommentare (RSS) | PL

Zeitmanagement

Unsere Schule wird derzeit von 314 Schülerinnen und Schülern in 13 Klassen besucht. Für uns als Schulleitung - bei vollem Deputat, also 28 Wochenstunden - bedeutet das, dass uns 21 Verwaltungsstunden zustehen.

Aufgrund personeller Engpässe haben wir im vergangenen Schuljahr bereits auf sechs bis sieben dieser Stunden verzichtet und bei eigener Klassenführung jeweils 20 bzw. 21 Wochenstunden unterrichtet.

Das erfordert ein sehr straffes Zeitmanagement und häufig das Rückbesinnen auf unser Kerngeschäft.





Glücklicherweise bin ich ein Morgenmensch und somit in der Regel spätestens um 5.45 Uhr oder auch mal 6.00 Uhr im Büro.
Das ist die ruhigste Zeit in der Schule, denn ich habe sie für mich allein.

Bei einer entspannten Tasse Tee ist die erste Arbeit, die nahezu täglich anfällt,  den Vertretungsplan zu schreiben bzw. zu aktualisieren.
Anschließend widme ich mich den Verwaltungsaufgaben, irgendetwas muss immer verschriftlicht, ausgefüllt, beantwortet, statistisch erfasst oder dokumentiert werden.

Die Kollegen werden rasch über den Vertretungsplan informiert und ich strukturiere kurz den Tag für mich.

Um 6.30 Uhr trifft unser (weltbester!) Hausmeister ein und nach einem kurzen privaten Plausch besprechen wir, was am Tag bzw. in der Woche anliegt und erledigt werden muss.

Ab ca. 7.00 Uhr treffen nach und nach die Kolleginnen und Kollegen ein und jeder schaut rasch bei uns im Büro vorbei, sei es um kurz schulische Dinge zu klären, privat zu berichten oder einfach um "Hallo" zu sagen.
Das empfinde ich als sehr nett und angenehm und vor allem auch als wichtig.

Die Konrektorin trifft auch gegen 7.00 Uhr ein und wir gehen den Tag durch und klären, was anliegt, wie wir vorgehen und wer günstigerweise welche Aufgabe davon übernimmt.
Auch hier findet durchaus ein privater Austausch statt, den ich nicht missen möchte.

Ab 7.30 Uhr wird es ein klein wenig hektischer. Aus dem Kopierraum ertönt in der Regel Stöhnen, weil a) der Kopierer streikt oder b) zu viele Menschen kopieren möchten.

Unsere Sekretärin trudelt ein und legt uns Infos vom Anrufbeantworter auf den Schreibtisch, die abgearbeitet werden müssen.
Eltern stehen zuweilen mit einem Male im Büro, entweder, weil sie sich beschweren möchten oder eine Frage haben.

Die Parkplatzsituation wird unübersichtlich und wir versuchen aus dem Bürofenster heraus oder direkt an der Straße einzugreifen und zu vermitteln.

Um 7.50 Uhr beginnt dann der Unterricht mit unserem Offenen Anfang und wir begeben uns in unsere Klassen.

Jetzt dreht sich erst einmal alles um die Kinder. Bis 11.30 Uhr sind wir (als Schulleitung) immer im Unterricht, manchmal auch bis 12.30 Uhr.
Die Klasse(n) musste(n) jedoch sehr schnell lernen, selbstständig weiterzuarbeiten, wenn ich - wenn wir - in dringenden Fällen aus dem Unterricht gerufen werden, um auf Schulleitungsebene zu agieren.

Das geschieht immer wieder einmal und lässt sich leider auch nicht ganz vermeiden.

In der Pause versuchen wir zumindest uns ins Lehrerzimmer zu setzen. Meistens erfolglos, da wir in der Regel ans Telefon oder zu Gesprächen gerufen werden.
Um 11.30 Uhr in der Pause ist das besser. Da ist das Sekretariat nicht mehr besetzt, der Anrufbeantworter läuft und nur wenige Menschen rufen die Durchwahl ins Schulleitungsbüro an.
Das sind entweder das Schulamt oder der Schulträger (oder penetrante Vertreter, die wir aber jedoch immer direkt wieder verabschieden).

Nun beginnt unsere Bürozeit.
Die Tür bleibt offen, so dass jeder, der uns sprechen möchte zu uns kommen kann.

Das eigentliche Schulleitungstagesgeschäft findet dann jetzt statt.
Es ist eine wunderbar unruhige Zeit, nicht zu vergleichen mit dem ruhigen Tagesstart.
Es gibt immer etwas zu besprechen, zu organisieren, zu koordinieren, auszufüllen, zu planen und zu erstellen.

Kinder, Eltern und Mitarbeiter geben sich die Klinke in die Hand und meistens gibt es tagesaktuelle Probleme, die sofort geklärt werden müssen.
Es ist eine abwechslungsreiche Zeit und man weiß morgens nie, was mittags geschehen wird.

Es ist eine laute, trubelige und von Entscheidungen geprägte Zeit, in der auch durchaus mal kontrovers diskutiert wird.

Manchmal gelingt es uns, in die Mensa zu huschen und mit den Kindern mitzuessen bzw. uns ein Essen ins Büro zu holen.

An den meisten Tagen finden Konferenzen, Netzwerktreffen oder Meetings ab 14.00 Uhr statt.
Wobei damit keine internen schulischen Konferenzen gemeint sind, die reduzieren wir auf fünf bis maximal sechs im Halbjahr, sondern eher Schulträgersitzungen, Schulleiterdienstbesprechungen bzw. diverse Netzwerktreffen oder Stiftungskonferenzen.

An Tagen ohne weitere Termine verlassen wir die Schule meist zwischen 15.00 Uhr und 15.30 Uhr, um dann irgendwann noch einmal am heimischen Rechner Unterricht vorzubereiten oder anderes zu planen.
Manchmal gibt es natürlich noch Abendtermine, Sprechtage, Elterninfoveranstaltungen etc.

Und natürlich gehen wir manchmal auch eher nach Hause. Sei es, weil wir alles zügiger abarbeiten konnten oder aber aus dem Gefühl heraus, eine kleine Auszeit zu brauchen.
Dann endet der Vormittag, was selten vorkommt, bereits gegen 13.30 Uhr  - zumindest in der Schule.
Der heimische Schreibtisch hält ja zu jeder Uhrzeit einen Platz für uns bereit.

Wir haben gelernt, uns auf das Kerngeschäft zu besinnen.
Das bedeutet zum einen, der Unterricht wird knackig und ohne allzuviel Bastelei vorbereitet.
Stundenlanges Laminieren und Ausschneiden wird auf ein Minimum begrenzt.

Wir überlegen genau, welches Telefonat notwendig ist und welches Formular wirklich sofort und unmittelbar ausgefüllt werden muss.
Unser Anspruch ist es, keine Papierschule zu sein und zu werden, sondern eine lebendige Schule.
Aus diesem Grunde habe schulentwicklungseigene Vorhaben immer Vorrang und der Schreibkram landet durchaus erstmal in der Ablage.

Unsere Schülerinnen un Schüler gehen vor. Es sind die Kinder, um die es geht und nicht die Dokumente. So versuchen wir, Schule zu leben und weiterzuentwickeln.

Mal gelingt uns das sehr gut, mal müssen wir drei Schritte rückwärts gehen, um neuen Anlauf zu nehmen.

Wie überall und immer im Leben.

Ich habe das große Glück in einem Beruf arbeiten zu dürfen, der mich voll und ganz ausfüllt und glücklich macht.
Darüber bin ich sehr froh und dankbar!

Susanne Schäfer 28.07.2017, 06.36 | (13/1) Kommentare (RSS) | PL

Unpopuläre Entscheidungen

Unsere Schule hat sich entschlossen, das JeKi/JeKITS Programm auslaufen zu lassen und das wohlwissend, dass es sich hierbei um eine eher unpopuläre Entscheidung handelt.
Schule wird heutzutage mehr denn je als Servicebetrieb verstanden. Alles, was man in den Schulalltag integrieren kann, entlastet die Eltern im Nachmittagsbereich und im Privatleben.

Für uns als Schule bedeutet das an vielen Stellen einen erheblichen und nicht immer leistbaren organisatorischen Mehraufwand, der häufig nicht in Relation zum Ergebnis steht.



Das Ziel von JeKi/JeKITS, auch jene Kinder an die Musik heranzuführen, die im privaten Umfeld diese Möglichkeit eher nicht erhalten, ist an unserer Schule insofern gescheitert, als dass sich herausgestellt hat, es reicht nicht aus, einem Kind einmal wöchentlich die Gelegenheit zu geben Instrumentalunterricht zu erfahren, wenn zu Hause niemand darauf achtet, dass das Instrument wertschätzend behandelt wird, geübt wird und zum Unterricht auch mit in die Schule gebracht wird.

Die Gruppenkonstellationen erwiesen sich häufig als echte Herausforderung für die Kolleginnen und Kollegen der Musikschule - die im Vormittagsbereich nun nur noch von Schule zu Schule hetzen müssen - und die es gewohnt waren, am Nachmittag wohlbehütete und motivierte Kinder in ihren Gruppen vorzufinden.

Die Stundenplangestaltung erwies sich als kaum mehr zu bewerkstelligen, da es an Räumen und Möglichkeiten mangelt, den Musikschulunterricht so zu integrieren, dass die Kinder nicht aus ihren Kernfächern gezogen werden müssen, andererseits die Violinengruppe aber nicht gerade neben den arbeitenden anderen Klassen probt.

Das neue JeKITS Programm dann erweist sich als gänzlich undurchdacht, denn die Kinder starten zeitglich mit Instrumentalunterricht und Orchester, was relativ sinnlos ist, wenn sie ihr Instrument noch gar nicht spielen können. Nach einem Jahr Instrumentalunterricht endet das Programm  dann wieder und die Eltern, die ihre Kinder weiterhin musikalisch unterstützen möchten, müssen ohnehin in den Nachmittagsbereich der Musikschule wechseln.
Das gelingt den wenigsten.

Die Organisation rund um das Landesprogramm erwies sich immer wieder als ärgerlich. Während für uns schulische Kernaufgaben im Vordergrund stehen, mussten Ausflüge und schulische Aktivitäten rund um das Programm organisiert werden. Bei zahlreichen Gruppen kaum mehr möglich, ohne dass nicht hin und wieder JeKITS Unterricht zugunsten eines Ausflugs oder einer anderen Aktivität ausfallen musste und muss.
Das wiederum störte natürlich jene Eltern, die das Programm bezahlen. Natürlich möchte man die volle Leistung für das, was man bezahlt.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass das Programm an unserer Schule den Schulbetrieb an vielen Stellen derart negativ beeinflusst, dass der Nutzen und die Sinnhaftigkeit nicht mehr gegeben ist und das trotz aller Anstrengungen und guter Kooperation mit der Musikschule.

Eine Rückbesinnung auf die eigentlichen Aufgaben von Schule ist manchmal notwendig, um die Kernaufgaben qualitativ gut zu bewältigen. Und das ist es, was wir möchten.

Nicht immer populär, aber für unsere Schule sinnvoll.

Susanne Schäfer 05.03.2017, 07.59 | (19/6) Kommentare (RSS) | PL

Weil nicht sein darf, was nicht sein soll!

In den letzten Wochen stoße ich vermehrt auf Berichte (wie diesen) nahezu verzweifelter, überforderter und frustrierter Kolleginnen und Kollegen, die die Verhältnisse in unseren Schulen darlegen, offenlegen und anprangern.

Es scheint vieles nicht rund zu laufen in unserem derzeitigen Bildungssystem und der beinahe schon verzweifelte Schrei nach Gehör an den richtigen Stellen, wird nicht ernst- oder gar nicht erst wahrgenommen.

Neben der vielerorts verständlichen Frustration der Kolleginnen und Kollegen sind es jedoch die Kinder, die „auf der Strecke bleiben“ und die – neben den Kollegen – es verdienen, in den Fokus gerückt zu werden.







Sechs Kinder meiner Klasse haben einen eindeutigen und vor allem deutlich sichtbaren erhöhten Förderbedarf.

Das ist die Realität.

Sichtbar und erkennbar sogar ohne jegliche offizielle Verfahren.

Diese wurden nach Beantragung aber auch abgelehnt. Eine Überprüfung des sonderpädagogischen Förderbedarfs wurde abgelehnt mit der Begründung:

„Fördermöglichkeiten der Grundschule wurden noch nicht ausgeschöpft!“ 

Faktisch bedeutet das: In meine Klasse geht kein Kind mit einem erhöhtem Förderbedarf.

Für die Statistik des Schulamtes mag das sehr nützlich sein – für diese Kinder jedoch nicht.

Jeder Mensch, der eine Nasennebenhöhlenentzündung hat geht zum HNO Arzt, mit einem entzündeten Blinddarm wählt man den Chirurgen. Sieht man schlecht hilft der Gynäkologe nicht wirklich weiter…..

Nur im Bildungsbereich werden die Kinder zu Versuchskaninchen degradiert und müssen mit einer Lehrerin Vorlieb nehmen, die weder über die entsprechende Profession verfügt, noch über die entsprechenden Hilfsmittel.

Weil nicht sein darf, was nicht sein soll.

Da diese Kinder ja offiziell gar keinen erhöhten Förderbedarf haben, benötigen sie offiziell ja auch keine entsprechende Förderung und das ist ein Vergehen an jedem einzelnen dieser Kinder.

Als Schulleitung darf man nun den Spagat machen und trotz Erkennen und Durchschauen der untragbaren Situation, das Team ermutigen, weiterzumachen, die Kolleginnen und Kollegen in ihrer Arbeit bestärken und unterstützen und versuchen, die Frustration auf ein erträgliches Maß zu minimieren.

Öffentliches Darlegen der realistischen Situation ist unerwünscht und die Konsequenzen für Schulleitungen nicht immer angenehm, um nicht zu sagen sehr unangenehm.

Wie oft wurde mir nun schon gesagt, ich habe die Inklusion nicht wirklich verstanden?

Ohne, dass je jemand dieser Menschen an unserer Schule war oder in meinem Unterricht.

Als Schulleitung, so erwartet man, hat man loyal zu sein und das wird leider häufig gleichgesetzt mit unkritisch.

Aber ist nicht genau das Aufgabe von Schulleitung? Kritisch zu hinterfragen, Kollegen den Rücken zu stärken, für bessere Bedingungen zu kämpfen und für jedes einzelne Kind der Schule das Bestmögliche zu fordern und zu ermöglichen?

So jedenfalls  habe ich meine, unsere, Aufgabe immer verstanden.

Ich gehöre nicht zu den Frustrierten. Ich leide auch nicht an Burnout, bin nicht verzweifelt und fühle mich auch nicht überarbeitet oder überlastet.

Aber nur, weil ich meine Grenzen akzeptiere und anerkenne, dass ich nicht die Arbeit einer Sonderpädagogin leisten kann.

Aus dem einfachen Grunde, weil ich keine  bin.

Das bedeutet, damit zu leben, dass einige Kinder nicht optimal gefördert werden können.

Nicht durch mich, nicht mit der größtmöglichen Anstrengung, nicht mit ganz viel Fleiß, Motivation und Ausdauer.

Im Grunde muss ich mich nicht sorgen, denn diese Kinder haben ja allesamt offiziell  keinen erhöhten Förderbedarf.

Was spielt es da für eine Rolle, dass ein Kind sich nicht selbstständig anziehen oder den Toilettengang nicht selbstständig ausführen kann? Was spielt es für eine Rolle, dass das Kind nicht in der Lage ist verständlich zu sprechen, wenn es doch offiziell gar keinen Förderbedarf „Sprache“ hat?

Alles ist gut – offiziell – nur wer fragt nach den Kindern?

Ich gehe jeden Morgen gerne in meine Klasse, weil es eine unglaublich tolle Lerngruppe ist, die mich jeden Tag Neues lehrt, die mich weiterbringt, mich reflektieren lässt, mich schmunzeln und glücklich sein lässt.

Und ich gehe jeden Tag in der Überzeugung, mein Bestes zu geben.

Das Beste jedoch wird nicht reichen, das ist mir bewusst, und deshalb kämpfe ich für diese Kinder, die Besseres verdient haben.

Und für ein Team, das ebenfalls Besseres verdient hat.

Die letzten Schulleitungsjahre waren geprägt von der Aufforderung: „Gehen Sie kreativ mit der Situation um!“

Dieser Aufforderung komme ich gerne nach, doch Kreativität kann nicht die Lösung der Probleme sein, die wir derzeit im Bildungssystem tragen müssen.

Kreativ sind wir alle und zwar jeden Tag aufs Neue und dennoch hilft uns das nicht dabei, jedem Kind gerecht zu werden.

Mir fehlt der Aufschrei der Eltern, deren Kinder darunter zu leiden haben, mir fehlt der realistische Blick hinter die Kulissen, mir fehlt das Rückenstärken der Obrigkeit und mir fehlt die Zauberkraft, uns alle mit den nötigen Fähigkeiten, den nötigen Kompetenzen, dem nötigen Mut und der nötigen Hoffnung auszustatten, um wirklich alles gut werden zu lassen.

Für jedes einzelne Kind.

Das, was ich einbringen kann und täglich einbringe ist die Überzeugung, dass wir hervorragende Arbeit leisten, ich kann meine Leidenschaft, mein Herz und meinen Willen einbringen, immer wieder neu zu reflektieren, zu evaluieren und zu schauen, wo wir wie bessere Wege finden können. Ich kann meine Fähigkeiten nutzen, um Dinge zu verändern, die durch mich - durch uns - veränderbar sind.

Ich kann das Team in seinem Tun bestärken, unsere Schule unseren Möglichkeiten gemäß bestmöglich ausstatten, die Rahmenbedingungen in unserem kleinen System optimieren, den Blick auf das Positive stärken und ich kann lernen, gelassener zu werden.

Gelassenheit im Hinblick auf die Dinge im System, die ich nicht ändern kann. Gleichzeitig kann ich versuchen, mutig genug zu sein, um kritisch zu reflektieren und zu hinterfragen und um das zu ändern, was ich ändern kann.

Und ich kann meine Stimme erheben und mich nicht scheuen, unbequem zu sein.

In aller Konsequenz!


Susanne Schäfer 18.02.2017, 10.48 | (60/46) Kommentare (RSS) | PL

Penetrante Vertreterinnen

Ich hetze die Flurtreppe herunter und überlege, ob ich zuerst die Toilette oder das Büro aufsuche und wieviel Zeit mir bleibt, um einfach einmal fünf Minuten im Lehrerzimmer zu sitzen.
Mit einem Bildnis meiner Person in der Hand, das mir ein Schmunzeln entlockte, schaue ich aus dem Fenster und sehe sie heran nahen.....




Die Trolleys weisen sie ganz eindeutig als Vertreterinnen aus. Ich fange die Damen an der Zwischentür ab, stelle mich vor und frage, ob ich ihnen weiterhelfen könne. Sie stellen sich als Vertreterinnen eines der größten Lehrbuchverlage vor und auf meine irritierte Frage, ob wir einen Termin hätten, kontern sie mit:
"Nein, wir möchten Ihnen aber dennoch unsere neuesten Lehrwerke vorstellen!"

Ganz so, als säßen wir gelangweilt herum und warteten nur darauf, von Vertretern renommierter Verlage heimgesucht zu werden. Ich erkläre sehr nachdrücklich, dass wir keinerlei Interesse an den Lehrwerken hätten und auch keine Zeit, um uns nun so sehr spontan mit den Damen auseinanderzusetzen.
Das stört die beiden nicht wirklich und die eine Dame möchte wissen: "Mit welchen Lehrwerken arbeiten sie denn hier?"
Nicht, dass es die Damen etwas anginge und überhaupt, hatte ich nicht deutlich mein Desinteresse bekundet?
Der Toilettendrang wird dringlicher, die Pause schwindet dahin und das Telefonat ist auch noch nicht erledigt.

Ich ärgere mich und gebe zu verstehen, dass wir bei Interesse sehr wohl wüssten, wohin wir uns zu wenden hätten und verabschiede mich in dem Wissen nun als unfreundlichste Schulleitung im Gedächtnis der Vertreterinnen und ihres Verlages zu verbleiben.

Das war nicht das erste unangehme Erlebnis mit Menschen, die uns von ihren Produkten zu überzeugen versuchten. Immer penetranter, aufdringlicher und dubioser werden die Versuche einiger Verlage, ihre Produkte zu verkaufen.
Am Telefon mogelt man sich mit Lügengeschichten an der Sekretärin vorbei und gibt an, von der Ausländerbehörde, dem Jobcenter oder einem anderen Amt aus anzurufen und Sachfragen klären zu wollen.
Nachdem die Telefonate dann in unserem Büro landen, stellt sich am anderen Ende der Vertreter eines Verlags oder gerne auch eines Fotografen vor.

Und diese Menschen reagieren sehr erstaunt, wenn man ihnen verärgert begegnet.
Schließlich meinen sie es ja nur gut mit uns.
Wahlweise verkaufen sie uns die Inklusion als lehrbuchgeeignet oder ihre Fotos als unschlagbar günstig.

Für meine Pipipause gehe ich das Risiko als unfreundlich abgestempelt zu werden gerne ein.

This is not my Job! Aber das erwähnte ich ja bereits.

Susanne Schäfer 14.02.2017, 18.51 | (15/3) Kommentare (RSS) | PL

Die Stärke des Teams

Beim Herstellen der Herzen für die Kinder meiner Klasse fiel mir auf, dass die Kollegen morgen auch den 100. Schultag in diesem Schuljahr "begehen" und auch das ist - mindestens - ein Herz wert.




Eine Schule lebt von einem starken Team und wir haben das große Glück, ein solches zu haben. Das bedeutet nicht, dass hin und wieder jemand zu uns gelangt, der sich nicht wohlfühlt, den Ansprüchen nicht gerecht werden kann oder nicht gerecht werden möchte. Das ist bei uns nicht anders, als an anderen Schulen.
Manchmal passt es einfach nicht, aber weitaus häufiger haben wir Glück und trotz all der unterschiedlichen Persönlichkeiten haben wir ein gemeinsames Ziel:
Schule voran zu bringen und die bestmögliche Grundlage für jedes Kind zu schaffen.

Schule kann sich nur weiterentwickeln, wenn wir bereit sind, neue Wege zu gehen und uns nicht dem "aber-früher-haben-wir-das-immer-so-gemacht-Gefühl" zu ergeben.
Nicht alles, was wir früher gemacht haben, muss heute verworfen werden, aber das beständige Schauen nach Optimierung, das Loslassen von Überholten und das Weiterentwickeln bewährter Methoden und Ideen - das alles macht Schulentwicklung aus und ist nur mit einem Team möglich, das bereit dazu ist.

Natürlich finden wir uns auch in Äußerungen wie diesen wieder, über die ich heute im Netz stolperte. Dann ist es an der Zeit, dem Team vor Augen zu halten, dass eine Rückbesinnung auf die Kernaufgaben manchmal ganz unbedingt nötig ist.

Ich zeige dann gerne Bilder wie diese, die zwar bitter sind, aber auch ein wenig unser Problem treffen: Wir nehmen uns zu oft zu viel an.
Vieles, von dem was wir machen, müssten wir nicht zwingend machen, aber wir meinen wir müssen es tun.
Das Freischaufeln von Arbeiten, die nicht zwingend unser Job sind liegt uns nicht unbedingt.

Das ist immer wieder ein Punkt, an dem wir jeder für sich, aber auch gemeinsam arbeiten müssen.

Bei all dem Engagement nicht zu vergessen, wo unsere eigenen Grenzen sind, diese erkennen, wahrnehmen und achten.
Manchmal hilft es dann auch, wenn man im Team aufeinander achtet, mitdenkt, selbstständig agiert und den ein oder anderen aus dem Tal des Jammerns befreit.

Ich bin froh, in einem solchen Team arbeiten zu dürfen. Fehler machen zu dürfen, ohne dass jeder es sofort persönlich oder krumm nimmt. Die Gewissheit zu haben, mich auf jeden einzelnen verlassen zu können, mich begeistern zu lassen von neuen Ideen und Ansätzen, aber auch einmal sachliche Kritik äußern zu können, ohne dass jemand direkt in den "Dienst nach Vorschrift" gleitet.

Und vor allem eines zu können: Herzlich zu lachen!
An dem Tag, an dem das Lachen aus unseren Räumen verschwindet, läuft etwas falsch.
Ich hoffe, wir lachen noch lange gemeinsam.

Susanne Schäfer 12.02.2017, 14.12 | (10/2) Kommentare (RSS) | PL

Kindersprechtag Teil I

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Der aktuell heute früh zu erstellende Vertretungsplan druchkreuzte unsere Kindersprechtagspläne minimal und so mussten die ersten Termine auf Donnerstag verschoben werden, da wir länger in den Unterricht gingen.

Nichtsdestotrotz konnten wir die ersten Kinder heute im Schulleitungsbüro willkommen heißen und waren überrascht, wie gut sie vorbereitet waren.



Sie kamen mit Aufzeichnungen, manche kurz, manche sehr ausführlich und hatten sich sehr genau überlegt, was sie mit uns besprechen wollten.
Dass wir heute ganz oft Positives rund um das neue Schulgebäude hörten, hat uns natürlich riesig gefreut. Die Probleme erschienen heute überschaubar und vor allem gemeinsam lösbar.
Der Wunsch nach einer oder mehrerer Schaukeln war heute das vorherrschende Thema. Der neue Schulhof bietet viele neue Spiel- und Klettermöglichkeiten, aber Schaukeln - wie auf dem alten Schulhof - gibt es in der Tat nicht.

Neben einigen persönlichen und durchaus auch privaten Problemen spiegelten die Kinder heute das, was wir Erwachsenen seit Schuljahresbeginn deutlich wahrnehmen: Das Miteinander im neuen Gebäude und in den viel vielfältigeren Räumen ist deutlich friedlicher und entspannter als im alten Gebäude.

Es war schön zu erleben, wie selbstbewusst und offenherzig die Kinder mit uns diese Gespräche führten. Nahezu nach jedem Gespräch hatten wir etwas zu Staunen und haben die Kinder wieder einmal anders als im bloßen Unterrichtsgeschehen erlebt.

Schulleben ist eben nicht nur Unterricht. Und das ist gut so!

Susanne Schäfer 16.01.2017, 16.36 | (8/0) Kommentare (RSS) | PL

Kindersprechtag





In den kommenden drei Tagen führen wir bereits zum dritten Mal unseren Kindersprechtag durch. Alle Kinder der Schule erhalten eine Einladung und dürfen sich, sofern sie möchten und ein Anliegen haben, einen Termin bei uns im Schulleitungsbüro geben lassen. Die Kinder dürfen alleine kommen, mit einem Partner oder mehreren Kindern - so, wie es ihnen am besten passt.

Nach der Anmeldung verteilen wir schriftlich Gesprächstermine und achten darauf, dass die Kinder nicht eigens aus der Turnhalle kommen müssen oder vom Mittagessen weggeholt werden.

In diesem Jahr war der organisatorische Aufwand ein wenig höher, da wir jeweils von 7.50 Uhr bis 11.30 Uhr im Unterricht in unseren eigenen Klassen sind und insbesondere die Erstklässler aber häufig bereits um 11.30 Schulschluss haben.

Aus diesem Grunde verteilen sich die Termine auf drei Schulvormittage. Die Kolleginnen und Kollegen sind so nett und lassen die Kinder, die sich angemeldet haben, für zehn Minuten ins Schulleitungsbüro kommen.
Dort hören wir die Anliegen und Sorgen und Nöte der Kinder an, machen uns Notizen und versuchen gemeinsam nach Lösungen zu suchen, wenn Schwierigkeiten und Probleme das Gesprächsthema sind.

Wir besprechen mit den Kindern, dass das, was sie uns sagen, von uns vertraulich behandelt wird, es sei denn, wir einigen uns darauf, die Kinderkonferenz hinzuzuziehen oder Kooperationspartner mit ins Boot zu nehmen.
Von persönlichen Kümmernissen bis hin zu Beschwerden über die Hausaufgaben hatten wir in den Vorjahren sehr viele interessante Gesprächsthemen und finden es großartig, dass sich sogar die Erstklässler schon "trauen", zu einem solchen Gespräch ins Büro zu kommen.

Aus diesen Gesprächen sind viele gute Ideen hervorgegangen, die unser Schulleben seitdem bereichern. Aus diesem Grunde sind wir gespannt auf die anstehenden Gespräche und freuen uns darauf!

Susanne Schäfer 15.01.2017, 13.26 | (12/4) Kommentare (RSS) | PL

Verzerrte Wirklichkeit.....

.... oder es ist nicht alles Gold, was glänzt.




Beim Lesen dieses Blogs könnte der ungewollte Eindruck entstehen, unser Schulalltag befände sich in einer von Glitzerstaub bedeckten und Seifenblasen behafteten Parallelwelt.
Dem ist selbstverständlich nicht so. Und da dem ganz und gar nicht so ist, war und ist mein Bestreben, den Blick hier auf das Positive zu fokussieren. Zudem gibt es rechtliche und moralische Grenzen, was das Beschreiben realer und vor allem konfliktbehafteter Situationen angeht, insbesondere vor dem Hintergrund, dass ich mich nicht einreihen mag in die Schar der anonym bloggenden Lehrer, sondern mit meinem Namen dafür einstehe, was hier geschrieben steht.

Der Alltag als Klassenlehrerin ist kaum mehr konfliktbehaftet. Das liegt unter anderem daran, dass sich die Prioritäten im Schulalltag verschieben, sobald man in die Schulleitung geht. Situationen, die mich früher geärgert haben, nehme ich heute nur noch zur Kenntnis und beschäftige mich dafür mit anderen Konflikten.
Zudem habe ich als Klassenlehrerin ja bereits zwanzig Jahre Routine (entwickeln können) und bin mit sechseinhalb Jahren erst vergleichsweise kurz in der Schulleitung.

Und in diesen Jahren war ich sehr wohl das ein oder andere Mal geneigt, diese Funktion wieder aufzugeben. Die Frage nach dem: "Was mache ich hier eigentlich?"
stellt sich immer wieder einmal, insbesondere dann, wenn ich mich in den Ungerechtigkeiten des Systems gefangen fühle.

Dass ich niemals alles hingeworfen habe, liegt zum größten Teil an den Menschen, die mich auf meinem Weg begleiten und denen es immer wieder gelingt, mir zu zeigen, was es wert ist, in Schulleitung zu bleiben. Und letztlich, seien wir ehrlich, habe ich nach wie vor Visionen und bin mit ganzem Herz und all meiner Leidenschaft Schulleitung und das trotz aller Widrigkeiten gern.

Der Verwaltungsaufwand ist in den vergangenen sechs Jahren erheblich angestiegen. Mein Eindruck ist der, dass Formulare immer umfangreicher und komplizierter werden, es mehr und mehr verbindliche Statistiken gibt, die regelmäßig erstellt und regelmäßig fortgeführt werden müssen und wir rasch zu einer Aktenschule verkommen könnten, wenn wir uns nur und ausschließlich einbinden ließen in diese Mail-, Umfrage- und Dokumentationsflut.
Das ist der Part der Arbeit, die wenig Freude bereitet, zeitintensiv ist und - so scheint es - uns vor Ort nicht weiterbringt. Eben etwas, was gemacht werden muss. Leidenschaftslose Pflichterfüllung.

Der Vormittag wäre leicht gefüllt mit all diesen Arbeiten, die ich frühmorgens vor dem Unterricht oder im Anschluss daran angehe und auf ein Minimum zu reduzieren versuche. Nicht zu vergessen, nicht alleine angehen und bearbeiten muss, sondern wir den Luxus genießen, als Schulleitungsteam arbeiten zu können. Anders ginge es von der Größe der Schule und mit eigener Klassenführung auch gar nicht.

Weitaus anstrengender sind die Konflikte, die an Schulleitung herangetragen werden oder aber durch und mit Schulleitung erst initiiert werden. Die Spanne ist groß und reicht von Kindern, die sich nicht an Regeln halten, über Schulabstinenzler bis hin zu Flüchtlingskindern ohne jegliche Deutschkenntnisse, höchstgradig traumatisiert und nun mit einem Male eingebunden in ein recht starres Schulsystem, was den Kolleginnen und Kollegen einiges an Kraft, Energie und Einfallsreichtum abverlangt.
Nicht zu vergessen die Schwierigkeiten, die durchaus im Bereich der Elternarbeit auftreten - denn bei über 300 Kindern finden sich immer Eltern, die berechtigter - oder auch mal unberechtigterweise Kritik üben, andere Vorstellungen von Schule und Unterricht haben oder bestimmte Situationen aus Elternsicht einfach anders wahrnehmen, als wir in unserer Lehrerrolle.

Kooperationspartner möchten nicht immer unbedingt kooperieren, sondern gerne mal bestimmen, wie wir Schule zu leiten haben und üben hin und wieder weitaus mehr Einfluss auf den schulischen Alltag aus, als dieser verkraften kann.
Wir hängen in einem System, in dem zu viel in Schule "hineingetopft" wird und letztlich steigt die Qualität nicht mit der Fülle an zusätzlichen Angeboten, sondern es wird ein wahrer Kraftakt, alles unter einen Hut zu bringen und gelingt - sofern man nicht aufpasst - macnhmal nur auf Kosten der Qualität - etwas, das nicht hinnehmbar  ist und was ganz klar in die Zuständigkeiten von Schulleitung gehört, darum zu kämpfen, das Qualität im Vordergrund steht und Schule nicht zu einem Massenabfertigungsbetrieb wird.
Da kann es an der ein oder anderen Stelle zu Konflikten mit Kooperationspartnern kommen, die - konstruktiv - zu lösen unsere nicht immer unanstrengende Aufgabe ist.

Und da überall und immer unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Persönlichkeiten aufeinandertreffen, kostet es in einigen Situationen ganz erhebliche Kraft die emotionale Ebene zur Seite zu schieben und sachlich und fundiert nach Lösungen zu suchen.

Natürlich bringt mir das die ein oder andere schlaflose Nacht ein, alles andere wäre gelogen. Zum einen wache ich nachts auf mit einer ellenlange to-do-Liste im Kopf, der ich im Dunkeln liegend noch rasch einige Punkte zufüge, in der Hoffnung, sie am Morgen nicht wieder vergessen zu haben.

Und der Glitzerstaub ist spätestens dann verloren, wenn Konflikte im eigenen Team auftreten und diese nicht so gelöst werden können, wie es für alle Beteiligten und vorrangig natürlich für das Schulleben und die Kinder, am besten wäre.

All das ist jedoch - und wird es vermutlich auch immer bleiben - unsere schulische Realität. Da gibt es eben jene Tage, an denen sich das Universum gegen einen verschworen zu haben scheint und man mit der Ungerechtigkeit des Systems nur schwerlich zurecht kommt.
Da zeigt der Körper schonmal an, dass eine Grenze überschritten wurde und man nun vielleicht besser einmal einige Gänge hinunterfahren sollte.

Das ist an unserer Schule nicht anders, als an anderen Schulen. Auch bei uns glitzert es nur, wenn wir es glitzern lassen. Und manchmal kommt etwas dazwischen, das den Glitzerstaub auffängt, bevor er uns erreicht und das Leben zeigt uns eine lange Nase.

Natürlich könnte ich auch darüber schreiben. Über Wut und Verunsicherungen, über Selbstzweifel und Mutlosigkeit. Ich habe mich aber bewusst dagegen entschieden, um ein Zeichen zu setzen.
Ein Zeichen dafür, dass der Glitzerstaub und die Seifenblasen trotz allem da sind. Manchmal fällt es uns nur schwer, sie zu sehen und aufzufangen.

Hier soll ein Ort sein, an dem das gelingt.
Das brauchen wir.
Das tut uns gut.
Das ist heilsam und versöhnend.

Susanne Schäfer 15.01.2017, 07.53 | (16/8) Kommentare (RSS) | PL

Das Sonnenstrahlenbuch

Die Defizitorientierung aufzubrechen, sich immer bewusst zu machen, dass Positives durchaus überwiegt, Negatives lediglich schwerer zu wiegen scheint, das ist ein steter Prozess.
In den vielen Lehrerzimmern, in denen ich bereits sitzen durfte, trugen wir Lehrer häufig das Leid das Welt.
Nicht wirklich, aber gefühlt und verbalisiert.
Ein Zustand, der zur Eigenunlust führen kann und somit ungut ist.




Nimmt man die Aufgaben hinzu, die wir uns selbst manchmal auferlegen - ich schrieb bereits davon - die aber nicht mehr viel mit unserem eigentlichen Beruf zu tun haben, dann kann das krank machen. Kann. Es muss nicht so sein, es ist nur eine Möglichkeit.

Diese und einige andere Gedankengänge waren in einem der vergangenen Jahre Thema einer Lehrerkonferenz. Wir haben überlegt, wie wir es schaffen können, uns mehr auf das Positive zu besinnen und so entstand unser "Sonnenstrahlenbuch".
Es steht im Lehrerzimmer und wer immer einen glücklichen Moment erlebt, trägt ihn - sofern man möchte - in unser Buch ein und lässt somit die anderen teilhaben am Positiven, am Augenblick, an der Blickwickeländerung.

Das Buch erlebt gute Zeiten und trostlose Zeiten.
Es macht dennoch immer wieder Spaß, darin zu blättern, die Einträge zu lesen und zu schmunzeln, nachzudenken oder einfach nur zu lächeln.

Wir haben es in der Hand, uns die Zeit für diesen Blickwinkel und das Festhalten des Moments zu nehmen oder eben auch nicht.

Heute hätte ich so vieles hineinschreiben können:

Vom guten Gefühl bei unserer gestrigen offiziellen Einweihungsfeier, von den vielen positiven Rückmeldungen, die wir erhielten oder auch von den unzählig vielen helfenden Händen, die den Tag haben gelingen lassen.

Ich hätte auch hineinschreiben können, wie  viel Freude ich mit den "Eisbären" habe, wie schnell sie sich entwickeln, wie zauberhaft die Kinder sind und wie oft sie mich zum Lächeln oder Lachen bringen.

Ich hätte hineinschreiben können, wie stolz ich auf das Team bin, auf jeden einzelnen, aber auch wie froh, wenn der Umzugsrummel endlich abklingt und wir einfach bitte nur unsere Arbeit machen können, ohne Bauarbeiten, Feiern, Reden, Events und andere Kraftakte.

Geschrieben habe ich nichts.
Nicht, weil ich nicht wollte, sondern weil der Schulalltagstrubel mich derart im Griff hatte, dass ich gar nicht daran gedacht habe.

Das ist so schade.
Aber nicht zu spät.
Das Besinnen auf die schönen Augenblicke geht immer und jederzeit, es liegt an uns.
Und morgen warten auch noch leere Seiten darauf beschrieben zu werden!

Ich muss es nur tun.
Nicht darüber schreiben, sondern hineinschreiben.
Weil es gut tut!

Susanne Schäfer 21.09.2016, 00.00 | (12/4) Kommentare (RSS) | PL

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Katharina
So eine tolle Seite mit so vielen Inspirationen! Vielen herzlichen Dank dafür.
13.7.2020-9:54
Anne
Liebe Susanne, erst einmal ein großes Lob für die vielen liebevoll gestalteten Dinge. Ich möchte im neuen Schuljahr auch eine Eisbärenklasse starten. Gibt es schon Schilder für die Tafel mit den Unterrichtsstunden? LG
21.5.2017-17:17
Melanie
Liebe Susanne,
vielen Dank für deine tollen Texte, darin kann man sich wirklich stundenlang verlieren!
Am Schuljahresanfang hattest du Auf- und Einräumbilder deines Klassenraumes gepostet, mich würde mal interessieren, wie es jetzt so bei dir aussieht, nachdem darin schon eine ganze Weile gelebt wird.
Es grüßt dich ganz herzlich,
Melanie
14.5.2017-19:18
Pepe
Weil nicht sein darf, was nicht sein soll! Mutige, offene Worte. Vielen Dank dafür, Susanne. Genau so sieht es aus.
23.2.2017-16:37
Melli
Liebe Susanne, ich möchte gerne die Gelegenheit nutzen, um dir ganz ganz herzlich für die tolle Idee und natürlich deine süßen Materialien zum Märchentag zu danken. Wir begehen seither den "Märchenfreitag" (stundenplanbedingt) und meine Erstklässler lieben es! Gerade für meine sehr spracharmen Kinder ist es eine tolle Möglichkeit, den Wortschatz zu erweitern und sie zum Sprechen und Erzählen anzuregen. Und ähnlich wie du habe auch ich einen ungemeinen Spaß daran, jede Woche ein neues Märchen vorzubereiten und mal keine Buchstabeneinführung ö.ä. zu machen. Also lieben, lieben Dank!!!
18.2.2017-11:02
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