Der Schulalltag hat sich eingependelt, viele Phasen und Elemente des Unterrichts konnten wir bereits ritualisieren, die ersten Kinder lesen ganz wunderbar, andere ringen noch ein wenig mit den Lauten, sind aber auf einem guten Wege.
Wir haben uns kennengelernt, können uns besser einschätzen, uns aufeinander verlassen und ich lerne, meinen Unterricht umzustellen auf eine Lerngruppe mit noch mehr einzigartigen Kindern und den ihn eigenen Herausforderungen.
Nun ist es Zeit für etwas Neues.
Auch wenn jeder Tag immer wieder neu und aufregend ist und kein Tag in der Schule wirklich je dem anderen gleicht, müssen wir nach neuen Möglichkeiten suchen, Lernfelder zu schaffen, die alle Kinder motivieren.
Aus diesem Grunde führe ich in der kommenden Woche den "Märchen-Montag" ein.
Die Idee kam mir in der Adventszeit, als wir ein tägliches Vorleseritual etablierten und ich feststellen musste, wie schwer es vielen Kindern fällt, zuzuhören und das Gehörte aufzufassen.
Das Hörverstehen der Kinder bietet sicherlich genug Anreiz für einen eigenen Blogeintrag, doch heute möchte ich mich an dieser Stelle intensiver mit dem "Märchen-Montag" auseinandersetzen.
Eine große Schatzkiste bietet ausreichend Platz für ganz viele Gegenstände, Bilder, Bücher, Utensilien, Hand- und Fingerpuppen, Bastematerialien und vielleicht auch die ein oder andere Überraschung.
Ich fülle die Kiste jeweils passend zu dem Märchen, dem wir uns an einem Montag widmen werden.
Die Märchentexte, die ich ausgewählt habe, sind recht kurz und einfach gehalten, so dass die Fähigkeit Zuzuhören nicht sofort zu einer harten Geduldsprobe wird.
Wir hören uns das Märchen im Kreis an, entweder lese ich es vor oder ich erzähle es frei (je nach Märchen) und der Tisch im Kreis wird mit Gegenständen zum Märchen dekoriert.
Je nach Märchen bieten sich nun zahlreiche Lernmöglichkeiten an. Am ersten "Märchen-Montag" werden wir die Handlung mittels Tafelbildern nachstellen und nacherzählen, einen Wortspeicher anlegen, kleine Rollenspiele mit Fingerpuppen initieren und natürlich einen Froschkönig basteln.
Außerdem legen wir ein Märchen-Portfolio an, ein Märchen Schatzheft sozusagen, in dem wir Zeichnungen, Wörter und Ideen rund um die einzelnen Märchen sammeln werden.
Wir werden gemeinsam passende Lieder singen, zu Märchen musizieren, Märchen weitererzählen und überlegen, ob uns das Märchen etwas Besonderes sagen möchte.
Märchen faszinieren die meisten Kinder und bieten vielfältige Lernanlässe und Möglichkeiten. Zudem erhalten die Kinder durch das Vorlesen noch einmal einen ganz anderen Zugang zu Märchen, als sie das durch die Disney Verfilmungen kennen.
Eingebettetes Lernen wird häufig gar nicht als Lernen empfunden und die Kinder sind in der Regel weitaus begeisterter dabei, als wenn sie stupide Buchstabe um Buchstabe in ihr Arbeitsheft schreiben sollen.
Ich weiß heute noch nicht, wie sich diese Idee weiterentwickeln wird. Wir fangen erst einmal an und schauen dann von Woche zu Woche. Wenn die "Märchen-Montage" den Kindern nur halb so viel Spaß machen, wie mir die Vorbereitungen und Gedanken dazu, ist viel gewonnen.
Liebe Susanne,
gibt es eine Möglichkeit direkt unter deiner Antwort zu kommentieren?
Das eingebettete Lernen in "Lernumgebungen" oder an Stationen finde ich auch besonders wichtig. Das nutze ich gerne für umfangreiche Sachunterrichtsthemen, die ich dann mit Kunst und Deutsch verbinde. Irgendwie müssen wir uns dann doch für bestimmte Themen entscheiden. Aber ich werde einfach beim nächsten größeren Thema die Kinder befragen, was sie lieber ausführlich behandeln möchten.
Es ist richtig und wichtig, dass wir uns vom Zeitdruck befreien müssen. Das gelingt mir jedoch leider nicht immer. Dabei dachte ich einmal, dass wir an Ganztagsschulen mehr Zeit für die Kinder hätten ...
Es ist wirklich hilfreich, dass du als Schulleiterin solche Gedanken laut äußerst.
Deine Idee mit der Schülersprechstunde finde ich klasse! Das ist auch ein guter Tipp für eine Klassenlehrersprechstunde.
Einen schönen Sonntag wünscht dir
vom 15.01.2017, 13.59
Das wäre eine praktische Funktion, wenn man unter meiner Antwort antworten könnte, aber ich glaube, das geht nicht. Ich frage aber mal nach.
Die Idee mit dem Kindersprechtag war nicht meine, sondern die unserer Konrektorin, da möchte ich mich nicht mit fremden Federn schmücken.
Was die Entschleunigung angeht, so versuche ich immer wieder dafür zu plädieren, uns davon frei zu machen.
Mal gelingt es, mal leider nicht.
Ich arbeite selbst daran und freue mich immer sehr, wenn ich mich aus bestehenden - vermeintlichen - Zwängen befreien kann.