Perspektivenwechsel

Der Blog ruhte nun eine ganze Weile. Nicht, weil es die Eisbärenklasse nicht mehr gäbe - es gibt sie und es ist nach wie eine wunderbare Klasse, mittlerweile im dritten Schuljahr. Ich habe allerdings gemerkt, 
dass der Zeitpunkt  eines Perspektivenwechsels gekommen ist. 
Irgendjemand kommentierte hier einmal - für mich klang es ein klein wenig abwertend  - dies würde wieder ein enthusiastisch begonnener Blog, den ich eines Tages dahinsiechen lasse.
Ich verstehe die Haltung hinter diesem Kommentar, würde es aber positiv formulieren wollen:
Im Netz lässt sich wunderbar nachvollziehen, welche Entwicklungen ich als Lehrerin, aber auch als Schulleiterin gemacht habe.
Und nun naht lediglich ein weiterer, vermutlich ein nicht abwendbarer Schritt, hin zu einem Wechsel der Perspektive.
Der Rahmen des Blogs, die Eisbären, passte schon länger nicht mehr wirklich, denn immer häufiger sind es allgemeine bildungspolitische Themen, die mich beschäftigen und die ich eher aus Schulleitungssicht betrachte.

Aus diesem Grunde habe ich mich entschlossen, diese Entwicklung auch im Netz zu vollzuziehen. Ab sofort werde ich meine Gedanken und Erlebnisse an anderer Stelle beschreiben. 

"Geschäfert" ist seit eben gerade online.
Ich freue mich auf Mitleser und Mitleserinnen.


Susanne Schäfer 19.11.2018, 19.08| (10/0) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Gedanken

Auf demokratischer Augenhöhe

Wir sind aufgeregt.

Ganz unerwartet haben wir die Möglichkeit erhalten, während unseres Kurzurlaubs am Besuchstag einer bekannten demokratischen Schule teilzunehmen.

Nachdem unsere ersten Hospitationsbitten abgelehnt wurden, freuen wir uns nun umso mehr.

Am  Abend vorher ergehen wir uns darin, in unseren Erwartungen zu schwelgen und uns in den buntesten Farben auszumalen, was wir Innovatives, Demokratisches und Freies sehen werden.

Wir lesen uns ein und erkennen schnell die engen Grenzen unseres Vorstellungsvermögens und so lassen wir uns überraschen.

Am nächsten Morgen stehen wir früh auf und fahren 45 Minuten bis zur besagten Schule. Die Außenansicht des Gebäudes und Geländes ist vielversprechend, nicht vergleichbar mit unserem Schulgebäude. Eine weiße, große Villa empfängt uns. Draußen spielen einige Kinder, es gibt keine einengenden Zäune, nur ansprechendes, naturnahes Gelände.

Der erste Eindruck ist vielversprechend.

Wir wissen nicht so recht, wohin oder an wen wir uns wenden müssen und gehen zögerlich durch die Eingangstür, nur um unmittelbar darauf in einem bunten Treiben zu landen.

Neben den vielen Schuhen, die am Fuße an einer Treppe nun vor uns und in Regalen neben uns liegen, fallen uns Schülerinnen und Schüler auf, die vorbeihuschen, auf Treppen sitzen, sich etwas zurufen.

Ratlos schauen wir uns um und erfahren – sozusagen im Vorbeigehen – dass wir ganz nach oben müssen und das am besten natürlich auch schuhfrei.

So landen unsere Schuhe auf der recht strapazierten Holztreppe und wir huschen auf Socken bis in die obere Etage. Dort führt uns irgendwer in einen Raum, in  dem schon einige Besucher sitzen.

Wir erhalten einen Namensaufkleber und werden gebeten, uns einen Platz zu suchen.

Es ist laut, Kleinkinder weilen unter den Besuchern und erkunden den Raum. Unter dem großen Holztisch sitzt ein Mädchen, es mag vielleicht sechs, sieben Jahre alt sein, und singt vor sich hin.

Wir haben Zeit, den Raum anzuschauen und sehen Regale in denen einige Schulbücher stehen, einige Lexika, bekannte Verlage sind vertreten.  Weiße Magnettafeln stehen beschriftet herum, in der Ecke steht ein Sofa, das bereits bessere Zeiten gesehen hat, aber so wie es ist ausgezeichnet in diesen Raum passt.

Hier und dort liegt Kram herum, Getränke und Kekse stehen für uns Besucher bereit.

Es wird kurz hektisch, weil in den vorbereiteten Umschlägen für die Besucher ein Elternprotokoll vermutet wird, das sich aber nicht finden lässt.

Ich schaue in die vorbereiteten Unterlagen und finde nur einige Presseberichte und Infos über die Schule.

Mit der Begrüßung beginnt der Einblick in eine interessante und nicht ausschließlich fremde Schulwelt.

 

Unter den Besuchern sind viele Eltern mit ihren teilweise doch noch sehr jungen Kindern, Lehrerkollegen, Studenten und Menschen, die selbst eine eigene Schule gründen möchten.

Der erste Vater stellt sich und seine kleine Tochter vor, das „Du“ und der Vorname sind hier obligatorisch, und erklärt, seine Tochter habe für sich entschieden, der Kindergarten sei nichts für sie, deshalb müsse sie dort auch nicht hingehen, dürfe aber bald schon diese Schule besuchen.

Andere Eltern berichten davon, dass das eigene Kind im Regelschulsystem nicht zurechtgekommen und nun seit dem Herbst gar nicht mehr beschult werde.

Eine Kollegin erklärt, dass das Regelschulsystem nichts für sie sei und sie nach sechs Jahren spürt, mit dem System stimmt etwas nicht.

Das Regelsystem, so kommt es mir schnell vor, ist hier behaftet mit einer Art „Feindbild“.

Ganz bewusst entscheide ich mich dafür, bei unserer Vorstellung darauf hinzuweisen, dass wir just in diesem Regelschulsystem als Schulleitung arbeiten und uns freuen, hier sein zu dürfen.

Die Blicke der anderen ließen sich vielfältig deuten, während die Vorstellungsrunde weitergeht. Wir sind vielleicht 25 Besucher und haben eines gemeinsam: Die Neugier auf die etwas andere Schule.

Wir werden gebeten, keine Fotos zu machen und nichts mitzunehmen.

In zwei Gruppen geht es nun zur Schulführung. Der junge Mann, der uns begleitet ist charmant und wortgewandt. Er war einst selbst einige Jahre Schüler dieser Schule und arbeite nun als FSJ-ler hier, so erklärt er uns.

Er zeigt uns nun einen ersten Raum, schlicht, bestückt mit einem Sofa, einem ebenfalls stark abgenutzten Sofa und einem Regal, in dem wüst einige Bücher kreuz und quer herumliegen.

Drei Schülerinnen und Schüler sitzen mit Ipads und Handys auf dem Sofa und registrieren uns nur am Rande.

Das Regal sei so unaufgeräumt, wird uns erläutert, weil gerade umgeräumt wird. Hier stünde Literatur zur Sprachförderung. Ich sehe drei Harry Potter Bände und komme nicht dazu, mir die anderen Bücher genau anzuschauen, denn wir gehen weiter in den nächsten Raum, den „Medienraum“.

Hier stehen ein Kicker, ein Sessel, ein Regal mit einigen wenigen Gesellschaftsspielen und ein abgeschlossener Metallschrank in dem die Medien lagern:

Ipads, GoPros für die Skifreizeit und ähnliche Medien. Ein junger Schüler liegt im Sessel und spiel ein sehr lautes Spiel auf dem Ipad. Ich sehe Autos herumrasen. Er wird gebeten, den Ton auszustellen, damit wir besser verstehen, was uns erklärt wird.

Seine Motivation der Bitte zu folgen scheint gering und so höre ich nur lautes Autorasen statt der weiteren Erklärungen.

Wir werden nun durch alle Räume geführt. Es gibt einen Raum für Naturwissenschaften – in dem man Schuhe tragen sollte – der aber derzeit nicht stark frequentiert wird – so die Erläuterung.

Die Ausstattung ist minimalistisch, Material kann ich so gut wie keines entdecken. Überhaupt fallen mir die wenig gestalteten Wände und Räume auf.

Der „Lesen-Schreiben-Rechnen-Raum“ für jüngere Schüler zumindest ist „dekoriert“ mit einer alten Anlauttabelle eines bekannten Verlags. Es dominiert ein großer Holztisch – die Holztische in allen Räumen sind wunderschön, robust und trotz der enormen Abgewetztheit sehr einladend – ein leerer weißer Kaufladen steht an der Wand, in einem großen Regal findet man Lük Kästen, Logico und einige wenige Schulbücher.

Ein Besuchskind malt eine Osterei Vorlage aus, auf dem Tisch stehen Buntstifte bereit.

Der Raum wirkt auf mich wie ein arg vernachlässigter Kindergartenraum. Als Kind hier eine gewisse Lernmotivation zu entwickeln stelle ich mir schwierig vor.

Vor dem Raum liegt ein kleines Mädchen auf dem Boden und spielt mit einer zerzausten Barbiepuppe.

Insgesamt sehen wir sehr wenige Schülerinnen und Schüler, die, die wir entdecken können, sitzen oder liegen mit Handys und Ipads herum und spielen. Die Chipstüte zwischen sich, was uns angesichts der Grundregel: „Diese Schule kocht und isst bio-dynamisch und vegetarisch.“ schmunzeln lässt.

Wir sehen noch das kleine Atelier, in dem man sich kaum bewegen kann, so vollgestellt ist es mit Staffeleien, Nähmaschinen, Leinwänden und anderen Materialien.

Der Raum wird, so erklärt man uns, gerade nicht so oft benutzt, da hier immer schmutziges Geschirr mit Essensresten herumstand.

Nun sei der Raum hauptsächlich verschlossen.

Es ist eigentlich ein wunderschöner Raum, mit großen Fenstern, viel Licht. Die Fensterrahmen sind – wie in vielen anderen Räumen auch – beschmiert mit Farbe und viel Schmutz.

Die Schule wird von den Schülerinnen und Schülern eigenständig gesäubert, dafür ist das PK, das Putzkomitee zuständig und jeder Schüler, jeder Schülerin muss eine halbe Stunde in der Woche mithelfen, die Räume zu reinigen. Auf jeder Etage stehen farbig markierte Putzschränke, deren Inventar – es kommt bekannt vor – auf einem laminierten Schildchen außen aufgelistet ist.

Auch auf den Toiletten finden sich bekannte Schildchen: „Bitte spülen“ heißt es da und mir scheint, die Probleme an Schulen aller Art sind in einigen Bereichen die gleichen.

 

Ich fühle mich unwohl auf meinen Socken im Toilettenbereich und denke nicht weiter darüber nach, was nun alles an meinen Socken haften mag.

 

Wir lernen den Fingerabdruckscanner kennen, mit denen die Anwesenheitszeit erfasst wird, denn auch an dieser Schule gilt es, eine bestimmte Wochenstundenzahl in der Woche anwesend zu sein.

Der Monitor über dem Fingerabdruckscanner bleibt dunkel, ich vergesse zu fragen, wofür er bestimmt ist.

Der Musikraum unten im Keller ist winzig. Ein Schlagzeug steht auf dem dunkelvioletten Teppich, ein Keyboard, ein Rechner. Viele Verstärker stehen herum, an den Wänden Gitarren.

Man trägt sich in eine Liste ein, wenn man den Raum nutzen möchte. Ein Team betreut den Raum und ist für den Raum verantwortlich. So ist es mit allen Räumen.

Neben dem Musikraum befindet sich der Essraum, auch hier finden sich die riesengroßen Holztische wieder.

Es schließt sich eine große Küche an, in der bereits gekocht wird.

Das Mineralwasser wird gesponsert von einer großen Firma und in einem Flaschenregal liegt für jeden Schüler/jede Schülerin eine Flasche bereit. Ein dick angeketteter Edding dient der Beschriftung der Flaschen.

Auf einer Flasche ist ein überdimensionierter Penis gezeichnet. Schulalltag eben.

Türen schwingen auf und zu und knallen. Ab und zu ertönt eine Durchsage durch das Haus.

Wir dürfen nun in die freitägliche SV-Sitzung in einem großen Raum, in dem sich in der Tat dann doch einige Schülerinnen und Schüler und einige Mitarbeiter finden. Der Raum ist groß und hell, die Wände in hellblau mit weißen Wölkchen bemalt. Wir sitzen auf großen Kisten.

Drei Schülerinnen und Schüler leiten die SV, die Akustik in dem Raum ist nicht optimal, ich sitze recht weit hinten im Raum und verstehe nicht alles, was gesagt wird. An der Wand vorne sieht man die Anträge, die zur Abstimmung gelangen sollen.

Vor dem Raum sitzt ein junger Schüler, der dafür zu sorgen hat, dass es leise ist während der SV. Dieser Schüler war  - so wird uns erläutert – in der letzten SV Sitzung laut und als logische Konsequenz muss er nun heute dafür sorgen, dass es leise bleibt. Er spielt dabei auf einem stumm gestalteten Ipad.

Strafen gibt es keine an dieser Schule, nur logische Konsequenzen. Wenn du deine tägliche Supermarktzeit nicht in die entsprechende Liste einträgst, wirst Du nicht bestraft, musst allerdings mit der logischen Konsequenz leben, die diesem Regelbruch folgt und darfst eben eine Weile nicht mehr zum Supermarkt.

 

In der SV werden langsam und langwierig, demokratisch eben, die Anträge abgearbeitet. 

Der Schulleiter muss aufgrund zweimaligen Regelbruchs (Hineinrufen ohne aufzuzeigen) die SV verlassen und es wirkt so ein bisschen, als sei er ganz froh sich nun vor dem Gebäude eine rauchen zu können.

Es gibt viele Regeln an dieser Schule. Sehr viele Regeln. Die Anträge berufen sich auf alte Regeln und bitten um neue Regeln. Es wird diskutiert, gerungen, entschieden. Anträge werden zurückgezogen, kritisiert von allen Seiten beleuchtet.

Eine Mitarbeiterin kritisiert den von ihr selbst gestellten Antrag bis sie bemerkt, dass es ihr eigener Antrag war.

Der Antrag wird bis auf weiteres zurückgestellt.

Es geht darum, wer wie lange die Schaukeln nutzen kann und ich entdecke Parallelen.

Ein Schüler stellte den Antrag ein bestimmtes Spiel auf den Ipads freigeschaltet zu bekommen. Es wird hin und her diskutiert, denn das Spiel ist erst ab 12 Jahren freigegeben.

Als ein Mitarbeiter den Jungen fragt, ob er sich vorstellen kann, den Antrag zurückzuziehen, kann er sich das gut vorstellen.

Demokratie eben.

Die Struktur dieser SV ist nicht anders als an anderen Schulen. Für mich als Besucherin ist es nach einer halben Stunde wenig spannend. Aber ich habe Zeit, die Menschen zu beobachten.

Es sind wenig Schüler anwesend. 85 besuchen die Schüler, in der SV – die man besuchen kann, aber natürlich nicht besuchen muss – sitzen insgesamt an die 20 Stimmberechtigten, davon vier Mitarbeiter.

Ich frage mich wo die anderen Schülerinnen und Schüler sind, denn in den Räumen sahen wir ja auch nur wenige von ihnen.

 

Während weiter um Worte und Formulierungen gerungen wird, rutsche ich unruhig auf meiner Kiste herum und bin froh, als wir die SV verlassen dürfen und als Besucher noch einmal im Raum unter dem Dach einfinden und Zeit für Fragen haben.

Eine Mitarbeiterin, drei Schüler und eine Schülerin sind so nett und stehen für unsere Fragen zur Verfügung. Unter dem Tisch sitzt nach wie vor die junge Schülerin und singt und redet vor sich hin.

Ich esse enttäuscht einen wahrscheinlich biodynamischen Keks und harre der Fragen, die da kommen mögen.

„Was bedeutet für Euch freie Schule?“, möchte ein Besucher wissen und ein junger Mann antwortet sehr eloquent und vergleicht Begrifflichkeiten wie „selbstbestimmtes Lernen“, „eigenständiges Lernen“ und „freies Lernen“. Die Mitarbeiterin mag es philosophischer und fragt zurück: „Welche Freiheit ist denn konkret gemeint?“

Wir gehen nicht in die Tiefe, die Zeit ist knapp. Die Kollegin, die aus dem Regelschulsystem ausbrechen möchte, fragt die Schüler, was sie tun muss, damit die Schüler sie hier einstellen würden, denn an dieser Schule entscheiden die Schüler, wer hier arbeitet und wer gehen muss.

„Es muss einfach passen! Du musst das Konzept von Herzen leben!“, ist die unbestimmte Antwort.

An dieser Schule, so wird uns vorgetragen, kann jeder seine Bedürfnisse ausleben. Ein Schüler berichtet, er habe erst ein Jahr lang nur jeden Tag auf dem Sofa gelegen und gelesen, dann zwei Jahre lang nur am Ipad gespielt und dann irgendwann beschlossen, es sei Zeit zu lernen.

Ein anderer Schüler ergänzt: „Wir haben eben alle unterschiedliche Bedürfnisse. Ich zocke eben total gern und meine Mutter liest lieber. Sie lässt mich zocken und ich lasse sie lesen!“

Mir entfleucht ein sarkatisches: „Wie großzügig von ihm!“, womit ich mich direkt disqualifiziere.

Es gäbe viele Fragen, aber man erahnt die Antworten im Voraus. Es gibt viel unprofessionelle Schelte für das Regelschulsystem. Die Mitarbeiterin zieht über ihre ehemaligen Mitarbeiter her und es wird immer deutlicher, dass das Regelschulsystem hier nicht nur verkannt, sondern auch verachtet wird.

 

Ich ringe mich durch und frage nach, ob die Schülerschaft meint, sie repräsentiere an dieser Schule einen gesellschaftlichen Querschnitt.

Nein, ist die eindeutige Antwort, aber auch der Hinweis darauf, dass man das gar nicht wolle.

Meine weitere Frage nach multiprofessionellen Teams wird vage damit beantwortet, dass zwei Mitarbeiter ein Lehramtsstudium absolviert haben und es schwierig sei, andere Professionen zur Zusammenarbeit zu bewegen.

 

Es wird nach den möglichen Abschlüssen gefragt, die extern abgelegt werden müssen. Dies können sowohl der Hauptschul- als auch der Realschulabschluss sein.

 

„Und danach?“, möchte jemand wissen und wir hören die klare Aussage eines Schülers: „Ich suche jetzt einen Job, aber ich kann mir nicht vorstellen, in einem hierarchisch geführten Betrieb zu arbeiten!“

Die Mitarbeiterin ergänzt: „Keine Ahnung, was aus den Jungs und Mädchen wird. Das wissen wir doch ohnehin nie. An keiner Schule!“

 

Mir läge am Herzen zu fragen, wie Teambildungprozesse stattfinden, wie Lesen gelernt wird, wann Gemeinsames praktiziert wird, doch es folgt wieder eine Breitseite gegen die Regelschule im allgemeinen und mir vergeht ein wenig die Lust. Hier geht es gar nicht um Austausch.

Hier arbeiten und leben Menschen, die nur von sich und dem einen Konzept überzeugt sind, anderes hat keinen Bestand, so kommt es mir vor.

Die Kleinkinder toben herum, eines hat definitiv die Windel voll, eine interessierte Besucherin ist restlos begeistert, hat einen ganzen Block voller Notizen mitgeschrieben und fasst ihre Begeisterung nahezu philosophisch zusammen.

Ich bin ernüchtert und bräuchte einen Keks. Der Teller ist leer. Schade.

Bei der Verabschiedung kann ich es doch nicht lassen und merke an, dass man das eigene System nicht durch Abwertung der anderen Systeme aufwertet und ich den Eindruck erhalten hätte, dass Regelschule hier so eine Art „Feind“ sei, ohne zu wissen, was sich in anderen Schulen gerade bewegt.

Unterschiedliche Systeme, so führe ich weiter an, können doch durchaus nebeneinander Bestand haben.

Das sei eine sehr wichtige Rückmeldung, so sagt mir die Mitarbeiterin und sie gebe das auf jeden Fall an das entsprechende Komitee weiter.

 

Vor dem Haus kommen wir noch mit einem anderen Besucher ins Gespräch, einem Studenten, mit dem wir uns kurz aber konstruktiv über unsere Eindrücke austauschen.

Ich gehe mit dem guten Gefühl, an unserer Schule an der richtigen Stelle zu sein.

Vor einigen Jahren hätte ich mich nach diesem Besuch vor allen Dingen spießig und dem Establishment zugewandt gesehen. Heute bin ich froh darüber, dass es für alle Ansätze und Überzeugungen einen Platz gibt.

 

Ein wenig neidisch schaue ich auf die imposante Villa zurück und stelle mir vor, welche wunderbaren Lernorte man darin schaffen könnte.

So wie es den Gründern gelungen ist, ihre eigene Vision von Schule umzusetzen. Ich finde das bewundernswert, auch wenn meine Visionen diesbezüglich andere sind.

Wir nehmen nichts mit außer der Gewissheit, gesehen zu haben, welche Visionen nicht den unsrigen entsprechen.

Es bleibt jedoch zu erwähnen, dass die Menschen in der dieser Schule glückliche Menschen sind, visionäre Menschen, selbstbewusste Menschen.

Menschen, die für ihre Überzeugung leben und „brennen“. Nicht anders als wir, nur gänzlich anders in der Umsetzung.

 

Es war schön, das gesehen haben zu dürfen, doch nun freue ich mich sehr auf morgen. 

Auf unsere Kinder, auf unsere Lernumgebung und auf unser Team, das auch „brennt“.

Nur irgendwie, irgendwo ganz anders.

Irgendwann gelingt es uns vielleicht, voneinander zu lernen.

Das wäre mein Traum.

Susanne Schäfer 08.04.2018, 08.21| (12/1) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Gedanken

Qualitätszeit

Wenn sich um 7.50 Uhr mit dem ersten Schellen unsere Schultüren öffnen, gehe ich mit den frühen Kindern gemeinsam hoch in unseren Klassenraum.
Bis 8.10 Uhr haben die Kinder Zeit, in aller Ruhe anzukommen.
Diese 20 Minuten sind reine Qualitätszeit und ich genieße diese ersten Augenblicke mit den Kindern sehr.



Während einige direkt munter darauflos plaudern und ich vom kleinen Bruder erfahre, der die Familie bei Nacht auf Trab gehalten hat, setzen sich andere Kinder ersteinmal allein an den Tisch und müssen die Müdigkeit überwinden.

Bis die Kinder hier ankommen, ist in der Regel schon eine Menge geschehen am Morgen. So wie wir, haben sie gute Tage und Momente, hektische Vormittage oder gar verschlafene.

Einige Kinder brauchen morgens einen  kleinen Kopfstreichler, andere suchen von sich aus die Nähe, wieder andere suchen sich etwas aus dem Regal und spielen und arbeiten allein oder gemeinsam mit anderen Kindern.

Gemeinsam mit einigen Kindern hängen wir den Tagesplan auf und ich erfahre umgehend, dass der neue Hund die ganze Nacht über Schluckauf hatte und jetzt weiß man ja gar nicht, wie das enden wird.
Ganz aufgelöst ist das Kind und ich, die ich so gar keine Ahnung von Haustieren, insbesondere von Hunden habe, beruhige es und schlage vor, dass wir in den Büchern nachsehen, was Schluckauf bei Hunden bedeutet.

An einem Tisch wird gefrühstückt. Zwei Kinder fegen den an sich noch sauberen Raum.
Es wird viel berichtet, erzählt, gefragt.
Mir wird vorgelesen, mir werden Briefchen gebracht, jedes Kind grüßt freundlich und zu keiner anderen Tageszeit werde ich mit derart vielen Freundlichkeiten und Komplimenten begrüßt und bedacht.

Auch ich versuche, jedes Kind persönlich zu  begrüßen und den Morgen mit freundlichen und netten Worten beginnen zu lassen.

Es gibt so gut wie nie Streit in dieser Zeit. Die Kinder sind so entspannt, wie selten. Es werden keine Erwartungen an sie gestellt. Sie müssen nicht "funktionieren" und dürfen einfach sie selbst sein:
Müde, aufgedreht, zappelig, still, traurig, albern, fröhlich, mitfühlend, distanziert....

In kleinen Gruppen spielen die meisten und greifen zu den Materialien aus unseren Freiarbeitsregalen. Phasenweise verschieben sich die Interessen. Heute kann ein Zauberwürfel spannend sein, morgen die Magnetbaukiste.

Wir sind mittlerweile ein eingespieltes Team, können uns aufeinander verlassen und wissen sehr viel voneinander.
Das Fundament ist Vertrauen.

In diesem täglichen 20 Minuten erfahre ich von den Sorgen und Nöten, von Arztbesuchen, Streitigkeiten, Essensgewohnheiten. Ich lasse mir vorlesen, lese selbst vor, lausche und beantworte Fragen und kann erkennen, wie der Tag für jedes Kind begonnen hat.

Ich weiß, dass man nicht lernen kann, wenn man sich Sorgen um den Hund macht, der an Schluckauf leidet und wenn das kleine Geschwisterbaby nachts weint, ist man morgens einfach sehr müde.

Jeder bringt seine ganz eigene Geschichte mit, jeden Morgen aufs Neue. Die Zeit zum Ankommen tut uns gut.
Wenn es um 8.10 Uhr zum zweiten Mal klingelt, räumen alle ganz selbstverständlich auf und wir treffen uns im Kreis.

Nun können wir gut beginnen, denn wir haben uns Zeit füreinander genommen. Zeit, für das, was uns früh am Morgen gut tut. Zeit für die Klassengemeinschaft, Zeit für Vertrauen.

Das Fatale ist nur: Wir Lehrer neigen zur Hetze. Wir lassen uns hetzen durch längst veraltetet Lehrpläne, immer neue Erlasse und Gesetze, Elternwünsche und den eigenen Ansprüchen.
Dabei kränkelt unser Schulsystem vor allem daran,  dass wir uns zu wenig Zeit nehmen für die Dinge, die wirklich wichtig sind.

Und das sind nicht immer die Dinge, die im Lehrplan stehen.

Es ginge uns und den Kindern besser, wenn wir uns nicht mitreißen ließen, sondern mehr Qualitätszeit in den Schulalltag einbringen würden.
Dazu bedarf es im Grunde nur eines:
Den Mut, sich von der Papierschule zur Tatenschule zu bewegen.

Diesen Mut wünsche ich uns allen.
Und viel mehr von diesen täglichen 20 Minuten.

Susanne Schäfer 01.04.2018, 10.17| (11/3) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulalltag

Willkommenskultur?

In den vergangenen Jahren hatten wir immer wieder einmal Hospitationsbesuch an unserer Schule.
Sei es aus der näheren Umgebung, sei es aus anderen Bundesländern
oder gar dem benachbarten Ausland. Wir haben jeden einzelnen Besuch immer als große Bereicherung empfunden und konnten alle Besucher ganz mühelos in unseren schulischen Tagesablauf integrieren.

Hospitationsbesuch empfinde ich grundsätzlich als anregend und nicht als belastend.
In den direkten Austausch zu kommen, von anderen Erfahrungen und Bedingungen zu hören, eigene Konzepte zu erläutern und aus einem anderen Blickwinkel wahrgenommen zu werden birgt das große Potential, nicht immer und ausschließlich im eigenen Dunstkreis gefangen zu sein und zu bleiben.

Auch eigene Hospitationen an anderen Schulen waren bislang immer auf die ein oder andere Weise wertvoll.





So erschien es uns sinnvoll, die Idee, die aus unserem Team kam, an anderen Schulen zu hospitieren und später zusammenzutragen, was andere Systeme anders machen als wir, umzusetzen.

Nicht, um abzukupfern oder abzuschauen, sondern um den eigenen Blickwinkel und Horizont zu erweitern und über den Tellerrand zu schauen.

Als die ersten Kollegen mit der Rückmeldung an uns herantraten, dass es nicht so leicht sei, Schulen zu finden, die Hospitationen "erlauben" erschien mir das zunächst gar nicht glaubhaft.

Entweder man gerät an derart beliebte Schulen, dass man sozusagen in eine Abfertigungsmaschinerie gerät, Geld zahlen soll und kaum Gelegenheit für Gespräche bleiben oder aber man ist schlicht nicht wirklich erwünscht.

Naiv wie ich bin, dachte ich, diesem Stadium des "jeder wurschelt hinter geschlossenen Türen" seien wir längst entkommen, wurde und werde aber eines Besseren belehrt.

Nun stellt sich mir die Frage, warum ist das so?

Auch unter Schulleitern erlebe ich durchaus Konkurrenzdenken und Egoismus, was die eigene Schule anbelangt und dies nicht immer zum Vorteil der eigenen Schulentwicklung.
Wovor hat man Angst, wenn man Besucher nicht willkommen heißen mag?

Der Aufwand kann es nicht sein.
Die Gäste kommen, man begrüßt sie und sie gehen mit dem ein oder anderen mit in den ganz normalen Unterricht.
Darum geht es doch gerade.
Schulalltag und das Miteinander in anderen Systemen zu erleben, wahrzunehmen, wie Kolleginnen und Kollegen in anderen Schulen mit alltäglichen Situationen umgehen.
In andere Klassenräume zu schnuppern, andere Strukturen zu erleben  und dankenswerterweise eben Schule mal aus einer anderen Perspektive betrachten zu können.

Haben Schulen Angst, man könnte etwas abschauen? Etwas als Eigenes verkaufen, was aber von dort herstammt?
Ein  Thema das mich nicht nur real, sondern auch virtuell ganz sicher immer beschäftigt.
Hat man Angst vor Wertung und Kritik? Wobei wir als Gäste weder werten noch kritisieren möchten.
Wird Besuch als Kontrolle empfunden?

Für mich ist es schwer nachvollziehbar, dass Kolleginnen und Kollegen auf ihre freundliche Anfragen gar keine Antworten bekommen oder aber ein Staatsakt aus einer solchen Hospitation gemacht wird.
Und ich bedauere diese Umstände sehr.

Austausch untereinander ist doch vom Ursprung her konstruktiv und sollte nicht lähmend oder belastend sein.

Unsere Türen stehen immer offen und das nicht nur bildlich gesprochen, sondern ganz real.
Wir haben nichts zu verbergen, sondern sind stolz auf unsere schulischen Strukturen, die wir mit viel Arbeit und Engagement in den vergangenen Jahren geschaffen haben.
Und das bedeutet nicht, dass es bei uns perfekt zugeht.
Ganz und gar nicht und zwar nie.

Aber menschlich.
Und wir leben nicht nur mit unseren Kindern eine Willkommenskultur, die von Herzen kommt.

Vielleicht finden sich ja noch Schulen, denen wir für einen Vormittag lang willkommen sind.
Nicht auf der Suche nach Perfektheit, aber auf der Suche nach Kolleginnen und Kollegen, denen es im gemeinsamen Austausch um eine gute Schulentwicklung geht.
Zugunsten unserer Kinder und zugunsten aller, die im System Schule arbeiten.

Mir scheint, es liegt noch ein langer Weg vor uns.
Aber das hat uns noch nie abgeschreckt!

Susanne Schäfer 04.03.2018, 15.34| (13/5) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulleitung

Der gekünstelte Aufschrei

Eine Nation ist entsetzt.
Das zumindest meint man seit Freitag, seitdem die Medien sich auf den IQB Bericht stürzen, um über das schlechte Abschneiden unserer Viertklässler in den Grundschulen zu berichten.



Meinungsmachende Menschen jeder Profession äußern sich nun überrascht und erstaunt über diese Ergebnisse.
Und - in NRW zumindest - wird unmittelbar und auf die Schnelle damit reagiert, dass man auf die mediale Rampensau aufspringt und verkündet, "der Rechtschreibunterricht an den Grundschulen solle verbindlicher werden. Die umstrittene Methode "Lesen durch Schreiben" werde begrenzt."

Immerhin könnte man sich nun darüber freuen, dass Frau Gebauer nicht die medial dauerfalsche Bezeichnung "Schreiben nach Gehör" benutzt.

Dass seit vielen Jahren zu kurz gedacht wird, das lese ich nirgendwo.

Sprechen kann ich immer nur über NRW. Hier zumindest wurde das Einschulungsalter der Kinder sukzessive herabgesetzt. Die Lehrpläne jedoch sind seit 2008 dieselben geblieben. Ein Agieren also gegen jegliche entwicklungspsychologischen Erkenntnisse.
Die Abschaffung der Vorschulklassen und der Möglichkeit, Kinder zurückzustellen (auch ohne erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen) waren und sind eine weitere Ursache dafür, dass hier im Lande bildungspolitisch nicht alles optimal läuft.

Wir überfrachten die Grundschulen mit Aufgaben und Arbeitsbereichen, die Elternhäuser heute - wenn überhaupt - nur bedingt abdecken können.
Schule ist längst zu einem Servicebetrieb verkommen, dem versagt bleibt, sich auf die Kernaufgaben zu besinnen.

Der Aufschrei der Empörung und des Entsetzens ist ein künstlicher, denn längst schon weisen Schulleitungen immer und immer wieder auf Missstände und Fehlpolitik hin.
Und das, um wohlgemerkt die Konsequenzen im Form von verbaler Schelte zu spüren.

Wenn man kritisiert, hat man in der Regel "das System nicht verstanden" oder hat ein "falsches Verständnis von unserem Schulsystem".

Unzureichend universitär ausgebildete Lehramtsstudenten gehen in das  - verkürzte - Referendariat, um dort dann mit Realitäten konfrontiert zu werden, die im besten Fall nur frustrieren und nicht zur sofortigen Aufgabe und zum Scheitern verurteilen.

Bildungspolitische Entscheidungen und Rückentscheidungen - man denke nur an die unsägliche Kopfnotendiskussion - führen zu intensiver und am Ende nutzloser Arbeit,  die wir besser in Unterrichtsentwicklung hätten inverstieren können.

Wir reformieren alles und das beständig. Ein zur Ruhe kommen, ein einfaches Arbeiten ein Fokussieren auf Wesentliches ist in den letzten Jahren nur sehr bedingt möglich gewesen.
Wenn man das einfordert, wenn man sich gegen eine reine Papierschule stemmt,  wenn man das Wort ergreift, wenn man nicht mainstream handelt, dann wird Funktionskompetenz infrage gestellt und man wird rüde angewiesen, den Erwartungen zu entsprechen.

Nun schreien wir also gekünstelt auf.

Jüngere Kinder, größere Klassen, nicht modifizierte Lehrpläne, personelle Unterversorgung, Inklusion, Integration, ein Projekteüberfluss und ein Reformirrsinn sind unsere Schulrealität.
Und darin erleben wir wunderbare Kinder, die wir nicht auf eine reine Rechtschreibleistung reduziert wissen möchten.
Ja, Rechtschreibung ist wichtig, aber das sind andere Kompetenzen auch.

Wer schreibt darüber, dass die Kinder viel selbstständiger sind als noch vor einigen Jahren? Dass sie reflektierter sind und teamfähiger? Dass sie das Lernen lernen, vielfältige Lernwege kennenlernen und es ihnen gelingt, trotz teilweise sehr suboptimaler häuslicher Bedingungen überhaupt zu lernen?

Schaut überhaupt jemand mal IN die Systeme? Geht jemand in den Unterricht, in die Klassen und beobachtet?
Erfasst jemand die Hintergründe, die Zusammenhänge und die Strukturen?

Es ist nicht damit getan, "Lesen durch Schreiben" zu begrenzen. Mir graust es bei dieser Feststellung. Wo bitte lehrt denn jemand so, wie die pauschale Medienschelte es beschreibt?
Das Rechtschreibproblem hat gänzlich andere Ursachen, aber es ist natürlich viel simpler, die breite Masse mit Schlagworten abzuspeisen und im Glauben zu lassen, damit würde alles gut.

Nichts wird gut.

Gut kann es nur dann werden, wenn Lehrpläne geprüft und modifiziert werden, die Lehrerausbildung sich qualitativ verbessert und Grundschule sich endlich wieder auf das besinnen darf, was ihre Aufgabe ist: Einen fundierten Grundstein zu legen, um Kindern eigene, differenzierte Lernwege zu eröffnen.

Wenn Schulleitungen nicht länger zugeschüttet werden mit Statistiken und Statistiken der Statistiken. Mit unzähligen Tabellen, die am besten sofort und unmittelbar mit schnöden Zahlen ausgefüllt werden müssen. Wenn Schule wieder vom Papier in die Realität gelangen darf - das wäre ein erster guter Anfang.

Wenn man uns einfach unsere Arbeit machen ließe.
Denn die machen wir gut.

Susanne Schäfer 15.10.2017, 05.24| (64/51) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Gedanken

Lehrer gegen Lehrer

Die wenig nachhaltigen bildungspolitischen Veränderungen in unserem Lande, die mangelhaft bis unzureichend
vorausgeplante Inklusion sowie die unterschiedliche Bezahlung einzelner Lehrämter führt vermehrt zu
Missgunst, Neid, Wut, Empörung und Unverständnis innerhalb der Lehrerschaft.
Das ist zumindest das, was ich in diversen Foren, Facebookgruppen und Newsgroup seit längerer Zeit beobachten kann.

Nun mag das sicherlich nicht repräsentativ sein, was ich lese und dadurch beobachte, aber es bereitet mir Sorgen, denn die Emotionalität verhindert eine sachliche Diskussion, trägt nicht zur eigenen Zufriedenheit bei und führt zu wenig konstruktiven Lösungsansätzen.

Als Beispiel versuche ich anhand des Themas Inklusion zu beleuchten, was mir aufgefallen ist und nach wie vor vermehrt auffällt.





Es scheint, als durchliefen wir Lehrer unterschiedliche Phasen, was den Umgang mit der Inklusion angeht.
Ich möchte die erste Phase einfach mal plakativ "das Tal des Jammerns" nennen.
Eine Phase, die ich ebenso durchlaufen habe wie die meisten meiner Kolleginnen und Kollegen.

Empörung darüber, was wir als Grundschullehrer noch alles leisten sollen.
Angst davor, keinem Kind mehr gerecht werden zu können.
Unverständnis darüber, dass wir mit einem Mal die Arbeit der gut ausgebildeten Sonderpädagogen mitübernehmen sollen.
Wut darüber, dass die Politik sich derart an Kindern mit ausgewiesenen Förderschwerpunkten vergeht.

Eine sehr emotionale Phase, die zunächst wenig Spielraum für Reflexionen und das Überdenken von alternativen Möglichkeiten zulässt.

Es folgt häufig die Phase des "blinden Aktionismus".
Gehetzt und verfolgt von dem Gedanken "ich muss aber" arbeiten wir hektisch daran, allen Kindern gerecht zu werden, schreiben bis tief in die Nacht Förderpläne, erstellen Unterrichtsmaterialien, lesen uns hier ein und dort ein und sehen doch kein Land.
Wir telefonieren hinter Hinz und Kunz hinterher, durchblättern unzählige Handbücher und Ratgeber und fühlen uns verloren und allein gelassen.
Wir arbeiten uns aus dem Leben, sind frustriert und müde und erkennen,  dass wir nicht leisten können, was uns - so scheint es - auferlegt wird.
Dies führt unweigerlich zum Rückfall in "das Tal des Jammerns" und zwar immer wieder und sehr regelmäßig.
Natürlich ist das so, denn ich werde auf dieser Art und Weise weder den Kindern, noch mir selbst gerecht.
Ich bin zum Scheitern verurteilt.

Dies zu erkennen ist mitunter schwierig, denn die meisten Kolleginnen und Kollegen arbeiten mit sehr viel Herzblut und enormen Engagement. Sie fühlen sich schlecht, wenn sie hinter ihren eigenen Erwartungen und denen anderer zurückbleiben.
Das ist der Zeitpunkt, an dem Schulleitung unbedingt einschreiten muss und "die Reißleine ziehen muss".

Den blinden Aktionismus zu stoppen ist meines Erachtens nach die wichtigste Phase. Einigen gelingt das allein, andere benötigen den Rückhalt der Schulleitung. Verdient haben alle diesen Rückhalt.

Denn:

Ich bin Grundschullehrerin.
Ich habe keine Ausbildung als Sonderpädagogin.
Ich kann die Arbeit eines ausgebildeten Sonderpädagogen nicht leisten.
Ich muss all das, was ich mir selbst auferlege nicht leisten.
Ich muss für mich akzeptieren, dass ich lediglich innerhalb bestimmter - meist nicht beeinflussbarer - Rahmenbedingungen agieren kann.
So gut es mir durch meine Ausbildung möglich ist.
Ich muss meine Wut ablegen, weil sie mich hindert nach anderen Wegen und Möglichkeiten Ausschau zu halten.
Ich muss meine eigenen Grenzen erkennen und akzeptieren.

Schulleitung hat die weitere Aufgabe an entsprechenden Stellen zu kommunizieren, was möglich ist und was eben nicht.
Das ist den Kolleginnen und Kollegen nicht in derselben Weise möglich wie uns als Schulleitung, also müssen wir Schulleiter aufstehen, unbequem werden und Rückgrat zeigen.
Wir müssen transparent machen, welch ein Vergehen an den Kindern stattfindet und unser Team schützen und stärken.

Erst im weiteren Schritt ist es möglich, in die Phase des "Umdenkens und  Handelns" einzutreten.

Als Team kann man nun, wenn man die emotionalen Phasen durchlaufen hat, gemeinsam schauen, welche kleinen bis großen Veränderungen sind uns möglich, die helfen, Kindern gerechter zu werden.
Was kann am Unterricht geändert werden, am Zeitmanagement, an der Notengebung?
Wie gehen wir mit Lehrwerken um, mit Vergleichsarbeiten mit Zeitfressern wie diversen zu schreibenden Plänen, die niemandem nutzen?

Wir können anfangen im Kleinen, im eigenen System Dinge zu verändern, die den Kindern und uns entgegenkommen.
Wir haben nun die Möglichkeit, offen und unemotional über den Tellerrand zu schauen und nach neuen Wegen für uns und unsere Schule zu suchen.

Natürlich ist uns dabei stets bewusst, dass wir nie ein Optimum erreichen werden.
Doch statt weiterhin an den falschen Stellen darüber zu wüten, richten wir Appelle an die richtigen Stellen und entwickeln unsere Schule dennoch weiter.

Ganz viele Schulen sind mittlerweile an diesem Punkt angekommen. Natürlich gibt es Rückfälle in "das Tal des Jammerns", aber zu wissen, dass Wut blockiert hilft, sie abzustreifen.

Nun geschieht - und das verblüfft mich immer wieder - folgendes im Netz.
Kolleginnen und Kollegen beschreiben ihren Weg oder den Weg ihrer Schule mit Inklusion umzugehen und werden von anderen Kollegen - die sich nach wie vor in der ersten von mir beschriebenen Phase befinden - angegriffen.
Man wirft den Schulen und Kollegen "das Schönreden der Inklusion vor", man fragt wiederholt nach, "ob denn das Beste für jedes Kind machbar ist?" und man prangert nach wie vor an, was man an anderer Stelle anbringen muss: Das Problem der fehlenden Ressourcen.
Dabei wird unterstellt, dass Teams, die sich auf den Weg machen und die ersten beschriebenen Phasen erfolgreich hinter sich lassen konnten, unkritisch mit dem Iststand der Inklusion umgehen.
Das empfinde ich als zu kurzsichtig.
Nur, weil man sich konzeptionell neu orientiert, um für sich und das eigene kleine System neue Möglichkeiten zu schaffen, heißt das nicht, dass man unkritisch alles hinnimmt, was die Politik einem vorsetzt.
Dieser Vorwurf ist in vielen Fällen unberechtigt und haltlos.

Es ist die Wut, in die man nach wie vor verfangen ist, die einem Reflexion und Wege verschließt und die letztlich manchmal an ganz falscher Stelle landet.

Das ist bedauerlich. Sich auf neue Wege zu begeben bedeutet nicht, ganz klar zu kommunizieren, dass Inklusion so, wie sie hier derzeit gelebt wird, immer auf Kosten von Kindern und Kollegen geht.

ABER uns bleibt immer die Möglichkeit das Beste aus einer unschönen Situation herauszuholen.
Gemeinsam.
Im Team.
Nicht unkritisch, im Gegenteil.

Inklusion darf nicht dazu führen, dass Lehrer sich gegen Lehrer wenden.
Wenn wir anfangen, uns gegenseitig Dinge zu unterstellen, die nicht der Wahrheit entsprechen, untergraben wir unsere eigenen Möglichkeiten und werden nicht weiterkommen.

Wut ist nie ein guter Ratgeber!

Wir können nur etwas bewirken, wenn wir die Debatte versachlichen und uns auf das besinnen, was wir können.
Wir können nicht die Professionen anderer Lehrämter übernehmen.
Von meinem Zahnarzt erwarte ich nicht, dass er abends rasch ein Handbuch liest und mir am nächsten Morgen die Gallenblase entfernt.

Von mir erwarte ich auch nicht, dass ich mir die Kompetenzen einer Sonderpädagogin autodidaktisch aneigne.
Aber ich erwarte von mir, dass ich mit dem, was ich habe, das Bestmögliche für die eigene Schule, die Kinder und das Team bewirke und lerne, mich damit zufriedenzugeben, dass mehr als mein Bestes geben nicht geht.

Und politische Kämpfe führe ich an anderer Stelle.
Unbequem, kritisch und ausdauernd.

Wir haben mit all den engagierten Lehrerinnen und Lehrern um uns herum "Schwein gehabt" und das ist es, was mehr gewürdigt werden muss.
Von vielen Seiten!

Susanne Schäfer 27.08.2017, 08.46| (16/0) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Gedanken

Zeitmanagement

Unsere Schule wird derzeit von 314 Schülerinnen und Schülern in 13 Klassen besucht. Für uns als Schulleitung - bei vollem Deputat, also 28 Wochenstunden - bedeutet das, dass uns 21 Verwaltungsstunden zustehen.

Aufgrund personeller Engpässe haben wir im vergangenen Schuljahr bereits auf sechs bis sieben dieser Stunden verzichtet und bei eigener Klassenführung jeweils 20 bzw. 21 Wochenstunden unterrichtet.

Das erfordert ein sehr straffes Zeitmanagement und häufig das Rückbesinnen auf unser Kerngeschäft.





Glücklicherweise bin ich ein Morgenmensch und somit in der Regel spätestens um 5.45 Uhr oder auch mal 6.00 Uhr im Büro.
Das ist die ruhigste Zeit in der Schule, denn ich habe sie für mich allein.

Bei einer entspannten Tasse Tee ist die erste Arbeit, die nahezu täglich anfällt,  den Vertretungsplan zu schreiben bzw. zu aktualisieren.
Anschließend widme ich mich den Verwaltungsaufgaben, irgendetwas muss immer verschriftlicht, ausgefüllt, beantwortet, statistisch erfasst oder dokumentiert werden.

Die Kollegen werden rasch über den Vertretungsplan informiert und ich strukturiere kurz den Tag für mich.

Um 6.30 Uhr trifft unser (weltbester!) Hausmeister ein und nach einem kurzen privaten Plausch besprechen wir, was am Tag bzw. in der Woche anliegt und erledigt werden muss.

Ab ca. 7.00 Uhr treffen nach und nach die Kolleginnen und Kollegen ein und jeder schaut rasch bei uns im Büro vorbei, sei es um kurz schulische Dinge zu klären, privat zu berichten oder einfach um "Hallo" zu sagen.
Das empfinde ich als sehr nett und angenehm und vor allem auch als wichtig.

Die Konrektorin trifft auch gegen 7.00 Uhr ein und wir gehen den Tag durch und klären, was anliegt, wie wir vorgehen und wer günstigerweise welche Aufgabe davon übernimmt.
Auch hier findet durchaus ein privater Austausch statt, den ich nicht missen möchte.

Ab 7.30 Uhr wird es ein klein wenig hektischer. Aus dem Kopierraum ertönt in der Regel Stöhnen, weil a) der Kopierer streikt oder b) zu viele Menschen kopieren möchten.

Unsere Sekretärin trudelt ein und legt uns Infos vom Anrufbeantworter auf den Schreibtisch, die abgearbeitet werden müssen.
Eltern stehen zuweilen mit einem Male im Büro, entweder, weil sie sich beschweren möchten oder eine Frage haben.

Die Parkplatzsituation wird unübersichtlich und wir versuchen aus dem Bürofenster heraus oder direkt an der Straße einzugreifen und zu vermitteln.

Um 7.50 Uhr beginnt dann der Unterricht mit unserem Offenen Anfang und wir begeben uns in unsere Klassen.

Jetzt dreht sich erst einmal alles um die Kinder. Bis 11.30 Uhr sind wir (als Schulleitung) immer im Unterricht, manchmal auch bis 12.30 Uhr.
Die Klasse(n) musste(n) jedoch sehr schnell lernen, selbstständig weiterzuarbeiten, wenn ich - wenn wir - in dringenden Fällen aus dem Unterricht gerufen werden, um auf Schulleitungsebene zu agieren.

Das geschieht immer wieder einmal und lässt sich leider auch nicht ganz vermeiden.

In der Pause versuchen wir zumindest uns ins Lehrerzimmer zu setzen. Meistens erfolglos, da wir in der Regel ans Telefon oder zu Gesprächen gerufen werden.
Um 11.30 Uhr in der Pause ist das besser. Da ist das Sekretariat nicht mehr besetzt, der Anrufbeantworter läuft und nur wenige Menschen rufen die Durchwahl ins Schulleitungsbüro an.
Das sind entweder das Schulamt oder der Schulträger (oder penetrante Vertreter, die wir aber jedoch immer direkt wieder verabschieden).

Nun beginnt unsere Bürozeit.
Die Tür bleibt offen, so dass jeder, der uns sprechen möchte zu uns kommen kann.

Das eigentliche Schulleitungstagesgeschäft findet dann jetzt statt.
Es ist eine wunderbar unruhige Zeit, nicht zu vergleichen mit dem ruhigen Tagesstart.
Es gibt immer etwas zu besprechen, zu organisieren, zu koordinieren, auszufüllen, zu planen und zu erstellen.

Kinder, Eltern und Mitarbeiter geben sich die Klinke in die Hand und meistens gibt es tagesaktuelle Probleme, die sofort geklärt werden müssen.
Es ist eine abwechslungsreiche Zeit und man weiß morgens nie, was mittags geschehen wird.

Es ist eine laute, trubelige und von Entscheidungen geprägte Zeit, in der auch durchaus mal kontrovers diskutiert wird.

Manchmal gelingt es uns, in die Mensa zu huschen und mit den Kindern mitzuessen bzw. uns ein Essen ins Büro zu holen.

An den meisten Tagen finden Konferenzen, Netzwerktreffen oder Meetings ab 14.00 Uhr statt.
Wobei damit keine internen schulischen Konferenzen gemeint sind, die reduzieren wir auf fünf bis maximal sechs im Halbjahr, sondern eher Schulträgersitzungen, Schulleiterdienstbesprechungen bzw. diverse Netzwerktreffen oder Stiftungskonferenzen.

An Tagen ohne weitere Termine verlassen wir die Schule meist zwischen 15.00 Uhr und 15.30 Uhr, um dann irgendwann noch einmal am heimischen Rechner Unterricht vorzubereiten oder anderes zu planen.
Manchmal gibt es natürlich noch Abendtermine, Sprechtage, Elterninfoveranstaltungen etc.

Und natürlich gehen wir manchmal auch eher nach Hause. Sei es, weil wir alles zügiger abarbeiten konnten oder aber aus dem Gefühl heraus, eine kleine Auszeit zu brauchen.
Dann endet der Vormittag, was selten vorkommt, bereits gegen 13.30 Uhr  - zumindest in der Schule.
Der heimische Schreibtisch hält ja zu jeder Uhrzeit einen Platz für uns bereit.

Wir haben gelernt, uns auf das Kerngeschäft zu besinnen.
Das bedeutet zum einen, der Unterricht wird knackig und ohne allzuviel Bastelei vorbereitet.
Stundenlanges Laminieren und Ausschneiden wird auf ein Minimum begrenzt.

Wir überlegen genau, welches Telefonat notwendig ist und welches Formular wirklich sofort und unmittelbar ausgefüllt werden muss.
Unser Anspruch ist es, keine Papierschule zu sein und zu werden, sondern eine lebendige Schule.
Aus diesem Grunde habe schulentwicklungseigene Vorhaben immer Vorrang und der Schreibkram landet durchaus erstmal in der Ablage.

Unsere Schülerinnen un Schüler gehen vor. Es sind die Kinder, um die es geht und nicht die Dokumente. So versuchen wir, Schule zu leben und weiterzuentwickeln.

Mal gelingt uns das sehr gut, mal müssen wir drei Schritte rückwärts gehen, um neuen Anlauf zu nehmen.

Wie überall und immer im Leben.

Ich habe das große Glück in einem Beruf arbeiten zu dürfen, der mich voll und ganz ausfüllt und glücklich macht.
Darüber bin ich sehr froh und dankbar!

Susanne Schäfer 28.07.2017, 06.36| (13/1) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulleitung

Dienstags-Detektive

Zehn Märchen-Montage waren zehn erfolgreiche Schultage, die unsere Schulwochen und unseren Schulalltag sehr bereichert und belebt haben. Nun wurde es jedoch Zeit für etwas Neues.




Bereits zum zweiten Mal wurden wir heute zu den "Dienstags-Detektiven".
Während wir in der vergangenen Woche den Frühling "ausspioniert" und mit allen Sinnen entdeckt haben, waren wir heute "Schuldetektive".

In der vergangenen Woche haben wir zunächst darüber gesprochen, was Detektive sind und was sie zu tun haben. Anschließend haben wir ein Detektiv-Portfolio angelegt, in dem wir alle Ergebnisse unserer "Detektiv-Dienstage" sammeln.

Heute ging es mit einem Auftragszettel und in kleinen Gruppen - je drei bis fünf Schüler - daran, die Schule und den Schulhof zu erkunden.
Da musste viel gezählt, viel gefragt und eine Menge herausgefunden werden.

In jeder Gruppe befand sich mindestens ein Kind, das den Auftragszettel nachlesen konnte, sofern die diesbezüglichen Erklärungen in Vergessenheit geraten waren.

Leise, langsam und höflich sollten sich die Gruppen durch die Schule bewegen, um möglichst die anderen Kinder und Klassen nicht zu stören.
Das klappte - nun sagen wir mal - bedingt. Der eine oder andere Hinweis, die Flüsterstimme zu benutzen, musste doch gegeben werden.

Die Aufträge wurden allesamt erfüllt, eigene wurden dazu erfunden und viele Entdeckungen gemacht.

Im Bänkekreis reflektierten wir mittels Reflexionskarten den Tag, nachdem wir erst unsere Ergebnisse miteinander verglichen hatten.

Die Ergebnisse wurden natürlich in das Portfolio eingeklebt:




Alles in allem war der zweite Detektiv-Dienstag sehr erfolgreich. Die Kinder haben nicht nur sehr viel entdeckt und herausgefunden, sie haben vor allem auch trainiert, sich in Gruppen zu arrangieren. Das war und ist nicht immer einfach.

Ich bin gespannt, was der nächste Detektiv-Dienstag bringen wird!

Susanne Schäfer 16.05.2017, 16.25| (10/0) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulalltag

Unpopuläre Entscheidungen

Unsere Schule hat sich entschlossen, das JeKi/JeKITS Programm auslaufen zu lassen und das wohlwissend, dass es sich hierbei um eine eher unpopuläre Entscheidung handelt.
Schule wird heutzutage mehr denn je als Servicebetrieb verstanden. Alles, was man in den Schulalltag integrieren kann, entlastet die Eltern im Nachmittagsbereich und im Privatleben.

Für uns als Schule bedeutet das an vielen Stellen einen erheblichen und nicht immer leistbaren organisatorischen Mehraufwand, der häufig nicht in Relation zum Ergebnis steht.



Das Ziel von JeKi/JeKITS, auch jene Kinder an die Musik heranzuführen, die im privaten Umfeld diese Möglichkeit eher nicht erhalten, ist an unserer Schule insofern gescheitert, als dass sich herausgestellt hat, es reicht nicht aus, einem Kind einmal wöchentlich die Gelegenheit zu geben Instrumentalunterricht zu erfahren, wenn zu Hause niemand darauf achtet, dass das Instrument wertschätzend behandelt wird, geübt wird und zum Unterricht auch mit in die Schule gebracht wird.

Die Gruppenkonstellationen erwiesen sich häufig als echte Herausforderung für die Kolleginnen und Kollegen der Musikschule - die im Vormittagsbereich nun nur noch von Schule zu Schule hetzen müssen - und die es gewohnt waren, am Nachmittag wohlbehütete und motivierte Kinder in ihren Gruppen vorzufinden.

Die Stundenplangestaltung erwies sich als kaum mehr zu bewerkstelligen, da es an Räumen und Möglichkeiten mangelt, den Musikschulunterricht so zu integrieren, dass die Kinder nicht aus ihren Kernfächern gezogen werden müssen, andererseits die Violinengruppe aber nicht gerade neben den arbeitenden anderen Klassen probt.

Das neue JeKITS Programm dann erweist sich als gänzlich undurchdacht, denn die Kinder starten zeitglich mit Instrumentalunterricht und Orchester, was relativ sinnlos ist, wenn sie ihr Instrument noch gar nicht spielen können. Nach einem Jahr Instrumentalunterricht endet das Programm  dann wieder und die Eltern, die ihre Kinder weiterhin musikalisch unterstützen möchten, müssen ohnehin in den Nachmittagsbereich der Musikschule wechseln.
Das gelingt den wenigsten.

Die Organisation rund um das Landesprogramm erwies sich immer wieder als ärgerlich. Während für uns schulische Kernaufgaben im Vordergrund stehen, mussten Ausflüge und schulische Aktivitäten rund um das Programm organisiert werden. Bei zahlreichen Gruppen kaum mehr möglich, ohne dass nicht hin und wieder JeKITS Unterricht zugunsten eines Ausflugs oder einer anderen Aktivität ausfallen musste und muss.
Das wiederum störte natürlich jene Eltern, die das Programm bezahlen. Natürlich möchte man die volle Leistung für das, was man bezahlt.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass das Programm an unserer Schule den Schulbetrieb an vielen Stellen derart negativ beeinflusst, dass der Nutzen und die Sinnhaftigkeit nicht mehr gegeben ist und das trotz aller Anstrengungen und guter Kooperation mit der Musikschule.

Eine Rückbesinnung auf die eigentlichen Aufgaben von Schule ist manchmal notwendig, um die Kernaufgaben qualitativ gut zu bewältigen. Und das ist es, was wir möchten.

Nicht immer populär, aber für unsere Schule sinnvoll.

Susanne Schäfer 05.03.2017, 07.59| (19/6) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulleitung

Die Schnipselkiste

Neben dem Fördern, das einen hohen Stellenwert im inklusiven Unterricht einnimmt - und das berechtigterweise - möchte ich aber auch das Fordern nicht vergessen. Manchmal hat man gar das Gefühl, direkt diskriminierend zu werden, nur wenn man von "leistungsstarken" Kindern spricht. Natürlich wissen wir alle, dass jedes Kind auf seine ganz eigene Weise leistungsstark ist, dennoch gibt es eben auch in jeder Lerngruppe Kinder, die aus den unterschiedlichsten Gründen schneller lernen, einen rascheren Überblick haben oder auch durchaus mehr Motivation zeigen (können).

Diese Kinder möchte ich keinesfalls aus den Augen verlieren und ich möchte sie auch nicht zu reinen Selbstlernern werden lassen. Ihnen gebührt die gleiche Aufmerksamkeit und Zuwendung wie den anderen Kindern der Klasse.

Und somit steht ihnen durchaus auch das ein oder andere spezifische Material zu.
Und das kann etwas sehr Einfaches sein.
Wie zum Beispiel unsere Schnipselkiste.




"Schnipselkiste", weil sich darin sehr viele unterschiedliche Bilderschnippsel befinden. Kleine, quadratische schwarz-weiß Bilder aus unterschiedlichen Bereichen und zu unterschiedlichen Themen.

Die Schnipselkiste ist für Kinder gedacht, die schreiben möchten. Das können einzelne Wörter, kurze Sätze oder bereits kleine Geschichten sein.
Denkbar wären auch einfach nur Anfangssilben oder eine Wörtersammlung.

Dazu wählt das Kind einen Bilderschnipssel aus. Klebt ihn entweder in ein eigenständig angelegtes Schnipselheft oder auf ein Blatt Papier und schreibt zu dem entsprechenden Bild Wörter, Sätze oder kurze Geschichten.




Sofern die Kinder erst einmal das Schreiben für sich entdeckt haben, sind sie in der Regel ja äußerst motiviert, Wörter und Sätze zu verschriftlichen. Einige Kinder benötigen erst gar keine Schnipselkiste, die meisten aber finden die Kiste faszinierend und motivierend.

Die Bilderschnipsel, das haben wir im Plenum geklärt, dürfen nicht als reine Ausmalschnippsel genutzt werden. Das schränkt die Nutzer der Kiste durchaus ein, denn noch nicht alle Kinder der Klasse sind so weit, dass ihnen eigene Verschriftlichungen  gelingen. Für diese Kinder stehen ausreichend andere Materialien bereit.

Nun möchten die Kinder aber alle gern an diese Schnipselkiste und sind höchst motiviert, dahin zu gelangen, dass es auch ihnen gelingt, entsprechende Verschriftlichungen vorzunehmen.

Ein einfaches, aber motivierendes Arbeitsmittel.
Natürlich könnte ich die Kiste auch mit Zeitungsbildern und Wortmaterial füllen. Den Inhalt kann man ja durchaus hin und wieder variieren, damit der Anreiz gegeben  bleibt, mit der Schnippselkiste zu arbeiten.

Die ersten Ergebnisse waren ganz wunderbar und es ist interessant, zu beobachten, wie unterschiedlich die einzelnen Kinder mit dem Lernangebot umgehen.


Susanne Schäfer 01.03.2017, 15.49| (23/8) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulalltag

Fußwegauszeichnung

Die Verkehrs- und Parksituation an unserer Schule ist - wie wahrscheinlich an vielen anderen Schulen auch - unglücklich bis gefährlich. Bedingt durch die Tatsache, dass vielen Kindern der Fußweg erspart bleiben soll, herrscht regelmäßig Chaos rund um unsere Schule und Gespräche und freundliche Hinweise überzeugen nicht immer und bei weitem nicht jeden.

In der Regel wohnen die Kinder so nah an der Schule, dass ein Fußweg zumutbar und im Sinne der Erziehung zur Selbstständigkeit auch sinnvoll ist.
Doch das, was aus Lehrerperspektive sinnvoll erscheint, entspricht nicht immer den Elternwünschen  und so werden Feuerwehrzufahrten, Eingänge, Lehrerparkplätze und Zugänge zur Schule durch gefährliche Park- und Wendemanöver regelmäßig blockiert.

In Konferenzen wurde das immer wieder thematisiert und selbstverständlich auch in den schulischen Gremien. Der Erfolg blieb bis dato leider aus und wir sorgen uns darum, dass erst Schlimmeres geschehen muss, ehe Einsicht walten wird.

Im Team entstand nun, initiiert durch eine Kollegin, die Idee, die Kinder auszuzeichnen, die regelmäßig zu Fuß zur Schule kommen und sie als Vorbild für andere wirken zu lassen.




Auf unserer Facebookseite wird zu Recht kommentiert:

"Früher eine Selbstverständlichkeit, heute muss man per "Auszeichnung" motivieren. Das sagt viel aus."

Wir sehen das genauso, suchen aber nach Mitteln und Wegen, die Situation zu entschärfen und zu verdeutlichen, dass ein Fußweg zur Schule weder verwerflich noch unzumutbar ist.
Andere Schulen stehen sicher vor ganz ähnlichen Problemen und wir sind sehr daran interessiert zu erfahren, wie andernorts mit der Situation umgegangen wird.

Mit freundlicher Ansprache sind wir bislang nicht viel weiter gekommen. Teilweise wurden wir beschimpft, teilweise ausgelacht.
Nun gehen wir also diesen neuen Weg, in der Hoffnung, dass er erfolgreich sein wird!

Susanne Schäfer 19.02.2017, 10.16| (17/8) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulalltag

Weil nicht sein darf, was nicht sein soll!

In den letzten Wochen stoße ich vermehrt auf Berichte (wie diesen) nahezu verzweifelter, überforderter und frustrierter Kolleginnen und Kollegen, die die Verhältnisse in unseren Schulen darlegen, offenlegen und anprangern.

Es scheint vieles nicht rund zu laufen in unserem derzeitigen Bildungssystem und der beinahe schon verzweifelte Schrei nach Gehör an den richtigen Stellen, wird nicht ernst- oder gar nicht erst wahrgenommen.

Neben der vielerorts verständlichen Frustration der Kolleginnen und Kollegen sind es jedoch die Kinder, die „auf der Strecke bleiben“ und die – neben den Kollegen – es verdienen, in den Fokus gerückt zu werden.







Sechs Kinder meiner Klasse haben einen eindeutigen und vor allem deutlich sichtbaren erhöhten Förderbedarf.

Das ist die Realität.

Sichtbar und erkennbar sogar ohne jegliche offizielle Verfahren.

Diese wurden nach Beantragung aber auch abgelehnt. Eine Überprüfung des sonderpädagogischen Förderbedarfs wurde abgelehnt mit der Begründung:

„Fördermöglichkeiten der Grundschule wurden noch nicht ausgeschöpft!“ 

Faktisch bedeutet das: In meine Klasse geht kein Kind mit einem erhöhtem Förderbedarf.

Für die Statistik des Schulamtes mag das sehr nützlich sein – für diese Kinder jedoch nicht.

Jeder Mensch, der eine Nasennebenhöhlenentzündung hat geht zum HNO Arzt, mit einem entzündeten Blinddarm wählt man den Chirurgen. Sieht man schlecht hilft der Gynäkologe nicht wirklich weiter…..

Nur im Bildungsbereich werden die Kinder zu Versuchskaninchen degradiert und müssen mit einer Lehrerin Vorlieb nehmen, die weder über die entsprechende Profession verfügt, noch über die entsprechenden Hilfsmittel.

Weil nicht sein darf, was nicht sein soll.

Da diese Kinder ja offiziell gar keinen erhöhten Förderbedarf haben, benötigen sie offiziell ja auch keine entsprechende Förderung und das ist ein Vergehen an jedem einzelnen dieser Kinder.

Als Schulleitung darf man nun den Spagat machen und trotz Erkennen und Durchschauen der untragbaren Situation, das Team ermutigen, weiterzumachen, die Kolleginnen und Kollegen in ihrer Arbeit bestärken und unterstützen und versuchen, die Frustration auf ein erträgliches Maß zu minimieren.

Öffentliches Darlegen der realistischen Situation ist unerwünscht und die Konsequenzen für Schulleitungen nicht immer angenehm, um nicht zu sagen sehr unangenehm.

Wie oft wurde mir nun schon gesagt, ich habe die Inklusion nicht wirklich verstanden?

Ohne, dass je jemand dieser Menschen an unserer Schule war oder in meinem Unterricht.

Als Schulleitung, so erwartet man, hat man loyal zu sein und das wird leider häufig gleichgesetzt mit unkritisch.

Aber ist nicht genau das Aufgabe von Schulleitung? Kritisch zu hinterfragen, Kollegen den Rücken zu stärken, für bessere Bedingungen zu kämpfen und für jedes einzelne Kind der Schule das Bestmögliche zu fordern und zu ermöglichen?

So jedenfalls  habe ich meine, unsere, Aufgabe immer verstanden.

Ich gehöre nicht zu den Frustrierten. Ich leide auch nicht an Burnout, bin nicht verzweifelt und fühle mich auch nicht überarbeitet oder überlastet.

Aber nur, weil ich meine Grenzen akzeptiere und anerkenne, dass ich nicht die Arbeit einer Sonderpädagogin leisten kann.

Aus dem einfachen Grunde, weil ich keine  bin.

Das bedeutet, damit zu leben, dass einige Kinder nicht optimal gefördert werden können.

Nicht durch mich, nicht mit der größtmöglichen Anstrengung, nicht mit ganz viel Fleiß, Motivation und Ausdauer.

Im Grunde muss ich mich nicht sorgen, denn diese Kinder haben ja allesamt offiziell  keinen erhöhten Förderbedarf.

Was spielt es da für eine Rolle, dass ein Kind sich nicht selbstständig anziehen oder den Toilettengang nicht selbstständig ausführen kann? Was spielt es für eine Rolle, dass das Kind nicht in der Lage ist verständlich zu sprechen, wenn es doch offiziell gar keinen Förderbedarf „Sprache“ hat?

Alles ist gut – offiziell – nur wer fragt nach den Kindern?

Ich gehe jeden Morgen gerne in meine Klasse, weil es eine unglaublich tolle Lerngruppe ist, die mich jeden Tag Neues lehrt, die mich weiterbringt, mich reflektieren lässt, mich schmunzeln und glücklich sein lässt.

Und ich gehe jeden Tag in der Überzeugung, mein Bestes zu geben.

Das Beste jedoch wird nicht reichen, das ist mir bewusst, und deshalb kämpfe ich für diese Kinder, die Besseres verdient haben.

Und für ein Team, das ebenfalls Besseres verdient hat.

Die letzten Schulleitungsjahre waren geprägt von der Aufforderung: „Gehen Sie kreativ mit der Situation um!“

Dieser Aufforderung komme ich gerne nach, doch Kreativität kann nicht die Lösung der Probleme sein, die wir derzeit im Bildungssystem tragen müssen.

Kreativ sind wir alle und zwar jeden Tag aufs Neue und dennoch hilft uns das nicht dabei, jedem Kind gerecht zu werden.

Mir fehlt der Aufschrei der Eltern, deren Kinder darunter zu leiden haben, mir fehlt der realistische Blick hinter die Kulissen, mir fehlt das Rückenstärken der Obrigkeit und mir fehlt die Zauberkraft, uns alle mit den nötigen Fähigkeiten, den nötigen Kompetenzen, dem nötigen Mut und der nötigen Hoffnung auszustatten, um wirklich alles gut werden zu lassen.

Für jedes einzelne Kind.

Das, was ich einbringen kann und täglich einbringe ist die Überzeugung, dass wir hervorragende Arbeit leisten, ich kann meine Leidenschaft, mein Herz und meinen Willen einbringen, immer wieder neu zu reflektieren, zu evaluieren und zu schauen, wo wir wie bessere Wege finden können. Ich kann meine Fähigkeiten nutzen, um Dinge zu verändern, die durch mich - durch uns - veränderbar sind.

Ich kann das Team in seinem Tun bestärken, unsere Schule unseren Möglichkeiten gemäß bestmöglich ausstatten, die Rahmenbedingungen in unserem kleinen System optimieren, den Blick auf das Positive stärken und ich kann lernen, gelassener zu werden.

Gelassenheit im Hinblick auf die Dinge im System, die ich nicht ändern kann. Gleichzeitig kann ich versuchen, mutig genug zu sein, um kritisch zu reflektieren und zu hinterfragen und um das zu ändern, was ich ändern kann.

Und ich kann meine Stimme erheben und mich nicht scheuen, unbequem zu sein.

In aller Konsequenz!


Susanne Schäfer 18.02.2017, 10.48| (60/46) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulleitung

Penetrante Vertreterinnen

Ich hetze die Flurtreppe herunter und überlege, ob ich zuerst die Toilette oder das Büro aufsuche und wieviel Zeit mir bleibt, um einfach einmal fünf Minuten im Lehrerzimmer zu sitzen.
Mit einem Bildnis meiner Person in der Hand, das mir ein Schmunzeln entlockte, schaue ich aus dem Fenster und sehe sie heran nahen.....




Die Trolleys weisen sie ganz eindeutig als Vertreterinnen aus. Ich fange die Damen an der Zwischentür ab, stelle mich vor und frage, ob ich ihnen weiterhelfen könne. Sie stellen sich als Vertreterinnen eines der größten Lehrbuchverlage vor und auf meine irritierte Frage, ob wir einen Termin hätten, kontern sie mit:
"Nein, wir möchten Ihnen aber dennoch unsere neuesten Lehrwerke vorstellen!"

Ganz so, als säßen wir gelangweilt herum und warteten nur darauf, von Vertretern renommierter Verlage heimgesucht zu werden. Ich erkläre sehr nachdrücklich, dass wir keinerlei Interesse an den Lehrwerken hätten und auch keine Zeit, um uns nun so sehr spontan mit den Damen auseinanderzusetzen.
Das stört die beiden nicht wirklich und die eine Dame möchte wissen: "Mit welchen Lehrwerken arbeiten sie denn hier?"
Nicht, dass es die Damen etwas anginge und überhaupt, hatte ich nicht deutlich mein Desinteresse bekundet?
Der Toilettendrang wird dringlicher, die Pause schwindet dahin und das Telefonat ist auch noch nicht erledigt.

Ich ärgere mich und gebe zu verstehen, dass wir bei Interesse sehr wohl wüssten, wohin wir uns zu wenden hätten und verabschiede mich in dem Wissen nun als unfreundlichste Schulleitung im Gedächtnis der Vertreterinnen und ihres Verlages zu verbleiben.

Das war nicht das erste unangehme Erlebnis mit Menschen, die uns von ihren Produkten zu überzeugen versuchten. Immer penetranter, aufdringlicher und dubioser werden die Versuche einiger Verlage, ihre Produkte zu verkaufen.
Am Telefon mogelt man sich mit Lügengeschichten an der Sekretärin vorbei und gibt an, von der Ausländerbehörde, dem Jobcenter oder einem anderen Amt aus anzurufen und Sachfragen klären zu wollen.
Nachdem die Telefonate dann in unserem Büro landen, stellt sich am anderen Ende der Vertreter eines Verlags oder gerne auch eines Fotografen vor.

Und diese Menschen reagieren sehr erstaunt, wenn man ihnen verärgert begegnet.
Schließlich meinen sie es ja nur gut mit uns.
Wahlweise verkaufen sie uns die Inklusion als lehrbuchgeeignet oder ihre Fotos als unschlagbar günstig.

Für meine Pipipause gehe ich das Risiko als unfreundlich abgestempelt zu werden gerne ein.

This is not my Job! Aber das erwähnte ich ja bereits.

Susanne Schäfer 14.02.2017, 18.51| (15/3) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulleitung

Die Stärke des Teams

Beim Herstellen der Herzen für die Kinder meiner Klasse fiel mir auf, dass die Kollegen morgen auch den 100. Schultag in diesem Schuljahr "begehen" und auch das ist - mindestens - ein Herz wert.




Eine Schule lebt von einem starken Team und wir haben das große Glück, ein solches zu haben. Das bedeutet nicht, dass hin und wieder jemand zu uns gelangt, der sich nicht wohlfühlt, den Ansprüchen nicht gerecht werden kann oder nicht gerecht werden möchte. Das ist bei uns nicht anders, als an anderen Schulen.
Manchmal passt es einfach nicht, aber weitaus häufiger haben wir Glück und trotz all der unterschiedlichen Persönlichkeiten haben wir ein gemeinsames Ziel:
Schule voran zu bringen und die bestmögliche Grundlage für jedes Kind zu schaffen.

Schule kann sich nur weiterentwickeln, wenn wir bereit sind, neue Wege zu gehen und uns nicht dem "aber-früher-haben-wir-das-immer-so-gemacht-Gefühl" zu ergeben.
Nicht alles, was wir früher gemacht haben, muss heute verworfen werden, aber das beständige Schauen nach Optimierung, das Loslassen von Überholten und das Weiterentwickeln bewährter Methoden und Ideen - das alles macht Schulentwicklung aus und ist nur mit einem Team möglich, das bereit dazu ist.

Natürlich finden wir uns auch in Äußerungen wie diesen wieder, über die ich heute im Netz stolperte. Dann ist es an der Zeit, dem Team vor Augen zu halten, dass eine Rückbesinnung auf die Kernaufgaben manchmal ganz unbedingt nötig ist.

Ich zeige dann gerne Bilder wie diese, die zwar bitter sind, aber auch ein wenig unser Problem treffen: Wir nehmen uns zu oft zu viel an.
Vieles, von dem was wir machen, müssten wir nicht zwingend machen, aber wir meinen wir müssen es tun.
Das Freischaufeln von Arbeiten, die nicht zwingend unser Job sind liegt uns nicht unbedingt.

Das ist immer wieder ein Punkt, an dem wir jeder für sich, aber auch gemeinsam arbeiten müssen.

Bei all dem Engagement nicht zu vergessen, wo unsere eigenen Grenzen sind, diese erkennen, wahrnehmen und achten.
Manchmal hilft es dann auch, wenn man im Team aufeinander achtet, mitdenkt, selbstständig agiert und den ein oder anderen aus dem Tal des Jammerns befreit.

Ich bin froh, in einem solchen Team arbeiten zu dürfen. Fehler machen zu dürfen, ohne dass jeder es sofort persönlich oder krumm nimmt. Die Gewissheit zu haben, mich auf jeden einzelnen verlassen zu können, mich begeistern zu lassen von neuen Ideen und Ansätzen, aber auch einmal sachliche Kritik äußern zu können, ohne dass jemand direkt in den "Dienst nach Vorschrift" gleitet.

Und vor allem eines zu können: Herzlich zu lachen!
An dem Tag, an dem das Lachen aus unseren Räumen verschwindet, läuft etwas falsch.
Ich hoffe, wir lachen noch lange gemeinsam.

Susanne Schäfer 12.02.2017, 14.12| (10/2) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulleitung

Ein Herz für jedes Kind

Morgen feiern wir nun also, wie beschrieben, weil ich - anders als in den Kommentaren zu lesen - der Ansicht bin, dass man sich Feiern (egal welcher Art) nicht durch irgendeine erbrachte Leistung verdienen muss.
Schule, das ist für mich ganz maßgeblich auch verbunden mit Gemeinschaft und Zusammenleben und Schule darf auch schlicht einfach mal Spaß machen, unabhängig von Leistung und Erfolgen.




Davon abgesehen haben alle Kinder in den 100 Schultagen ganz viel gelernt und ich von ihnen.
Es haben nicht alle dasselbe gelernt und es haben auch nicht alle die gleichen Fähigkeiten und Talente, aber jedes Kind ist ein großes Stück weitergekommen von dem Wechsel vom Kindergarten- und Schulkind und allein das ist doch ein grandioser Erfolg und eine wunderbare Entwicklung.

Morgen erhält jedes Kind ein Herz von mir, versehen mit dem Datum, dem eigenen Namen und einem Talent bzw. einer herausragenden Fähigkeit oder einem Lernerfolg, auf die oder den das Kind zu Recht sehr stolz sein darf.

Als Klasse zusammenzuwachsen ist mindestens eine so große Herausforderung wie all das Neue zu bewältigen und sich in andere, unbekannte Strukturen zu begeben.
Wir sind da auf einem guten Weg und das ist auf jeden Fall eine Feier wert!

Susanne Schäfer 12.02.2017, 13.43| (10/2) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulalltag

100 Tage Schulkind

Am Montag ist es so weit.
Am Montag gehen die Kinder in NRW seit 100 Schultagen zur Schule.
Grund genug, den 100. Schultag gebührend zu feiern.



Bereits am 1. Pflegschaftsabend hatte ich den Eltern erklärt, warum ich keine Weihnachtsfeier ausrichten würde, dafür lieber im Februar den 100. Schultag feiern möchte.
Während es in der Adventszeit zahlreiche Weihnachtsfeiern gibt, gibt es den 100. Schultag eines Kindes nur einmal und das ist eine kleine Feier wert.

Die Feier vorzubereiten ist gerade aktuell meine Aufgabe und suche nach Möglichkeiten, passend zum Thema Stationen anzubieten, die die Kinder - möglicherweise gemeinsam mit den Eltern - spielerisch erarbeiten können.

In der Zeit von 16.00 Uhr bis 18.00 Uhr werden wir also den 100. Schultag gemeinsam begehen und die Eltern sind so lieb und kümmern sich um das leibliche Wohl.

Morgens lassen wir uns natürlich den Märchen-Montag nicht nehmen, kümmern uns erst nachmittags, nach Ende des Offenen Ganztags, um diesen besonderen Feiertag.

Die meisten Ideen habe ich mir im Internet zusammengesucht. Insbesondere amerikanische Seiten bieten eine Fülle an Ideen rund um den 100. Schultag.
Auf deutschen Seiten bin ich noch nicht so fündig geworden.

Der bisherige Stand der Planungen sieht so aus, dass wir um 16.00 Uhr gemeinsam beginnen und die Kinder in unserer Aula einige kleine Lieder vortragen, musikalisch unterstützt von vielen Instrumenten.

Die Kinder erhalten ein T-Shirt zum 100. Schultag, das ich sehr günstig bei einer Werbeaktion im Internet erstehen konnte.
Nach den kleinen Vorträgen stelle ich die einzelnen Stationen vor, an denen die Kinder etwas rund um die "100" basteln, erstellen, konstruieren, malen, zählen und bauen können.

Für das leibliche Wohl ist ja, wie ich bereits schrieb, gesorgt und gegen 18.00 Uhr werden wir das Fest mit einem gemeinsamen Lied beenden.

An Stationen sind in Vorbereitung:

- Buttonmaschine zur Erstellung passender Button
- Becherstapelstation an der aus 100 stabilen und recht großen Bechern etwas gebaut werden darf
- Fädelstation für 100er Raupen aus Holzkugeln
- Erstellen einer 100er Vergleichswand, die dann für alle Schüler sichtbar in der Aula hängen bleiben soll
- Basteln/Malen eines 100 Augen Monsters mit Wackelnaugen
- 100er Streichholzschachtel gefüllt mit unterschiedlichen Materialien (Reis etc.)

Über weitere Stationen bin ich mir noch nicht im Klaren, habe das ein oder andere im Auge und muss schauen, was sich in unserem Rahmen noch anbieten lässt.
Vorstellen kann ich mir eine Fotostation, an der man sich verkleiden kann, um so auszusehen, wie etwa in oder mit 100 Jahren.
Weitere Ideen findet man auf amerikanischen Seiten wie dieser hier.

Ich freue mich schon sehr auf dieses kleine Fest und werde das Wochenende nutzen, um die Stationen vorzubereiten. Vielleicht fällt mir bis dahin noch das ein oder andere ein, was unser Fest bereichern könnte.

Susanne Schäfer 07.02.2017, 15.09| (19/12) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulalltag

Rotkäppchen am Märchen-Montag

Den heutigen Märchen-Montag wollte ich ganz bewusst anders gestalten als die vorgehenden Montage. Grundelemente habe ich beibehalten, die große Schatzkiste, die Tischdekoration und das Vorlesen.
Heute lagen sehr viele unterschiedliche Finger- und Handpuppen sowie Kostüme für die Kinder bereit.




Außerdem hatte ich zwei Schuhkartons und eine Menge Schaschlikspieße aus Holz mitgebracht.

Nach dem Vorlesen sprachen wir über die einzelnen Charaktere in diesem Märchen und ihre typischen Merkmale. Begriffe gab es diesmal keine zu klären, der Text war kindgerecht und nicht zu lang. Ich habe heute wieder aus dem Buch "Mein erstes Märchenbuch" vorgelesen, da mir die Fassungen in dem Buch immer sehr gut für unsere Lerngruppe gefallen.

Anders als sonst gab es heute kein Tafelbild, es wurde jedoch sofort von einigen Kindern vermisst und sie fanden es sehr schade, die Hauptelemente nicht an der Tafel zu sehen.
Auch das Hörspiel fehlte.

Ich hatte mich bewusst auf das szenische Spiel konzentriert und zwar in unterschiedlichen Varianten.
Wir erstellten  zwei kleine Schuhkarton Theater und ich nutzte dafür diese kostenlosen Vorlagen und Anregungen.

Die Stabpuppenvorlagen habe ich allerdings größer kopiert, da sie mir zu klein erschienen.

Jedes Kind bastelte die vier Stabpuppen und drei Kulissen für das Schuhkarton Theater. Damit waren die Kinder zunächst gut beschäftigt.
Die ausgemalten bzw. selbst gemalten Vorlagen wurden im Klassenraum laminiert, damit sie besser halten.

In der letzten Stunde wagten wir uns dann daran, unterschiedliche Szenen des Märchens nachzuspielen.
Dabei kamen sowohl die Kostüme, als auch die Finger- und Handpuppen und die kleinen Theater im Schuhkarton zum Einsatz.

Die Stabpuppen und Kulissen durften die Kinder mit nach Hause nehmen, um dort, sofern sie möchten, das Märchen noch einmal nachzuspielen.

Das Erzählen und Spielen hat trotz fehlender Tafelbilder bei den meisten Kindern schon richtig gut geklappt. Alle Kinder wollten das Märchen bzw. einzelne Szenen daraus auf die ein oder andere Weise vorspielen.

Einen kleinen Eindruck davon kann man auf der schulischen Facebookseite erhalten. Viel zu rasch vergingen die vier Stunden, es blieb gerade noch Zeit für unser Logbuch und das Austeilen der Wochenhausaufgabe.

Besonders gefreut hat mich, dass wirklich alle Kinder, auch die sehr introvertierten, großen Spaß an den kleinen Szenen hatten und sich trauten, etwas vorzuspielen.
Manche alleine, manche mit einem Partner oder in einer kleinen Gruppe.

Unabhängig vom Sprachniveau machte jeder mit und alle tolerierten die Szenen der anderen Kinder.
Es gab eine Menge Applaus und den verdient.

"Wir haben heute nichts ins Märchenschatzbuch geschrieben!", stellte ein Kind am Ende fest und ein anderes antwortete unberührt:
"Wir haben heute mal anders gelernt. Geht ja auch!", zuckte die Schultern und hüpfte davon.

Eben. Geht ja auch.
Und wie.

Susanne Schäfer 06.02.2017, 15.04| (9/2) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulalltag

Stressfaktor Hausaufgaben

Wenn ich eine Vision von Schule habe, dann gehört sicherlich die hausaufgabenfreie Schule mit dazu.
Hausaufgaben, in der Form, wie sie gängigerweise praktiziert werden (auch an unserer Schule) bedeuten für fast alle Beteiligten Stress.

Sie müssen gut durchdacht und vorbereitet werden, machen nur Sinn, wenn man sie wertschätzt und ärgern, wenn sie nicht erledigt oder gemacht werden.
Zudem ist es nahezu unmöglich, allgemeine Hausaufgaben zu erteilen, in unserer Klasse machen fast alle Kinder unterschiedliche Hausaufgaben.
Das führt zu Verdruss bei den Eltern, die nicht mal eben beim Nachbar nachfragen können, was die 1a denn heute aufhat, sofern das eigene Kind das nicht mitbekommen haben sollte.



Hausaufgaben kosten eine Menge Zeit in der Schule und viele Nerven am Nachmittag. Wenn die Kinder viel mehr das Lernen lernen oder offene Aufgabenformate erhalten, ließe sich der Hausaufgabenfrust sicher minimieren.

Würden wir die Zeit, die wir in der Schule mit dem Erklären, Austeilen, Einsammeln, Vergleichen und Kontrollieren der Hausaufgaben für echte Lernzeit nutzen, so wäre der Effekt ein weitaus nachhaltiger, als irgendwelche Hausaufgaben das je bewirken könnten.

Hausaufgaben jedoch scheinen, insbesondere für Eltern, aber auch für viele meiner Kolleginnen und Kollegen dazu zugehören. Warum, das konnte mir bislang noch niemand plausibel erklären. Ich höre Aussagen wie: "Aber das Einmaleins muss man nunmal zu Hause auswendig lernen!" oder "Kinder müssen lernen Pflichten zu haben!"

Letzteres können sie - ich halte das durchaus auch für wichtig - auch auf andere Art und Weise lernen.

Für manches jedoch ist die Zeit einfach noch nicht reif und so ergebe ich mich derzeit dem Hausaufagentrott, im Hinterkopf aber ganz andere Ideen verfolgend.
Ich weigere mich, zu viel Zeit in Hausaufgaben zu investieren und so erteile ich häufig (immer klappt es leider nicht) Wochenhausaufgaben.
Die werden am Montag mit den nötigen, kurzen Erklärungen ausgeteilt bzw. notiert und am Freitag legen die Kinder die Hausaufgaben selbstständig in unser  Kontrollfach.

Ich sehe keine Notwendigkeit darin, hinter fehlenden Hausaufgaben hinterherzutelefonieren, Briefe zu schreiben oder mich gar aufzuregen.
In der Regel werden sie gemacht, mal mehr mal weniger und das muss reichen.

Die Rückmeldungen der Eltern, für die Hausaufgaben in der Tat ein sehr wichtiges Thema sind, reichen grundsätzlich von "viel zu viel" bis hin zu "viel zu wenig". Nicht zu vergessen: "viel zu leicht" und "viel zu schwierig"!

Es gibt Eltern und Geschwister, die gerne die Hausaufgaben für die eigenen Kinder oder den eigenen Bruder, die eigene Schwester anfertigen und spricht man die Kinder darauf an, geben sie das meistens offen und ehrlich zu.
Sinnloser können Hausaufgaben gar nicht mehr werden.

Im Bemühen, jedem Kind individuelle Hausaufgaben aufzugeben, wird die Notation schwierig. Es mangelt mir an Zeit und Einsicht, mit jedem Kind die individuelle Hausaufgabe zu notieren. Also zeichnen wir rasch jeden Montag ein einfaches Haus in unser Logbuch an die dafür vorgesehene Stelle.
Das ist die schlichte Erinnerung daran, dass es eine Hausaufgabe gibt und die Kinder müssten eigentlich wissen, was zu tun ist.
Dem ist natürlich nicht immer so und das ärgert einige Eltern, die durchaus die Meinung vertreten, ihr Kind sei noch viel zu klein, um sich so etwas merken zu können.
Nun, das sehe ich grundsätzlich anders, aber ich kann die elterliche Sicht durchaus nachvollziehen, wenn auch nicht verstehen.

Manchmal gelingt es mir, Wochenhausaufgabenhefter anzufertigen. Einige Kinder bekommen Hausaufgaben in den Arbeitsheften unserer Lehrwerke auf, andere erhalten dann hin und wieder  - so wie morgen - einen Schnellhefter.
Morgen gibt es drei unterschiedliche: Hefter 1, Hefter 2 und Hefter 3.

Einige der Hefter kommen in die Restekiste, so dass sie zu einem späteren Zeitpunkt auch noch bearbeitet werden können.
Die Blätter sind im Grunde beliebig austauschbar und ich stelle sie so zusammen, wie es für das einzelne Kind passt.

Das Heraussuchen geeigneter Blätter dauert immer länger als das Selbsterstellen und so gelingt es mir hin und wieder - sehr unregelmäßig - mit solchen Hausaufgabenmappen zu arbeiten.
Das sind immer sehr entspannte Hausaufgabenwochen.

Die Kinder wissen, dass sie nur den einen Hefter bearbeiten müssen, die Eltern und die Kolleginnen und Kollegen im Ganztag und der alternativen Betreuung finden sich auch bestens zurecht.
Am Freitag, bei manchen Kindern auch früher, werden die Hefter in das Kontrollfach gelegt, ohne dass ich die Kinder dazu auffordern muss. Das geschieht mittlerweile bei den meisten automatisch und die wenigen, die es vergessen, werden durch die Vorgänge in der Klasse ja immer darauf aufmerksam gemacht.

Ich schaue die Hefter durch, dann werden sie in die Aktenordner der Kinder geheftet.
Das ist die Kompromisslösung.

Ich nehme an, dass die Hausaufgaben auf dem nächsten Pflegschaftsabend ein Thema sein werden.
Und generell immer ein Thema bleiben werden.

Visionen sind ja da, um sie zu verfolgen.
Und ich kann geduldig sein.

Susanne Schäfer 05.02.2017, 17.52| (32/18) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Organisation

Leseanreize

Heute habe ich, während des Offenen Anfangs, heimlich still und leise eine Lightbox in unsere Klasse gestellt.
Unkommentiert ließ ich sie - beleuchtet - unter unserem Wochenablauf stehen.





Es dauerte nicht lange, ehe sich die ersten Kinder davor einfanden und versuchten, den Schriftzug (in Großbuchstaben) zu erlesen.

Für viele Kinder der Klasse ist der Leselernprozess harte Arbeit und mit vielen Mühen und Strapazen verbunden.
Das Leistungsspektrum reicht vom sehr gut lesenden Kind, das schon kleine Bücher liest bis hin zu Kindern, denen es noch schwerfällt, Laute zuzuordnen und Buchstaben wiederzuerkennen.

Einige stehen kurz davor, das Zusammenschleifen eigenständig zu bewältigen, andere können mit Buchstaben und Lauten noch gar nichts anfangen.

Den allermeisten aber war gemeinsam, dass sie heute gerne lesen wollten, was dort an der beleuchteten Box stand.
So war es gedacht.

Täglich kann eine neue Botschaft vermittelt werden, denn die Buchstaben lassen sich schnell und einfach austauschen.
Ob der Anreiz, den Schriftzug lesen zu wollen bestehen bleibt, muss ich abwarten.

Der Klassenraum bietet ansonsten auch anderweitig zahlreiche Lesemöglichkeiten.
Angefangen von Überschriften in unseren Themenecken, über die Beschriftung der Eigentumsfächer bis hin zu unserem Tagesplan und den Bücherregalen.

Den ersten Kindern sind die  Fibeltexte bereits zu langweilig - etwas, das ich sehr gut nachvollziehen kann. Andere Kinder kämpfen noch mit den ersten Seiten und Anfangssilben der Fibel.

Diese Box jedoch übte auf alle einen besonderen Reiz aus.
Nein, nicht auf alle.
Ein Kind kam zu mir und erklärte: "Ach, das sieht sehr schön aus, Frau Schäfer, aber ich les das nicht, das ist mir zu anstrengend. Ich lese nur das Herz und die Blumen! Das ist doch auch schön!"

Und auch ein Anfang.
:-)

Susanne Schäfer 02.02.2017, 18.09| (10/2) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulalltag

Die Sache mit der Motivation....

Das Kind an sich, so las ich des öfteren, ist grundsätzlich intrinsisch motiviert. Liest man genauer nach in entwicklungspsychologischen Werken so ist häufig zu entdecken, dass die Leistungsmotivation in der soziostrukturellen Umwelt erlernt wird.
Das ist zunächst einmal das Elternhaus, später eventuell der Kindergarten und letztlich u.a. auch die Schule.




Und wir, wir haben natürlich Ziele in der Schule. Lehrpläne mit Kompetenzerwartungen, VERA Arbeiten in Klasse 3 und Eltern, die sich grundsätzlich - und das ist ja auch richtig so - das Beste für ihr Kind wünschen.

Und dann sitzen Kinder in unseren Klassen, die viel lieber all ihre Wachsmalstifte anspitzen und fasziniert von der Tatsache sind, dass das überhaupt möglich ist.
Kinder, die lieber Herzen in Mathebücher malen als Ziffern nachzuspuren und Kinder, die sich Schule und Lernen ganz anders vorstellen, als wir es ihnen anbieten.

Nicht zu vergessen jene Kinder, die lieber einfach gar nichts tun.

Und nun müssen wir einen Weg finden, genau diese Kinder zu erreichen, weil unsere Erwartungshaltung zu nichts weiter führt als Frust auf unserer Seite und Druck auf Seiten der Kinder.
Natürlich kann ich erwarten, dass ein Kind mir zuhört, aufpasst, meine Lernangebote annimmt, motiviert ist und reagiert, wie ich es mir wünsche.
Erwartungen jedoch führen - nicht nur schulischerseits - häufig zu Ernüchterungen. Denn manchmal wissen Menschen einfach gar nicht, was und warum wir Dinge und Reaktionen von ihnen erwarten. Vielleicht ist Unterricht - ich rede nun von meinem und kann das nicht verallgemeinern - nach wie vor noch nicht zieltransparent genug. Vielleicht brauche ich einfach mehr Geduld, mehr Gelassenheit, mehr Vertrauen in die unterschiedlichen Lernwege.

Andererseits möchte ich Kinder auch fordern, herausfordern und zur Selbsttätigkeit animieren.
Und manchmal scheitern all diese Ansprüche an der Realität.
Und ich gebe mich geschlagen und lasse das Kind zunächst anspitzen, in der Hoffnung, dass es anschließend in die Arbeit findet.
Mag sein, das Anspitzen jedoch ist schon die Arbeit des Kindes - es kommt immer auf die Perspektive an.

Der Balanceakt ist mühsam. Kinder im eigenen Lerntempo lernen zu lassen steht manchmal der Haltung des Kindes gegenüber, es darf allein und immer entscheiden was es tut und wann es tut.
"Vom Lehrer zum Coach" las ich bereits vor vielen Jahren, aber es ist heute aktueller denn je.

Den eigenen Weg zu finden, als Lehrer zwischen all den Erwartungen, die uns entgegengebracht werden, ist nicht immer leicht.

Ganz aktuell gehen mir hin und wieder die Ideen aus, wie ich das ein oder andere Kind noch erreichen und motivieren kann. Mir ist bewusst, dass das nicht an den Kindern, sondern meiner Einstellung und Haltung liegt.

"Gehen Sie kreativ mit der Situation um!", riet man mir schon des öfteren und ließ mich ratlos zurück. Kein noch so schlaues Buch, kein noch so umfangreiches Lehrerhandbuch, keine noch so wunderbare Materialsammlung hat mir bislang kreative Lösungen gezeigt. Aber der Rat lautete ja auch, ICH solle kreativ werden, nicht die anderen.....

Ich muss diese Form der Kreativität dringend lernen.
Sie ist mir noch nirgends begegnet. Am seltensten in Fortbildungen und Büchern.

Susanne Schäfer 01.02.2017, 16.30| (24/11) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Gedanken

An Tagen wie diesen.....

Es ist 5.45 Uhr und ich sitze sehr entspannt im Büro. Keine Krankmeldung, kein Vertretungsplan - die Woche beginnt gut und ich freue mich auf all die Minimenschen in meiner Klasse und unseren Märchenmontag.
Bis zum Unterrichtsbeginn habe ich ausreichend Zeit für den liegengebliebenen Papierkram, der für Schulleitung eben so anfällt.
Ich habe mir gerade eben einen Tee gemacht, als die 16jährige Tochter anruft und weinend berichtet, sie habe sich kochendes Wasser über die Hand - statt ins Teeglas - geschüttet.

Ich beruhige das Kind, informiere das Team, lege Sachen für meine Klasse heraus und fahre nach Hause, um mit der Tochter in die Notfallambulanz zu fahren.

Vorbei ist der gemütliche Wochenstart, der Alltag hat mich wieder und das mit Haut und Haaren.

Ich weiß, in der Schule wird alles laufen, jeder wird sein Bestes geben und ich kann mich ersteinmal um meine eigene Tochter kümmern. Doch immer bleibt ein Restgedanke in der Schule, wenn es auch sicher nicht nötig wäre.

Als ich um kurz vor neun wieder an der Schule ankomme rast mein  Herz, ich fühle mich gestresst, aber das Kind wurde bestens versorgt und noch ein wenig verwöhnt.

Ich finde meine Klasse in der Turnhalle - heute ist Kindersprint - und alle sind bester Laune und rennen, so schnell sie können.
Zeit, für eine kurze Tasse Tee.
Starten wir die Woche einfach neu.




Und bleiben noch zwei Schulstunden für den Märchenmontag, viel weniger als geplant, aber Umdisponieren ist kein großes Problem. Eigentlich wollte ich heute mit dem Kamishibai arbeiten und das Märchen erzählen, statt vorzulesen. Da ich mich nun aber zeitlich gedrängt fühle und nicht ruhig genug bin, um zu berichten, entscheide ich mich doch erneut für das Vorlesen. Heute wähle ich das Drehbilderbuch "Frau Holle", das wirklich ausgesprochen ansprechende und schöne Illustrationen aufweist. Die drehenden Räder sind jetzt nicht so interessant, aber der Text und die llustrationen passen genau für meine Lerngruppe.

Ich glaube, erzählt wäre es netter gewesen, aber manchmal muss man einfach mit Kompromissen leben.
Als ich aus der Schatzkiste Minimarshmallows und kleine Holztore hole, wissen die ersten Kinder schon, das es heute wohl um "Frau Holle" gehen wird.

Nach dem Vorlesen und Besprechen erzählen zwei Kinder das Märchen nach und ich freue mich wieder einmal darüber, wie gut das einigen Kindern schon gelingt.

Beide haben den spontanen Applaus der anderen Kinder wirklich verdient. Ein einfaches Tafelbild veranschaulicht das Märchen noch einmal und wir gehen in die Arbeitsphase. Mittlerweile hat es sich etabliert, das ich unterschiedliche Angebote zum Märchen auslege und die Kinder selbst wählen, welche Angebote sie in welcher Reihenfolge bearbeiten. Heute greifen alle direkt zu den kleinen Toren, um sie mit Buntstiften zu bemalen.

Alle andere Arbeiten werden in das Märchenschatzheft geklebt. Wir hören dabei das musikalische Märchen und bemerken nicht, wie schnell die Zeit vergeht.

Zu Beginn der Abschlussreflexion im Kreis frage ich einen Schüler nach den Namen des Märchens, das wir heute kennengelernt haben. Meine Ernüchterung ist groß, als das Kind mir offenbart, es habe keine Ahnung.

Gut, irgendwas ist da nicht gut gelaufen und ich sollte reflektieren. Für den Moment retten andere Kinder die Situation, die empört kundgeben, das müsse man doch wissen, es sei doch Frau Holle und die hänge ja nun auch an der Tafel....

Für ein Rollenspiel reicht die Zeit heute nicht mehr aus, wir sprechen noch kurz über die einzelnen Lernwege der Kinder, gehen die Hausaufgaben durch und dann wartet schon der erste von vielen Gesprächsterminen.

Nachdem die Tochter kurz appte, es sei so weit alles okay, widme ich mich wieder dem Schulalltag, der noch eine Menge Unerfreuliches mit sich brachte.
Wie das eben so ist.
Manchmal helfen nur noch Kekse.

Susanne Schäfer 01.02.2017, 15.13| (9/0) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulalltag

Vom Aufregen und Abregen

Es gibt diese Wochen, die einfach nur trubelig sind. Und je trubeliger es wird, um so empfindlicher reagiert man auf die Mitmenschen. Und je empfindlicher man reagiert, um so mehr scheint man den Trubel anzuziehen.
So jedenfalls kommt es mir in dieser Woche vor.
Zeit also, tief durchzuatmen und zu verschnaufen.





Und da es nicht nur mir so geht, hab ich heute mal für das Lehrerzimmer gebastelt und alle zum Kekseessen animiert - mich eingeschlossen.
Denn meistens sind die Aufreger gar keinen Aufreger wert, das zu wissen ist eines, das umzusetzen nocheinmal etwas anderes.

Es hilft, sich vorzustellen, welche Bedeutung die aktuelle Situation in einem Jahr noch haben wird.
Häufig keine und macht man sich das bewusst, ist die Aufregung schon nahezu besiegt!

In diesem Sinne sollten wir uns die Kekse schmecken lassen!

Susanne Schäfer 01.02.2017, 14.43| (11/3) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulalltag

Das vergessene Lob

Die Gespräche des Kindersprechtages verliefen konstruktiv und für uns mit dem ein oder anderen Augenöffner. Natürlich ging uns das Herz auf, als Kinder freimütig und von Herzen Dinge des Schulalltags, Lehrer und Abläufe lobten.



Loben - etwas das zu schnell verloren geht in der Hektik des Alltags. Es sind die Eltern, die sich beschweren möchten, die zu uns ins Büro stürmen, etwas auf dem Herzen haben, unzufrieden sind, sich unverstanden fühlen.
Selten stürmt jemand das Büro, um uns zu loben oder zu sagen, wie gut wir unsere Arbeit machen und dennoch machen wir - voller Einsatzbereitschaft und herzlich gerne - weiter.

Ganz zu schweigen davon, dass ein Lob von der Schulaufsicht kommt, von "oben", von anderen Seiten.
Ich nehme an, das ist in anderen  Berufen ganz ähnlich, dass man häufig auf mangelnde Wertschätzung trifft, sich nicht anerkannt fühlt oder es einfach mal an einem spontanen Lob mangelt.

Dabei motiviert ein Lob, beflügelt, macht uns stark und gibt es Kraft.
So oft, wie wir es bei den Kindern handhaben, so selten loben wir uns.
Oder anders gesagt, habe ich mich gefragt, wann ich das Team oder einzelne Kollegen zuletzt bewusst gelobt habe.
Lasse ich mich auch einbinden in den Alltagstrubel und verliere den Blick und die Wertschätzung für das, was jeder einzelne an unserer Schule tagtäglich leistet?

Wahrscheinlich.
Viel zu selten finde ich anerkennende Worte für Kolleginnen und Kollegen und Schuld ist nicht der Schulalltag, sondern Nachlässigkeit. Ein Lächeln und anerkennende Worte kosten weder Mühe, noch Geld, noch Zeit.

Das, was tagtäglich in allen Schulen geschieht ist mindestens ein dickes Lob wert. Der Einsatz der Kolleginnen und Kollegen, das stete Suchen nach neuen Möglichkeiten, Kinder zu fördern und zu fordern, das Meistern des nicht immer einfachen Schulalltags, die gegenseitige Hilfe und das Verfolgen der gemeinsamen Ziele.

Ein Lob und ein Danke.
Und es sollte mir im Schultrubel nicht unter gehen.
Ich arbeite daran.
Immer wieder neu.

Susanne Schäfer 29.01.2017, 09.33| (10/3) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Gedanken

Inklusive Herausforderungen

"Fördermöglichkeiten der Grundschule wurden noch nicht ausgeschöpft" - so lautet es häufig in den Ablehnungen zur Eröffnung einer Überprüfung des sonderpädagogischen Förderbedarfs. Und ja, das ist vom Grunde her richtig, wird den Kindern, die es betrifft aber leider nicht gerecht und stellt uns vor ganz neue Herausforderungen.




Bei der Herrichtung des Klassenraumes vor der Einschulung dachte ich, wir wären materialmäßig äußerst gut und vielseitig aufgestellt. Im Zuge des ersten Halbjahres stellte sich nun aber heraus, dass dem nur bedingt so ist. Konfrontiert mit Krankheitsbildern und Beeinträchtigungen, die mir bislang fremd waren, begann nun die Suche nach neuen Arbeitsmitteln, neuen Motivationsmöglichkeiten und noch mehr Differenzierung.

Ich erlebte, dass Materialien, die mir in den Vorjahren gute Dienste geleistet hatten, nun nicht angenommen werden, zu schwer zu handhaben sind oder noch nicht verstanden werden.

Anders als in den Vorjahren gibt es nur eine sehr kleine leistungshomogene Gruppe innerhalb der Klasse, so dass eine Dreifachdifferenzierung längst nicht mehr ausreicht.

Neben motorischen Förderbedarfen gilt es häufig die Wahrnehmung zu schulen und im Förderschwerpunkt "geistige Entwicklung" noch kleinschrittiger zu arbeiten als ohnehin schon vorgesehen.

Noch seltener als sonst finde ich fertige Materialien und Lernspiele, die zu der Klasse passen. Das in den Vorjahren heiß geliebte und häufig genutzte Nikitin Material wird nicht angenommen und verstaubt im Regal.

Allen Kinder zu eigen ist, dass sie ein großes Bedürfnis haben zu spielen. Der "Offene Anfang" an unserer Schule wird grundsätzlich für freies Spiel, Bauen mit schlichten Bauklötzen oder Konstruieren von Fahrzeugen mit geeigneten Materialien genutzt.

Es herrscht eine hohe Sozialkompetenz und Hilfsbereitschaft innerhalb der Klasse und die Kinder nehmen sich gegenseitig, vorbehaltlos, so an, wie sie sind.
Es ist gänzlich unproblematisch, dass jeder an unterschiedlichen Inhalten und mit unterschiedlichen Materialien arbeitet, nur die geeigneten Materialien zu finden gestaltet sich mitunter als schwierig.

Ich habe neulich auf gpaed.de die strukturierten Arbeitsmappen entdeckt und fand die Art und Weise, Material anzubieten zunächst perfekt für einige Kinder meiner Klasse. Die Vorteile sind:

* das Material nimmt wenig Platz weg
* es geht selten etwas verloren
* es besteht eine gute Überschaubarkeit
* das Material ist leicht zu transportieren
* es lässt sich vielfältig und für alle Lernbereiche erstellen und nutzen


In der Praxis haben sich die Mappen gut bewährt und ich werde sicherlich noch weitere Mappen erstellen. Die Nachteile jedoch sind zum einen, dass sich das Klettband durchaus manchmal nur schwer lösen lässt und zum anderen, dass die steten ratschenden Geräusche in einer großen Lerngruppe durchaus störend sein können.

Also geht die Suche weiter und ich erstelle gerade Material für eine Art magnetische Lernstation, das sicherlich leise und vielseitig zu handhaben sein wird, jedoch nicht mobil genug ist, um es mit nach Hause zu geben oder gut zu transportieren. Dafür wird es als eine Art feste Lernstation innerhalb der Klasse installiert sein und vielen Kindern die Möglichkeit geben, damit zu arbeiten.





Problematisch ist, dass die Arbeitskärtchen eine gewisse Größe nicht unterschreiten dürfen, damit alle Kinder sie gut handhaben können. Das führt dazu, dass immer nur wenige Karten auf die einfache Magnettafel passen.
Die Übersichtlichkeit ist jedoch gegeben und somit werde ich das Material einfach testen.

Für die Kärtchen nutze ich ein Teeregal, das neulich in einem anderen Blog vorgestellt wurde und günstig in diversen Läden angeboten wird.
Magnetisch ist das Material, damit die Kärtchen nicht lose herumliegen und auch mal durch die Klasse getragen werden kann.

Ob es sich bewährt, wird sich zeigen.

Das Inklusionsmaterial, das die einzelnen Verlage anbieten, überschreitet häufig die Kompetenz vieler Kinder unserer Lerngruppe. Einzelne Seiten sind dann nutzbar, doch dafür ist das Material häufig zu teuer.
Anders sieht es für die Kinder ohne spezielle Förderbedarfe aus. Hier ist der Markt tatsächlich überschwemmt mit vielseitigen Vorlagen und Materialien und es ist selten schwierig, etwas Geeignetes zu finden.

Eine Lehrerin der weiterführenden Schule fragte mich neulich, ob die Schere, die da zwischen den Kindern im ersten Schuljahr bestünde, am Ende der Vier nicht mehr vorhanden wäre und wir wir das bewirken würden.
Als ich antwortete, dass sei gar nicht unser Ziel, gab es Erstaunden und Irritation. Was denn unser Ziel sei, wollte sie wissen.

Unser Ziel kann es nur sein, jedes Kind bestmöglich zu fördern und vor allem auch zu fordern. Das bedeutet ganz sicher nicht, dass am Ende des vierten Schuljahres alles dasselbe gelernt haben und können. Wie denn auch? Sind wir doch alle keine Zauberer!

Wir können den Kindern immer nur eine solide Grundlage nach ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten geben und die sind - insbesondere im Zuge der Inklusion - unterschiedlicher denn je.

Aus allen das Bestmögliche "herauszukitzeln" ist die Herausforderung vor der wir stehen und das unter Berücksichtigung der Tatsache, dass wir auch nur Menschen sind.
Menschen mit einem Privatleben und Grenzen - zeitlicher und kräftemäßiger Art.

Das nicht aus den Augen zu verlieren sollte unser vorrangiges Ziel sein.
Denn verbrauchte, frustrierte Lehrer motivieren niemanden. So wie wir die Grenzen der Kinder erkennen und akzeptieren, müssen wir lernen, unsere Grenzen wahrzunehmen und zu achten.

Ich warte immer noch darauf, dass Entscheidungsträger unseren Unterricht besuchen und bewusst wahrnehmen, welche Herausforderungen täglich auf uns warten.
Konzepte am Schreibtisch zu entwickeln ist einfach, Papier ist geduldig, aber das wahre Schulleben braucht weniger Papier als viel mehr Ressourcen, Geld und neue Ideen.

Ich bin glücklich mit meiner Lerngruppe, weil es zauberhafte Kinder sind, die mich jeden Morgen erwarten.
Aber ich habe kein schlechtes Gewissen mehr, wenn ich nicht täglich jedem einzelnen Kind gerecht werden kann.
Ich versuche es, ich versuche es gerne und immer wieder, aber ich bin auch bereit die Grenzen der Inklusion zu erkennen und zu akzeptieren.

Auch wenn ich sie liebend gerne überwinden würde!

Susanne Schäfer 29.01.2017, 09.03| (19/11) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulalltag

Spieglein, Spieglein an der Wand....

Der zweite Märchen-Montag stand ganz im Zeichen von "Schneewittchen". Die ersten Kinder erkannten das sofort, als ich den alten, silbernen Handspiegel aus der Schatzkiste nahm und auf den Tisch legte, den wir wieder ein klein wenig märchenhaft dekoriert hatten.






Das Märchen war wesentlich anspruchsvoller und länger als "Der Froschkönig", entsprechend häufig mussten wir Pausen beim Vorlesen einlegen, Fragen klären oder noch einmal zusammenfassen, was geschehen war.
So zog sich das Vorlesen fast die ganze erste Schulstunde hin und forderte allen Kindern eine Menge an Konzentration und Selbstdisziplin ab.

Anschließend gab es einige Aufgaben für das Märchenschatzheft, wobei die Kinder hier wieder frei wählen durften und die meisten sich zunächst dem leeren Spiegel widmeten, in den sie nun Schneewittchen zeichneten bzw. hingebungsvoll malten.

Während des Bearbeitens der unterschiedlichen Aufgaben hörten wir uns wieder das passende Hörspiel an. Wie bereits beim "Froschkönig" passte es sehr gut zum Vorlesetext, den ich wieder aus dem Buch "Mein erstes Märchenbuch" entnommen habe. Im Buch fehlte allerdings der Passus mit den glühenden Pantoffeln, den ich aber mit einfügte, damit das Tafelbild und die Arbeitsbögen anschließend passten.

Die zweite Stunde verging mit dem Bearbeiten der unterschiedlichen Arbeitsangebote und die Märchenschatzhefte der Kinder nahmen Form an.
Erstmalig setzte ich auch Arbeitsmappen ein, Fotos davon kann man - wie weitere Bilder - auf der Facebookseite unserer Schule sehen.

Nach der Pause setzten wir den Märchentag dann mit einem 4-Ecken-Gespräch fort.
Das 4-Ecken-Gespräch ist unsere aktuelle Methode des Monats und die Kinder durften sich heute entscheiden, in welche Märchenfigur sie unser magischer Spiegel verwandelt sollte.
In den einzelnen Ecken sollten die Kinder sich dann dazu austauschen, warum sie genau diese Figur gewählt haben.
Zur Auswahl standen: "der Prinz", "Schneewittchen", "die Stiefmutter" und ein "Zwerg".

Alle Ecken füllten sich rasch und die Kinder diskutierten eifrig. Sie zeigten sich erstaunt darüber, dass die Beweggründe der anderen Kinder, sich in dieses oder jenes Wesen zu verwandeln sehr unterschiedlich waren und nicht immer ihren eigenen Beweggründen entsprachen.

Ich hätte an dieser Stelle gerne den weiteren Austausch über Eckenwechsel angeregt, so dass Kinder, die unterschiedliche Wesen hätten sein wollen, miteinander ins Gespräch gekommen wären, aber mir erschien die Klasse schon zu unruhig und so sammelten wir uns wieder im Kreis.

Zwei Kinder baten darum, wie am letzten Märchen-Montag, das Märchen mit eigenen Worten nacherzählen zu dürfen. Dazu nutzten sie das Tafelbild und es war erstaunlich, welche Details sich die Kinder gemerkt hatten.

Anschließend erfolgten noch einmal sehr kurze szenische Spiele mit den passenden Fingerpuppen und wir übten dabei vor allem das laute und deutliche Sprechen, das nicht von Anfang an klappte.

In der abschließenden Reflexionsrunde gingen wir gezielt auf das 4-Ecken-Gespräch ein und ein Kind bemängelte, dass einige Kinder versucht hätten lieber über etwas anderes zu reden - beispielsweise über Pokémonkarten - als sich über das Vorgegebene auszutauschen.
Die Zeit war leider zu knapp, um angemessene Lösungsstrategien zu entwickeln.

Alles in allem war die ganze Klasse in ihrer Vielfältigkeit wieder sehr motiviert dabei. Das Mandala, das ich eigens für die Kinder als Zusatzangebot ausgedruckt hatte, fand ich mittags im Bürodrucker wieder und hatte es gänzlich vergessen.
Nicht, dass es gefehlt hätte....

Es gab reichlich zu arbeiten, zu gestalten und zu erzählen.
Auch der zweite Märchen-Montag verlief sehr positiv und macht Lust auf den nächsten Montag.
Und der kommt bestimmt!

Susanne Schäfer 23.01.2017, 18.41| (10/2) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulalltag

Ermüdender Perfektionismus

"Fehler", so erkläre ich den Kindern immer wieder "macht jeder und jeder darf sie machen. Sie helfen uns, zu lernen und sind überhaupt nichts Schlimmes!"
So weit die Theorie.



Während mich die Fehler, die andere Menschen hin und wieder begehen, so gar nicht tangieren, stolpere ich nach wie vor über meine eigenen und es gibt Tage, an denen ärgere ich mich dann maßlos.
Diese Tage werden zum Glück seltener und ich gestehe auch mir schon hin und wieder zu, Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen.

Der heutige Fehler jedenfalls lehrt mich: "Ich brauche eine Pause."
Und die nehme ich mir genau jetzt.

Susanne Schäfer 19.01.2017, 18.55| (14/6) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Gedanken

Fehlentscheidung

Der Tag beginnt müde, ich werde nur schwerlich wach nach einer gedankenschwangeren Nacht. Ein kleinerer medizinischer Notfall der älteren Tochter zwingt mich, kurz vor Unterrichtsbeginn die Schule wieder zu verlassen, um rasch und in aller Hektik die Tochter zum Arzt zu bringen.
Die Hektik ist hausgemacht, der Vertretungsplan sieht meine Kinder zwar aufgeteilt, aber gut versorgt und ich müsste mich nicht wirklich stressen.




Das Kind nun - alt genug - weilt alleine beim Arzt, während ich rasch zurück zur Schule fahre.
Dort bringe ich die Kollegin, die gerade dabei ist meine Kinder aufzuteilen in Verdruss, weil ja nun alle Kinder wieder eingesammelt werden müssen.
Meine Fehlentscheidung des Tages.

Die Kinder waren versorgt mit Material, wussten was zu tun war, waren sehr gut untergebracht und hatten sich gerade an den Gedanken gewöhnt, in der ersten Stunde in anderen Lerngruppen zu arbeiten.
Die Kollegin hatte alles bestens im Griff, die anderen Kollegen ebenfalls und nun kam ich viel schneller als erwartet zurück, nahm mich immens wichtig und verursachte damit ein Chaos.

Wir versuchten, die Kinder wieder einzusammeln, was aufwendiger war, als der Verbleib in den anderen Klassen gewesen wäre. Nun kamen sie aufgeregt zurück in die Klasse, herausgerissen aus der Arbeit, wussten gar nicht mehr so recht was los war.
Drei Kinder blieben zunächst verschollen und hatten die Rückkehr nicht mitbekommen, da so sehr in den Unterricht der anderen Klasse vertieft.

Letztlich kamen alle wieder zusammen, aber es war ein hektischer Beginn, da darinn gipfelte, dass sich erst ein Kind erbrach, dann ein zweitens mit Magenkrämpfen abgeholt werden musste.

Mitte der zweiten Stunde fanden wir erst in unseren Rhythmus zurück, kamen zur Ruhe und konnten uns auf den Tag einstellen.

In der dritten Stunde dann widmeten wir uns spontan noch einmal dem Froschkönig, malten mit Wasserfarbe und Wachsmalern und kamen dabei endgültig wieder zur Ruhe.

Letztlich ärgerte ich mich sehr darüber, durch meine selbstinitiierte Hektik alles durcheinandergebracht zu haben.
Aber solche Tage gibt es und die Kinder schließen viel eher Frieden damit als ich.

Ich versuche mich nun erneut an den Weg der Entschleunigung. Aufgeben gilt nämlich nicht!

Susanne Schäfer 18.01.2017, 17.54| (10/2) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulalltag

Kinder

Vor etlichen Jahren teilte mir ein damaliger Vorgesetzter einmal mit, ich müsse dringend meine Sprache überdenken.
Es ging darum, dass ich  - in einem dienstlichen Gespräch - die Schülerinnen und Schüler als "Kinder" bezeichnet hatte.





Heute fiel mir die - eigentlich längst vergessene - Situation wieder ein, als wir unseren "Kindersprechtag" - Aushang an die Tür hängten. Mangelnde Wertschätzung, aber auch mangelnde Distanz warf man mir damals vor und - so erklärte man mir wortreich - ich habe grundsätzlich und immer und vor allem ausschließlich von Schülerinnen und Schülern zu sprechen. Das versachliche das Gespräch und drücke mehr Wertschätzung gegenüber jenen Schülerinnen und Schülern aus.
Zudem wären die Rollen somit klarer definiert.

Jahrelang habe ich folgsam und sorgfältig darauf geachtet, den Begriff "Kinder" nicht mehr zu nutzen und mich wirklich bemüht, von Schülerinnen und Schülern zu sprechen. So, wie ich es in dienstlichen Dokumenten nach wie vor halte.

Irgendwann einmal fiel mir dann jedoch auf, dass der Begriff "Kinder" ein ganz wesentlicher ist in unserem beruflichen Bereich und für mich persönlich nicht derart abwertend, distanzlos und rollenunklar ist, wie seinerzeit für meinen Vorgesetzten.
Es hat lange gebraucht, ehe ich mich von den mir vorgesetzten Ansichten befreien konnte - übrigens ein wie ich finde durchaus typisches Phänomen in unserem Beruf - und heute plädiere ich ganz bewusst für den Begriff  "Kinder".

Vielleicht machen wir uns nämlich viel zu selten klar, wem wir da morgens begegnen. Natürlich sind die Kinder unsere Schülerinnen  und Schüler, aber eben diese sind eben entwicklungspsychologisch betrachtet "Kinder" und wir sprechen bewusst von "Kindheit" und nicht grundsätzlich von "Schulzeit". Kinder, die eben nicht dem Abbild von uns Erwachsenen entsprechen, die wie Kinder denken, fühlen und handeln.
Ich kann ein Kind kaum mehr wertschätzen, als dass ich es in seiner Kindlichkeit so annehme, wie es ist.

Denn nur dann sehe ich den Menschen ja als Ganzen und nicht selektiv in seiner Rolle als Schulkind. Ich glaube, wir müssen wieder lernen, mehr das Kind in den Blick zu nehmen und weniger den Schüler und die Schülerin, um unseren Kindern gerecht werden zu können.

Das Kind ist weitaus mehr als der Schüler am Morgen und weitaus mehr bringt es auch mit in die Schule.
Und ich möchte das wahrnehmen und sehen als Lehrerin, nicht, um weniger wertzuschätzen, sondern um MEHR wertzuschätzen und den Menschen als Ganzes zu sehen.

Kein Kind ist je ohne Geschichte, sowie kein Mensch nie ohne eigene Geschichte sein wird.
Und dann ist ja nicht zu vergessen, unsere eigene Sehnsucht, wieder mehr mit den Augen eines Kindes sehen zu können.
Die Welt mit Kinderaugen zu entdecken, mehr Freude, Unbeschwertheit, Neugierde und Lust auf das Leben zu haben.

Ich glaube, ich kann von Kindern noch sehr viel lernen.
Wären sie allein meine Schüler, ginge mir und ihnen vieles verloren!

Susanne Schäfer 17.01.2017, 16.13| (15/7) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Gedanken

Kindersprechtag Teil I

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Der aktuell heute früh zu erstellende Vertretungsplan druchkreuzte unsere Kindersprechtagspläne minimal und so mussten die ersten Termine auf Donnerstag verschoben werden, da wir länger in den Unterricht gingen.

Nichtsdestotrotz konnten wir die ersten Kinder heute im Schulleitungsbüro willkommen heißen und waren überrascht, wie gut sie vorbereitet waren.



Sie kamen mit Aufzeichnungen, manche kurz, manche sehr ausführlich und hatten sich sehr genau überlegt, was sie mit uns besprechen wollten.
Dass wir heute ganz oft Positives rund um das neue Schulgebäude hörten, hat uns natürlich riesig gefreut. Die Probleme erschienen heute überschaubar und vor allem gemeinsam lösbar.
Der Wunsch nach einer oder mehrerer Schaukeln war heute das vorherrschende Thema. Der neue Schulhof bietet viele neue Spiel- und Klettermöglichkeiten, aber Schaukeln - wie auf dem alten Schulhof - gibt es in der Tat nicht.

Neben einigen persönlichen und durchaus auch privaten Problemen spiegelten die Kinder heute das, was wir Erwachsenen seit Schuljahresbeginn deutlich wahrnehmen: Das Miteinander im neuen Gebäude und in den viel vielfältigeren Räumen ist deutlich friedlicher und entspannter als im alten Gebäude.

Es war schön zu erleben, wie selbstbewusst und offenherzig die Kinder mit uns diese Gespräche führten. Nahezu nach jedem Gespräch hatten wir etwas zu Staunen und haben die Kinder wieder einmal anders als im bloßen Unterrichtsgeschehen erlebt.

Schulleben ist eben nicht nur Unterricht. Und das ist gut so!

Susanne Schäfer 16.01.2017, 16.36| (8/0) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulleitung

Unser 1. Märchen-Montag

Mit einer großen, geheimnisvollen Schatzkiste kam ich heute in die Klasse und obwohl die Kinder wahnsinnig neugierig waren, durften sie während des Offenen Anfangs zunächst nicht in die Kiste schauen.



Da ich die Eltern per Brief darüber informiert hatte, dass ich ab heute montags immer einen Märchentag gestalten möchte, wussten einige Kinder schon ein wenig Bescheid, hatten Bücher oder gar ein Froschkönigkostüm mitgebracht.

Nach unserer täglichen Morgenroutine wurde dann die Schatzkiste geöffnet und der Tisch in der Kreismitte ein klein wenig gestaltet.
Viele Kinder konnten das grüne Tuch und die kleinen Holzstücke schon als Wald deuten, die goldene Kugel war ein ja sehr deutlicher Hinweis auf das Märchen "Froschkönig" und die Steine wurden als Steine des Brunnens ausgelegt.

Einige Kinder erklärten, dass ein Märchen immer mit "Es war einmal..." anfängt, andere wussten, es endet mit: "Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute!"

Nach dieser kurzen Einführung las ich das Märchen in einer recht einfachen Version vor.
Ich las etappenweise, wir fassten zwischendurch zusammen und mussten einige Begriffe klären. Dass die "Tafel" nicht nur die Wandtafel, sondern auch ein großer Esstisch sein kann, wusste in der Tat niemand.

Im Anschluss an das Vorlesen durften die Kinder sich eine Titelseite für ihr Märchenschatzheft aussuchen, erhielten ein DIN A4 Heft ohne Lineatur und gestalteten das Titelblatt in aller Ruhe aus. Dabei hörten wir uns das Märchen noch einmal in einer wirklich empfehlenswerten Version als Musikmärchen an, das sehr gut zu dem Vorlesetext passte.

Währenddessen gestaltete ich das Tafelbild, Eindrücke kann man sich auf der Facebookseite unserer Schule anschauen.

Die Kinder waren sehr konzentriert und viel begeisterter bei der Sache als beim stupiden Abarbeiten der Seiten ihrer Arbeitshefte. Ich legte differenzierte Arbeitsangebote zu dem Märchen aus und jeder arbeitete noch eine Weile in seinem eigenem Tempo und  nahm sich selbstständig unterschiedliche Aufgaben, die allesamt im Märchenschatzheft gesammelt wurden.
Selbst in der Pause wollten einige Kinder in ihren Heften weiterarbeiten.

Nach der Pause schauten wir uns das Tafelbild an und Kinder, die wollten, durften das Märchen anhand der Bilder nacherzählen und da haben mich einige Kinder wirklich überrascht. Sie konnten sehr detailliert und anschaulich erzählen und hatten sich viele Details gemerkt und stockten kaum im Erzählfluss. Es zeigten viele Kinder auf, auch die drei Flüchtlingskinder, denen es mit einem minimalen Wortschatz gelang, das Wesentliche zu erklären.

Ursprünglich hatte ich noch ein Bastelangebot vorgesehen, aber die Zeit war zu knapp und so führten wir im Sitzkreis lieber noch kleine Stegreifspiele mit den Fingerpuppen und kleine Rollenspiele durch.
Leider kamen wir nicht mehr zu unserer Reflexionsrunde, denn mit einem Male war unsere Zeit vorbei und vier Unterrichtsstunden schon herum.
Die Kinder suchten sich aus den angebotenen Materialien passende Hausaufgaben aus und wir machten kurzerhand eine Wochenhausaufgabe daraus, da die meisten Kinder sehr viele Aufgaben gern noch erledigen wollten.

Alles in allem scheint es allen gefallen zu haben und ich gehe davon aus, dass neben dem bloßen Gefallen heute auch eine Menge gelernt wurde.
Selten habe ich die Kinder so ausdauernd und begeistert gesehen.
Der Eindruck, dass die Begeisterung der Lehrkraft für ihr eigenes Wirken und den eigenen Unterricht sich überträgt, wurde heute erneut bestärkt.

Wie lange sich die Begeisterung so eines Märchen-Montags hält, wird sich zeigen.
Ich bin gespannt und freue mich schon auf den kommenden Montag!

Susanne Schäfer 16.01.2017, 16.09| (18/10) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulalltag

Kindersprechtag





In den kommenden drei Tagen führen wir bereits zum dritten Mal unseren Kindersprechtag durch. Alle Kinder der Schule erhalten eine Einladung und dürfen sich, sofern sie möchten und ein Anliegen haben, einen Termin bei uns im Schulleitungsbüro geben lassen. Die Kinder dürfen alleine kommen, mit einem Partner oder mehreren Kindern - so, wie es ihnen am besten passt.

Nach der Anmeldung verteilen wir schriftlich Gesprächstermine und achten darauf, dass die Kinder nicht eigens aus der Turnhalle kommen müssen oder vom Mittagessen weggeholt werden.

In diesem Jahr war der organisatorische Aufwand ein wenig höher, da wir jeweils von 7.50 Uhr bis 11.30 Uhr im Unterricht in unseren eigenen Klassen sind und insbesondere die Erstklässler aber häufig bereits um 11.30 Schulschluss haben.

Aus diesem Grunde verteilen sich die Termine auf drei Schulvormittage. Die Kolleginnen und Kollegen sind so nett und lassen die Kinder, die sich angemeldet haben, für zehn Minuten ins Schulleitungsbüro kommen.
Dort hören wir die Anliegen und Sorgen und Nöte der Kinder an, machen uns Notizen und versuchen gemeinsam nach Lösungen zu suchen, wenn Schwierigkeiten und Probleme das Gesprächsthema sind.

Wir besprechen mit den Kindern, dass das, was sie uns sagen, von uns vertraulich behandelt wird, es sei denn, wir einigen uns darauf, die Kinderkonferenz hinzuzuziehen oder Kooperationspartner mit ins Boot zu nehmen.
Von persönlichen Kümmernissen bis hin zu Beschwerden über die Hausaufgaben hatten wir in den Vorjahren sehr viele interessante Gesprächsthemen und finden es großartig, dass sich sogar die Erstklässler schon "trauen", zu einem solchen Gespräch ins Büro zu kommen.

Aus diesen Gesprächen sind viele gute Ideen hervorgegangen, die unser Schulleben seitdem bereichern. Aus diesem Grunde sind wir gespannt auf die anstehenden Gespräche und freuen uns darauf!

Susanne Schäfer 15.01.2017, 13.26| (12/4) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulleitung

Verzerrte Wirklichkeit.....

.... oder es ist nicht alles Gold, was glänzt.




Beim Lesen dieses Blogs könnte der ungewollte Eindruck entstehen, unser Schulalltag befände sich in einer von Glitzerstaub bedeckten und Seifenblasen behafteten Parallelwelt.
Dem ist selbstverständlich nicht so. Und da dem ganz und gar nicht so ist, war und ist mein Bestreben, den Blick hier auf das Positive zu fokussieren. Zudem gibt es rechtliche und moralische Grenzen, was das Beschreiben realer und vor allem konfliktbehafteter Situationen angeht, insbesondere vor dem Hintergrund, dass ich mich nicht einreihen mag in die Schar der anonym bloggenden Lehrer, sondern mit meinem Namen dafür einstehe, was hier geschrieben steht.

Der Alltag als Klassenlehrerin ist kaum mehr konfliktbehaftet. Das liegt unter anderem daran, dass sich die Prioritäten im Schulalltag verschieben, sobald man in die Schulleitung geht. Situationen, die mich früher geärgert haben, nehme ich heute nur noch zur Kenntnis und beschäftige mich dafür mit anderen Konflikten.
Zudem habe ich als Klassenlehrerin ja bereits zwanzig Jahre Routine (entwickeln können) und bin mit sechseinhalb Jahren erst vergleichsweise kurz in der Schulleitung.

Und in diesen Jahren war ich sehr wohl das ein oder andere Mal geneigt, diese Funktion wieder aufzugeben. Die Frage nach dem: "Was mache ich hier eigentlich?"
stellt sich immer wieder einmal, insbesondere dann, wenn ich mich in den Ungerechtigkeiten des Systems gefangen fühle.

Dass ich niemals alles hingeworfen habe, liegt zum größten Teil an den Menschen, die mich auf meinem Weg begleiten und denen es immer wieder gelingt, mir zu zeigen, was es wert ist, in Schulleitung zu bleiben. Und letztlich, seien wir ehrlich, habe ich nach wie vor Visionen und bin mit ganzem Herz und all meiner Leidenschaft Schulleitung und das trotz aller Widrigkeiten gern.

Der Verwaltungsaufwand ist in den vergangenen sechs Jahren erheblich angestiegen. Mein Eindruck ist der, dass Formulare immer umfangreicher und komplizierter werden, es mehr und mehr verbindliche Statistiken gibt, die regelmäßig erstellt und regelmäßig fortgeführt werden müssen und wir rasch zu einer Aktenschule verkommen könnten, wenn wir uns nur und ausschließlich einbinden ließen in diese Mail-, Umfrage- und Dokumentationsflut.
Das ist der Part der Arbeit, die wenig Freude bereitet, zeitintensiv ist und - so scheint es - uns vor Ort nicht weiterbringt. Eben etwas, was gemacht werden muss. Leidenschaftslose Pflichterfüllung.

Der Vormittag wäre leicht gefüllt mit all diesen Arbeiten, die ich frühmorgens vor dem Unterricht oder im Anschluss daran angehe und auf ein Minimum zu reduzieren versuche. Nicht zu vergessen, nicht alleine angehen und bearbeiten muss, sondern wir den Luxus genießen, als Schulleitungsteam arbeiten zu können. Anders ginge es von der Größe der Schule und mit eigener Klassenführung auch gar nicht.

Weitaus anstrengender sind die Konflikte, die an Schulleitung herangetragen werden oder aber durch und mit Schulleitung erst initiiert werden. Die Spanne ist groß und reicht von Kindern, die sich nicht an Regeln halten, über Schulabstinenzler bis hin zu Flüchtlingskindern ohne jegliche Deutschkenntnisse, höchstgradig traumatisiert und nun mit einem Male eingebunden in ein recht starres Schulsystem, was den Kolleginnen und Kollegen einiges an Kraft, Energie und Einfallsreichtum abverlangt.
Nicht zu vergessen die Schwierigkeiten, die durchaus im Bereich der Elternarbeit auftreten - denn bei über 300 Kindern finden sich immer Eltern, die berechtigter - oder auch mal unberechtigterweise Kritik üben, andere Vorstellungen von Schule und Unterricht haben oder bestimmte Situationen aus Elternsicht einfach anders wahrnehmen, als wir in unserer Lehrerrolle.

Kooperationspartner möchten nicht immer unbedingt kooperieren, sondern gerne mal bestimmen, wie wir Schule zu leiten haben und üben hin und wieder weitaus mehr Einfluss auf den schulischen Alltag aus, als dieser verkraften kann.
Wir hängen in einem System, in dem zu viel in Schule "hineingetopft" wird und letztlich steigt die Qualität nicht mit der Fülle an zusätzlichen Angeboten, sondern es wird ein wahrer Kraftakt, alles unter einen Hut zu bringen und gelingt - sofern man nicht aufpasst - macnhmal nur auf Kosten der Qualität - etwas, das nicht hinnehmbar  ist und was ganz klar in die Zuständigkeiten von Schulleitung gehört, darum zu kämpfen, das Qualität im Vordergrund steht und Schule nicht zu einem Massenabfertigungsbetrieb wird.
Da kann es an der ein oder anderen Stelle zu Konflikten mit Kooperationspartnern kommen, die - konstruktiv - zu lösen unsere nicht immer unanstrengende Aufgabe ist.

Und da überall und immer unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Persönlichkeiten aufeinandertreffen, kostet es in einigen Situationen ganz erhebliche Kraft die emotionale Ebene zur Seite zu schieben und sachlich und fundiert nach Lösungen zu suchen.

Natürlich bringt mir das die ein oder andere schlaflose Nacht ein, alles andere wäre gelogen. Zum einen wache ich nachts auf mit einer ellenlange to-do-Liste im Kopf, der ich im Dunkeln liegend noch rasch einige Punkte zufüge, in der Hoffnung, sie am Morgen nicht wieder vergessen zu haben.

Und der Glitzerstaub ist spätestens dann verloren, wenn Konflikte im eigenen Team auftreten und diese nicht so gelöst werden können, wie es für alle Beteiligten und vorrangig natürlich für das Schulleben und die Kinder, am besten wäre.

All das ist jedoch - und wird es vermutlich auch immer bleiben - unsere schulische Realität. Da gibt es eben jene Tage, an denen sich das Universum gegen einen verschworen zu haben scheint und man mit der Ungerechtigkeit des Systems nur schwerlich zurecht kommt.
Da zeigt der Körper schonmal an, dass eine Grenze überschritten wurde und man nun vielleicht besser einmal einige Gänge hinunterfahren sollte.

Das ist an unserer Schule nicht anders, als an anderen Schulen. Auch bei uns glitzert es nur, wenn wir es glitzern lassen. Und manchmal kommt etwas dazwischen, das den Glitzerstaub auffängt, bevor er uns erreicht und das Leben zeigt uns eine lange Nase.

Natürlich könnte ich auch darüber schreiben. Über Wut und Verunsicherungen, über Selbstzweifel und Mutlosigkeit. Ich habe mich aber bewusst dagegen entschieden, um ein Zeichen zu setzen.
Ein Zeichen dafür, dass der Glitzerstaub und die Seifenblasen trotz allem da sind. Manchmal fällt es uns nur schwer, sie zu sehen und aufzufangen.

Hier soll ein Ort sein, an dem das gelingt.
Das brauchen wir.
Das tut uns gut.
Das ist heilsam und versöhnend.

Susanne Schäfer 15.01.2017, 07.53| (16/8) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulleitung

Lapbookarbeit in Klasse 1

In der vergangenen Woche haben wir uns intensiv mit vielen Bereichen des Winters auseinandergesetzt. Das bot sich nicht nur aufgrund der Witterung sehr an.
Unsere Ergebnisse haben wir in kleinen Lapbooks festgehalten.




Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Kinder viel wertschätzender und interessierter mit solchen Lapbooks umgehen, als mit Arbeitsblättern, die in eine Mappe geheftet und irgendwann ins Altpapier gelegt werden.

Aus diesem Grunde scheue ich, die ohnehin wichtige Bastelarbeit, die das Erstellen eines solchen Buches mit sich bringt genauso wenig, wie den Zeitfaktor.
Neben ganz wichtigen Grundfertigkeiten wie dem Auschneiden, Einkleben und Zuordnen, lassen sich solche kleinen Werke wunderbar im Kreis präsentieren und reflektieren.

Im Vordergrund standen zunächst die sachunterrichtlichen Aspekte: Winterschlaf, Winterstarre, Winterruhe - Wetterphänomene im Winter, witterungsgerechte Kleidung (auch in Bezug auf den Straßenverkehr), das Überwintern einzelner Tiere, sowie Freizeitaktivitäten dieser Jahreszeit.
Gleichzeitig haben wir einen kleinen, sehr überschaubaren Winterwortschatz angelegt.

Erst zum Abschluss wurde das Buch erstellt. Eine Vorlage, die den Kindern als Ansichtsexemplar zur Verfügung stand, stellte ich im Kreis vor und dann machten sich alle Kinder an die Arbeit.

Trotz identischer Vorlagen entstanden 22 individuelle kleine Bücher. Es war für einige Kinder eine Herausforderung, genau zu überlegen welche Vorlage wie ausgeschnitten und eingeklebt werden muss. Andere Kinder erweiterten ihre Büchlein durch eigene kleine Vorlagen und arbeiteten inhaltlich eigenständig noch ein wenig intensiver an dem Buch.

Allein gemeinsam war der Stolz bei der Präsentation. Das gegenseitige Erklären und Hinweisen auf bestimmte Funktionen einzelner Teile des Lapbooks sowie deren Inhalt.

Das Erstellen des Buches hat zwischen einer und drei Schulstunden gebraucht, je nach Kind. Als Klassenlehrer habe ich den großen Vorteil, den Klassenraum so auszustatten, das jedes Kind immer ausreichend anregendes Material findet, um in seinem eigenen Lerntempo weiterzuarbeiten.
Die anderen erstellten also noch ihre kleinen Winterbücher, während andere mit ganz anderen Aufgaben beschäftigt waren.

Zu einem vorher festgelegten Zeitpunkt trafen wir uns im Kreis und die Kinder stellten ihre Ergebnisse vor, die anschließend direkt mit nach Hause genommen wurden.
Alles in allem verliefen diese Stunden weitaus weniger unruhig und trubelig, als ich es zuvor angenommen hatte.

Die Ergebnisse der Kinder waren eindrucksvoll, jedes auf seine eigene einzigartige Weise und
die Motivation der Kinder war außerordentlich hoch.
Weitaus ausdauernder als bei anderen Lernprozessen arbeiteten ausnahmslos alle Kinder beharrlich und zielorientiert an ihren Büchern.

Mir erscheint die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema, ähnlich wie bei der Arbeit an einem Themenportfolio, auch viel nachhaltiger. Die Kinder stellen die Lapbooks gerne anderen Menschen vor und erklären wortreich, was darin zu finden ist.

Letztlich haben sich sowohl der Material- als auch der Zeitaufwand meines Erachtens nach gelohnt.
Ziel ist es nun, die Kinder dahin zu führen, irgendwann einmal Lapbooks zu selbstgewählten Themen zu gestalten und mit Inhalt zu füllen.
Davon sind wir momentan aber noch ein kleines Stück entfernt - was nicht bedeutet, das wir dieses Ziel nicht erreichen werden!

Susanne Schäfer 14.01.2017, 14.33| (18/6) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulalltag

Das Leben ist bunt

Immer wieder fällt mir in der medialen Lehrerwelt auf, wie schwer es uns Lehrern fällt, von Ausschließlichkeiten abzusehen. Diskussionen über Methoden und Materialien, Hefte, Schriften, Lernanlässe sind häufig geprägt vom Prinzip der Einseitigkeit. Dies ist gut, jenes macht keinen Sinn, das andere ist albern und Material ist zu bunt.




Unsere Lerngruppen sind alle sehr unterschiedlich, die Schulen, an denen wir arbeiten haben unterschiedliche Schwerpunkte und vielleicht andere Zielvorstellungen als andere Schulen. Die Lehrer, Eltern und vor allem die Kinder sind Individualisten - niemals gleich und niemals gleich zu behandeln.

Wir sind aufgefordert zu differenzieren und zu individualisieren und dennoch suchen wir nach DER Methode, DER Schriftart, DEM Zugang, DEM Lehrwerk.
Diese Suche wird niemals erfolgreich sein, weil es viele Wege, Zugänge und Möglichkeiten gibt.

WIR sind zu unterschiedlich, um alle dieselben Wege zu beschreiten.
Diese Vielfalt in allen Bereichen ist doch etwas Wunderbares.
Ich kann von Kollegen und Kolleginnen lernen, Anregungen aufgreifen, Ideen modifizieren, Ideen verwerfen und Vorgehensweisen für mich und meine Lerngruppe ausschließen.
Aber es ist nicht falsch, wie andere agieren, nur, weil ich es anders machen würde.

Ich bin der Ansicht, heutzutage lässt sich nicht pauschalisierend sagen, diese Methode oder Vorgehensweise ist sinnlos, hier wird zu viel geschnitten, dort zu viel geklebt, Inhalte kommen zu kurz....
Wir können das gar nicht ermessen, solange wir nicht vor Ort sind und ich bin der Ansicht, jede Kollegin und jeder Kollege hat ersteinmal einen Vertrauensvorschuss verdient.

Insbesondere in der medialen Welt - dort viel signifikanter als in meinem realen Umfeld - wird schnell geurteilt und verurteilt.
Mich stört das zunehmend und ich ärgere mich auch manches Mal über diese Lebensausschließlichkeiten und engstirnigen Urteile.

Ich gehe zunächst davon aus, dass alle Kollegen ein fachlich fundiertes Grundwissen haben und dieses stetig erweitern. Nur, weil Kollegen in der medialen Welt den fachlichen Austausch scheuen und sich auf andere Inhalte besinnen, bedeutet das ja nicht, dass sie sich nicht an anderer Stelle fachlich austauschen.

Das Nebeneinander der vielseitigen Einstellungen empfinde ich als Bereicherung, nicht als Belastung oder Zumutung.

Das Leben ist bunt - und das ist gut so!

Susanne Schäfer 14.01.2017, 08.42| (19/7) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Gedanken

Unerwarteter Einkauf

Neulich war ich zwischen Unterricht und einer Besprechung rasch unterwegs, um Schnellhefter für den Englischunterricht zu besorgen. Im örtlichen Schreibwarenladen traf ich auf ein Kind meiner Klasse und dessen Mutter.
Nach einer netten Plauderei setzten wir unsere Einkäufe fort.





Am nächsten Morgen hörte ich, wie das Kind, das ich am Vortag beim Einkaufen getroffen hatte, einem anderen Kind erzählte:

"Gestern hab ich Frau Schäfer gesehen. Beim Einkaufen." Nach einer kurzen Pause dann nachdenklich: "Ich wusste gar nicht, dass Lehrer auch einkaufen gehen."



Susanne Schäfer 14.01.2017, 07.36| (10/2) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Kindermund

Unterricht kaum möglich

Die Modebranche feiert ihr neuestes Werk: Die Pailletten Shirts.
Wir feiern diesen Trend natürlich mit, denn an Unterricht ist an bestimmten Tischgruppen nicht mehr zu denken.




Zwei Kinder tragen zufällig das gleiche Shirt und streicheln das Herz darauf immer wieder völlig fasziniert. Nachdem wir im Sitzkreis gemeinsam staunten und alle Kinder, die mochten, einmal die Pailletten von oben nach unten bzw. rechts nach links streicheln durften, um zu erleben, welch wundersame Wandlung das Paillettenbild ergibt, dachte ich, der Aufmerksamkeit bezüglich dieses Modetrends sei nun ausreichend Zeit gewidmet worden, aber weit gefehlt.

An den Tischen der beiden Mädchen ist an Arbeit nicht zu denken. Das Pailletten Phänomen scheint derart interessant zu sein, das der Fokus nicht auf so etwas wie Profanes wie Schreiben oder Rechnen gelegt werden kann.

Also verwandeln wir die Stunde in eine Kunststunde und ich zaubere aus dem Wandschrank eine Menge Glitzerkram hervor, der in schöne Bilder verwandelt werden darf.

Immerhin geraten die Shirts so erst einmal in Vergessenheit. Beim nächsten Tragen hat die Begeisterung auch schon merklich abgeflaut. Nun warten wir gespannt auf den nächsten Modetrend!

Susanne Schäfer 14.01.2017, 06.53| (18/7) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulalltag

Märchen-Montag

Der Schulalltag hat sich eingependelt, viele Phasen und Elemente des Unterrichts konnten wir bereits ritualisieren, die ersten Kinder lesen ganz wunderbar, andere ringen noch ein wenig mit den Lauten, sind aber auf einem guten Wege.
Wir haben uns kennengelernt, können uns besser einschätzen, uns aufeinander verlassen und ich lerne, meinen Unterricht umzustellen auf eine Lerngruppe mit noch mehr einzigartigen Kindern und den ihn eigenen Herausforderungen.

Nun ist es Zeit für etwas Neues.
Auch wenn jeder Tag immer wieder neu und aufregend ist und kein Tag in der Schule wirklich je dem anderen gleicht, müssen wir nach neuen Möglichkeiten suchen, Lernfelder zu schaffen, die alle Kinder motivieren.

Aus diesem Grunde führe ich in der kommenden Woche den "Märchen-Montag" ein.





Die Idee kam mir in der Adventszeit, als wir ein tägliches Vorleseritual etablierten und ich feststellen musste, wie schwer es vielen Kindern fällt, zuzuhören und das Gehörte aufzufassen.
Das Hörverstehen der Kinder bietet sicherlich genug Anreiz für einen eigenen Blogeintrag, doch heute möchte ich mich an dieser Stelle intensiver mit dem "Märchen-Montag" auseinandersetzen.

Eine große Schatzkiste bietet ausreichend Platz für ganz viele Gegenstände, Bilder, Bücher, Utensilien, Hand- und Fingerpuppen, Bastematerialien und vielleicht auch die ein oder andere Überraschung.

Ich fülle die Kiste jeweils passend zu dem Märchen, dem wir uns an einem Montag widmen werden.
Die Märchentexte, die ich ausgewählt habe, sind recht kurz und einfach gehalten, so dass die Fähigkeit Zuzuhören nicht sofort zu einer harten Geduldsprobe wird.

Wir hören uns das Märchen im Kreis an, entweder lese ich es vor oder ich erzähle es frei (je nach Märchen) und der Tisch im Kreis wird mit Gegenständen zum Märchen dekoriert.

Je nach Märchen bieten sich nun zahlreiche Lernmöglichkeiten an. Am ersten "Märchen-Montag" werden wir die Handlung mittels Tafelbildern nachstellen und nacherzählen, einen Wortspeicher anlegen, kleine Rollenspiele mit Fingerpuppen initieren und natürlich einen Froschkönig basteln.

Außerdem legen wir ein Märchen-Portfolio an, ein Märchen Schatzheft sozusagen, in dem wir Zeichnungen, Wörter und Ideen rund um die einzelnen Märchen sammeln werden.

Wir werden gemeinsam passende Lieder singen, zu Märchen musizieren, Märchen weitererzählen und überlegen, ob uns das Märchen etwas Besonderes sagen möchte.

Märchen faszinieren die meisten Kinder und bieten vielfältige Lernanlässe und Möglichkeiten. Zudem erhalten die Kinder durch das Vorlesen noch einmal einen ganz anderen Zugang zu Märchen, als sie das durch die Disney Verfilmungen kennen.

Eingebettetes Lernen wird häufig gar nicht als Lernen empfunden und die Kinder sind in der Regel weitaus begeisterter dabei, als wenn sie stupide Buchstabe um Buchstabe in ihr Arbeitsheft schreiben sollen.

Ich weiß heute noch nicht, wie sich diese Idee weiterentwickeln wird. Wir fangen erst einmal an und schauen dann von Woche zu Woche. Wenn die "Märchen-Montage" den Kindern nur halb so viel Spaß machen, wie mir die Vorbereitungen und Gedanken dazu, ist viel gewonnen.

Susanne Schäfer 13.01.2017, 15.20| (12/4) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulalltag

Nachdenkzeit

Es gibt diese Tage, da umgibt mich vielleicht eine miese Aura. Mit Betreten des Klassenzimmers scheint sie hinterrücks, heimlich, still und leise dazu aufzufordern sich unter Tische und Bänke zu setzen, Spucke auf Hefte zu verreiben, um zu sehen, was geschieht. Papierkügelchen zunächst zu essen, dann auszuwürgen und durch die Klasse zu werfen oder gar mal zu testen, wie schmerzempfindlich der Tischnachbar eigentlich ist.

Das mag nun nach Chaos und Anarchie klingen, aber meine Aura sucht sich in der Regel nur ein einziges Kind aus, dass dann aber auch selbstverständlich sehr empfänglich für derartige Experimente ist.

So einen Tag hatten wir neulich. Das Kind fand nicht in seine Arbeit, ich fand nicht das rechte Angebot für das Kind. Auf meine zunächst freundlichen, später zunehmend weniger netten Ermahnungen reagierte das Kind immer sehr charmant mit: "Okay, ich benehm mich jetzt!" Und der gute Vorsatz war wirklich da, ich sah das, allein es klappte an diesem Tag einfach nicht.




Als die anderen Kinder zu sehr drangsaliert wurden, wir befanden uns mittlerweile auf dem Schulhof, bat ich das Kind zu einer Nachdenkzeit zu mir. Da saß es nun brav und erklärte mir sehr zerknirscht: "Okay, Frau Schäfer, ich denk jetzt nach!"

"Das ist eine gute Idee. Du könntest darüber nachdenken, wie die anderen Kinder sich fühlen, wenn du ihnen weh tust!"

So saßen wir friedlich nebeneinander und hingen unseren Gedanken nach.

Nach wenigen Minuten wurde das Kind ganz unruhig, hektisch, aufgeregt: "Frau Schäfer, ich hab so sehr nachgedacht. Kann ich wieder spielen gehen?"
Schon da fiel es schwer, dem Charme nicht zu erliegen.
"Worüber hast du denn nun nachgedacht?", wollte ich wissen.

"Über Fußball!", erklärte mir das Kind, als sei es eine Selbstverständlichkeit und meine Frage sehr merkwürdig - wobei, sie war natürlich auch merkwürdig - gleichsam so, als sei alles geklärt und mir wurde wieder einmal bewusst, dass man sich diesen Kindern, ihrer Logik, ihren Gedanken und Gefühlen einfach nicht entziehen kann.

Sie stürmen mitten ins Herz, finden alle ihre Platz und hinterlassen viele minikleine Spuren.
Immer wieder und immer wieder schön.
Wir haben großes Glück!

Susanne Schäfer 21.09.2016, 20.07| (9/1) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulalltag

Das Sonnenstrahlenbuch

Die Defizitorientierung aufzubrechen, sich immer bewusst zu machen, dass Positives durchaus überwiegt, Negatives lediglich schwerer zu wiegen scheint, das ist ein steter Prozess.
In den vielen Lehrerzimmern, in denen ich bereits sitzen durfte, trugen wir Lehrer häufig das Leid das Welt.
Nicht wirklich, aber gefühlt und verbalisiert.
Ein Zustand, der zur Eigenunlust führen kann und somit ungut ist.




Nimmt man die Aufgaben hinzu, die wir uns selbst manchmal auferlegen - ich schrieb bereits davon - die aber nicht mehr viel mit unserem eigentlichen Beruf zu tun haben, dann kann das krank machen. Kann. Es muss nicht so sein, es ist nur eine Möglichkeit.

Diese und einige andere Gedankengänge waren in einem der vergangenen Jahre Thema einer Lehrerkonferenz. Wir haben überlegt, wie wir es schaffen können, uns mehr auf das Positive zu besinnen und so entstand unser "Sonnenstrahlenbuch".
Es steht im Lehrerzimmer und wer immer einen glücklichen Moment erlebt, trägt ihn - sofern man möchte - in unser Buch ein und lässt somit die anderen teilhaben am Positiven, am Augenblick, an der Blickwickeländerung.

Das Buch erlebt gute Zeiten und trostlose Zeiten.
Es macht dennoch immer wieder Spaß, darin zu blättern, die Einträge zu lesen und zu schmunzeln, nachzudenken oder einfach nur zu lächeln.

Wir haben es in der Hand, uns die Zeit für diesen Blickwinkel und das Festhalten des Moments zu nehmen oder eben auch nicht.

Heute hätte ich so vieles hineinschreiben können:

Vom guten Gefühl bei unserer gestrigen offiziellen Einweihungsfeier, von den vielen positiven Rückmeldungen, die wir erhielten oder auch von den unzählig vielen helfenden Händen, die den Tag haben gelingen lassen.

Ich hätte auch hineinschreiben können, wie  viel Freude ich mit den "Eisbären" habe, wie schnell sie sich entwickeln, wie zauberhaft die Kinder sind und wie oft sie mich zum Lächeln oder Lachen bringen.

Ich hätte hineinschreiben können, wie stolz ich auf das Team bin, auf jeden einzelnen, aber auch wie froh, wenn der Umzugsrummel endlich abklingt und wir einfach bitte nur unsere Arbeit machen können, ohne Bauarbeiten, Feiern, Reden, Events und andere Kraftakte.

Geschrieben habe ich nichts.
Nicht, weil ich nicht wollte, sondern weil der Schulalltagstrubel mich derart im Griff hatte, dass ich gar nicht daran gedacht habe.

Das ist so schade.
Aber nicht zu spät.
Das Besinnen auf die schönen Augenblicke geht immer und jederzeit, es liegt an uns.
Und morgen warten auch noch leere Seiten darauf beschrieben zu werden!

Ich muss es nur tun.
Nicht darüber schreiben, sondern hineinschreiben.
Weil es gut tut!

Susanne Schäfer 21.09.2016, 00.00| (12/4) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulleitung

Ungekrönte Königin

Ich bin die ungekrönte Königin leerer Lehrerphrasen. Nein wirklich.

Neulich saß ich im Lehrerzimmer und dachte so darüber nach, was ich in der Klasse so alles von mir gegeben habe - also verbal - und dabei kroch mir leise, still und heimlich die Schamesröte über den Hals in mein Gesicht - schadenfroh belacht von den Kolleginnen, die dies den Wechseljahren zuschrieben.
Ich ließ sie in dem irrigen Glauben.....



Da hatte ich nun, nach einer Arbeitsphase, erklärt: "Wir treffen uns im Kreis!"
So weit so gut.
Ein Kind, das hauptsächlich damit beschäftigt gewesen war, kleine, mit Spucke geformte Papierknödel durch die Klasse zu werfen, kam nun ganz aufgeregt zu mir und wollte wissen, was es tun sollte.

Mit nahezu pädagogisch erhobenen Zeigefinger lautete meine Antwort: "Denk mal genau nach!"

Natürlich war mir just in dem Moment nicht bewusst, das diese Antwort grundsätzlich eher schwachsinnig war.
Worüber genau sollte das Kind nun nachdenken?
Es hätte praktisch über hellseherische Fähigkeiten verfügen müssen, um darauf zu kommen, was ich gesagt hatte.

Wahrscheinlich stellte sich das Kind jedoch eher die Frage,  worüber es denn nun eigentlich nachdenken sollte.

Ich bin - ich muss es gestehen  - Wiederholungstäterin. Immer wieder äußere ich Aufforderungen oder Sätze, die leerer und nutzloser nicht sein könnten.
Beispielsweise auf die Frage eines Kindes, wie es eine Aufgabe bearbeiten soll - selbstverständlich soeben ausführlich besprochen:

"Das weiß ich auch nicht!" Schulterzucken.

Was erstens eine glatte Lüge ist, zweitens das Kind möglicherweise in die Komplettverwirrung stürzt, denn wie soll es etwas bearbeiten, von dem nicht einmal die Lehrerin weiß, wie es gehen soll?

Gerne auch erwähnt, die Kokettierungen mit dem eigenen Alter - gänzlich unverständlich für Kinder - nach dem Motto:
"Oh, entschuldige, ich habe das nicht verstanden, du musst lauter sprechen, meine alten Ohren verstehen das nicht!"

Nur, um später empört zu schauen, als die Kinder mich auf 84 schätzen!
Hallo?
So alt sind meine Ohren nun auch wieder nicht.

Ganz wichtig aber auch mein beständiges Mantra: "Ich erkläre nur einmal!"
Womit ich mir selbst nahezu dauernd widerspreche, da ich diesen Satz unzählige Male  ausspreche und wiederhole.

Es ist erstaunlich, dass die Kinder so geduldig mit mir sind!
Vermutlich sollte ich meinen Redeanteil schleunigst reduzieren, die Wahrscheinlichkeit, dass ich solche Unsinnigkeiten  von mir gebe, sänke dann erheblich.

Ich bin froh, dass die Kinder trotz Schule lernen!
Ich hoffentlich auch!

Susanne Schäfer 18.09.2016, 08.44| (16/8) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulalltag

Chancengleichheit

Ich las neulich diesen interessanten Artikel über fehlendes Material bei Schülerinnen und Schülern und den Umgang der Lehrer mit dieser Situation und mir kam vieles in dem Bericht sehr bekannt vor.



Neben diesen und ähnlichen Artikeln lesen wir immer wieder in den  Medien, dass Schulen in Deutschland bei der Chancengleichheit versagen. Dabei stelle ich bei mir und den meisten Kolleginnen und Kollegen doch immer das Weltrettungssyndrom fest.
Es stellt sich also die berechtigte Frage, was ist das eigentliche Problem?

Sind es die überzogenen Ansprüche der Schulen, was den Material- und Ausstattungsbedarf der Kinder angeht oder mangelt es den Eltern an Interesse an der Schulbildung ihrer Kinder?
Krankt unser Schulsystem vom Grunde her, mangelt es den Schulen an Ausstattung und Geldern oder haben wir Lehrer verlernt, dass weniger manchmal mehr ist?

Dieser Fragenkatalog ließe sich endlos fortsetzen, jedoch ohne jeglichen Nutzen.

Da wir andere Menschen nicht ändern können, ihre Haltung, ihr Interesse und ihr Kümmern nicht wirklich beeinflussen können, können wir immer nur bei uns selbst ansetzen.

Minimieren täte uns gut.
Wir brauchen keine zehn Schnellhefter, keine unzählig vielen Mappen, Stifte, Prospekthüllen und Hefte.
Schulische Bildung ist nicht abhängig vom Materialaufwand oder anders: Sollte es zumindest nicht sein.

Es muss nicht der teure Wasserfarbkasten sein, auch wenn die Farben meinetwegen mehr decken, schöner strahlen und überhaupt.
Darum geht es nicht, wenn wir Kinder malen lassen oder?

Je weniger an Materialien wir einfordern, desto übersichtlicher bleiben die Klassen und somit auch das Lernen.
Und je seltener müssen wir uns ärgern, wenn Material nicht vorhanden ist.

Warum das Material nicht vorhanden ist, mag unterschiedliche Gründe haben. Allen Eltern Desinteresse vorzuwerfen ist an dieser Stelle ein ebenso unfaires Pauschalurteil wie allen Schulen  vorzuwerfen sie versagen bei der Chancengleichheit.

Natürlich können wir darüber lamentieren, dass den Schulern Geldern fehlen. Allein das Lamentieren ändert die Situation nicht. Wie also damit umgehen?

Den Ausweg, den viele Kolleginnen und Kollegen wählen, ist der oben beschriebene. Rasch mal ein Heft für das eine Kind kaufen, ein Frühstück für das andere Kind mitbringen, BUT Anträge für Eltern ausfüllen, die dies alleine nicht schaffen, können oder wollen.
Die Konsequenz ist: Dem Kind geht es besser als vorher, der Kollege ist frustriert.

Die Eltern sind entweder äußerst dankbar oder aber sie nehmen zur Kenntnis, dass sie sich gar nicht kümmern müssen, denn das erledigt ja bereits der weltrettende Lehrer.

Spielen wir nicht den Weltretter, kann das Kind möglicherweise nicht so mitarbeiten wie es sollte und könnte, befinden wir uns eventuell fernab des ehrenwerten Ziels der Chancengleichheit.
Wie kann das sein?

Wann ist Bildung materialabhängig geworden?
Oder ist es gar nicht die Bildung, die materialabhängig geworden ist, sondern wir Lehrer?

Wo stehen wir mit unseren eigenen Ansprüchen, wo stehen wir mit unserer eigenen Fähigkeit zu minimieren, Ansprüche zu reduzieren und uns auf Ursprüngliches zu besinnen?

Ich beziehe mich da explizit ein.

Natürlich ärgere ich mich über mangelnde Gelder für Schulbücher, eine angemessene Ausstattung und die Bürokratie, die hinter all dem steht.
Schulbücher werden jährlich teurer, der Schulbuchetat stagniert jedoch seit vielen Jahren.
Das muss, um Veränderung zu bewirken, an den richtigen Stellen kommuniziert werden, hilft uns vor Ort aber momentan nicht weiter.

Die tägliche Auseinandersetzung mit fehlenden Materialien, fehlendem Frühstück, verlorenen Heften und Büchern, nicht erreichbaren Eltern, Desinteresse und Ignoranz kann zermürbend sein.
Zermürbend jedoch ist auch unsere Einstellung alle immer und überall glücklich machen zu wollen, jedes Kind retten zu wollen, alles schön und komplett und hübsch haben zu wollen.

Damit letztlich nicht wir es sind, die an dem System erkranken, bleibt uns nur, darauf zu schauen, was ist unsere Aufgabe und an welchen Stellen können wir ganz ohne schlechtes Gewissen sagen: Das ist nicht mein Job!

Das ist genau der Punkt, in dem wir zunehmend versagen.
Weil wir eben doch ein schlechtes Gewissen haben, weil wir das Gefühl haben, uns doch noch rasch um dieses und jedes kümmern zu müssen, weil wir uns wünschen, dass es jedem Kind gut geht.

Zum Gutgehen gehört vielleicht nicht zwingend der Wasserfarbkasten oder der Silbenstift.
Zum Gutgehen gehört vielleicht vor allem, angenommen werden so wie man ist, einen Schulvormittag lang Sicherheit, Beständigkeit und Wohlwollen zu erleben. Zuneigung zu erfahren und ein verbales Kümmern.

Wenn es uns gelingt, Kindern das zu vermitteln, ist das weitaus mehr wert, als einen rosa Schnellhefter zu kaufen, eine Schere oder einen Zeichenblock.

Aber das ist nur meine ganz persönliche Überzeugung!


Susanne Schäfer 18.09.2016, 07.34| (13/5) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Gedanken

Individualisten

Die Balance zu halten zwischen dem, was Kinder zu Individualisten macht und dem Regelgefüge einer Gemeinschaft bzw. Institution wie der Schule ist nicht immer einfach.
Es gibt mittlerweile unzählige Bücher, die anprangern, dass unsere Kinder Egoisten sind, kleine Tyrannen, selbstbezogen, egozentrisch und kleine Prinzen und Prinzessinnen.

In einer Gruppe ist das anstrengend, manchmal wenig konstruktiv und uns als Lehrer oft ein Dorn im Auge.

Andererseits möchten wir die Kinder zu mündigen Bürgern erziehen, sie nicht mundtot machen, ihre eigene Meinung stärken, ihr Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl aufbauen und ihnen verdeutlichen: "Du bist toll, so wie Du bist!"

Und nun müssen wir Wege finden, zwischen beiden Elementen die Balance zu halten.
Entscheiden, wann ist es lohnenswert das Indviduelle zugunsten einer Gemeinschaft oder eventuell des eigenen Lernens aufzugeben bzw. auf Regeleinhaltung und Aufgabenformate zu bestehen.

Im ersten Schuljahr stehe ich sehr oft vor Situationen, in denen ich entscheiden muss: Machen lassen oder intervenieren.
Der bequeme Weg, der Mittelweg, ist nicht immer gegeben und man muss ad hoc entscheiden.
Mal passt es, mal passt es nicht.

Heute, so schrieb ich gestern, wollte ich mich ja mit dem LOSLASSEN beschäftigen und ich habe kläglich versagt.




Meinen Redeanteil wollte ich reduzieren, die Kinder mehr machen lassen, weniger Vorgaben machen, Freiheiten einräumen.
Ich fand, in der Theorie klang das einleuchtend und einfach.

Während man bei kleineren Handgreiflichkeiten ganz sicher sein kann, dass Individualität gerade mal zurückstecken sollte, sah es dann im Unterricht ganz anders aus.

Neulich noch offenherzig die Herzen geliebt, war ich heute sichtlich irritiert, als ich den gemalten Waggon eines Kindes sah. Mit Wasserfarbe und viel Liebe und Motivation gezeichnet - keine Frage.

Im Kreis jedoch hatten wir zuvor besprochen - übrigens eine Idee der Kinder - Äpfel zu zeichnen, um einen großen Apfelbaum zu erschaffen.
Gemeinsam einigten wir uns auf die Bildform und was entstehen sollte.

Nun sah ich also den Waggon.
"Das ist gar kein Apfel!", rief ein Kind und zeigte auf das Bild. "Frau Schäfer, wir wollen doch Äpfel malen!"

"Das ist ein Auto!", erklärte der Künstler und weiter: "Ich will lieber ein Auto malen!"
Während ich noch ganz erleichtert war, weil ich das Auto noch nicht öffentlich als Waggon bezeichnet hatte, entwickelte sich der folgende Dialog:

"Wir haben gesagt, wir malen Äpfel und keine Autos!", sprach ein Kind der Klasse, das recht empört war über das Autobild.

"Ich mag gar keine Äpfel!", erwiderte der Autozeichner.

"Ja, aber man kann nicht immer malen was man will!", erklärte ein anderes Kind "und ein Auto am Apfelbaum geht nicht!"

Ein drittes Kind kam hinzu und ich lauschte gespannt: "Wir haben Äpfel ausgemacht! Und Frau Schäfer wollte Mathe. Und nun malen wir Äpfel!" kurzes ernsthaftes Nachdenken des Kindes, dann: "Oder wir tun so, als ob das Auto die Äpfel dann wegfährt!"

Einstimmiges Nicken.
Alle zufrieden.

Mein Herz geht auf und ich bin stolz auf diese Kinder, die alles so viel einfacher regeln, als ich es je könnte.

Susanne Schäfer 14.09.2016, 19.52| (11/3) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Gedanken

Loslassen

Es ist heiß, schon morgens fließt der Schweiß, an Lernen ist in den überhitzten Räumen - trotz Sonnenschutz - so gut wie nicht zu denken.
Zeit, das Lernen nach draußen zu verlegen.
Der heutige Wochenmarkt reizt mich spontan, denn für die kommenden Tage habe ich ein Apfelprojekt angedacht und was liegt näher, als gemeinsam die Äpfel kaufen zu gehen?





Ich freue mich riesig, dass sich die Kollegin eines dritten Schuljahres bereit erklärt mitzukommen. Kinder lernen von Kindern so viel leichter und lieber und so ziehen immer ein "großes" und ein "kleines" Kind miteinander los.

Auf dem Markt angekommen werden wir von ganz vielen älteren Menschen angesprochen, die unseren Kindern neugierig und gespannt zusehen.
Auf den Vorschlag der Kollegin, die Kinder zunächst mit ihrem Partner allein den Markt erkunden zu lassen, setzt mein Lehrerherz kurzzeitig aus und ich bin geneigt das als sehr unglückliche Idee abzutun.

Vielleicht, so fällt mir ein, ist dies jetzt genau die Zeit meines Lernens und ich entsinne mich all der Begebenheiten der letzten Tage.
Loslassen - etwas, das wir den Eltern so gerne mit auf den Weg geben und nun soll es mir selbst nicht gelingen?

Wir lassen die Kinder ziehen. Sie bekommen eine kurze Partnerzeit, um den Wochenmarkt zu erkunden und ich kann nicht umhin, ihnen doch nicht mit auf den Weg zu geben, bitte nichts anzufassen.
Als die Kinder unterwegs sind, denke ich darüber nach, wie es wäre, wenn ich einmal einen Tag all diese: "Bitte tut dies nicht und macht jenes nicht!" fallenzulassen. Nicht mahnen, nicht fordern, nicht auffordern.

Ich kann den Gedanken nicht zuende denken, denn die Kinder kommen pünktlich und begeistert zurück.
Zeit, für ein neues Wagnis. In Kleingruppen erhalten sie Geld und einen Einkaufsauftrag.

Ich übe mich in Gelassenheit und traue einfach mal zu.
Niemand geht verloren, das Wechselgeld landet prompt bei uns und die Kinder präsentieren sehr stolz ihre Einkäufe.

Wir wissen nun wie viele Äpfel wir für 5 Euro kaufen können, wie unterschiedlich die Preise sein können, dass wir Wechselgeld nachzählen sollten und was wir auf dem Markt alles kaufen können.

Die "Großen" kümmern sich rührend und toll um die "Kleinen", ohne sie zu gängeln, zu maßregeln oder zu übergehen.
Der Ausflug verläuft harmonisch und ich habe das Gefühl selten von einer Klasse so viel lernen zu können wie von dieser.

Zurück in der Schule darf sich jeder einen ersten Apfel nehmen und wir besprechen, was wir in den nächsten Tagen alles vorhaben.

Ich bin ganz begeistert davon, was die Kinder in der kurzen Zeit schon alles mitgenommen und gelernt haben, aber noch mehr begeistert mich, was ich von ihnen lerne.
Jeden Tag mehr.
Ich möchte die Logbücher mit positiven Einträgen füllen - am Morgen hatte mich dieser Bericht sehr berührt - aber ich schaffe nur wenige Einträge ehe Schulschluss ist und alle mir wieder einmal versichern, sie kämen morgen wieder!

In wenigen Tagen haben sich eine Menge Vorsätze in mir angehäuft. Für morgen nehme ich mir LOSLASSEN vor. Es wird sich sicher bewähren.

Susanne Schäfer 13.09.2016, 18.31| (9/1) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulalltag

Hinter dem Sichtbaren

Der Wasserfarbkasten ist für alle neuen Schulkinder seit jeher faszinierend und diese Faszination  nutze ich gerne in den allerersten Schultagen - so entstanden unsere Sonnenblumenbilder.



Niemand musste, aber jeder durfte. Ich hatte mir eine Reihe alternativer Arbeiten überlegt und der Klassenraum bietet zahlreiche Arbeitsmöglichkeiten außerhalb dieser Kunstarbeit.

Mir war bewusst, dass nicht jedes Kind diese Aufgabe würde bewältigen können.
So dachte ich.
Jedoch lediglich mit meinem engstirnigen Lehrerauge betrachtet.

ALLE Kinder wollten nun aber genau so eine Sonnenblume malen, schneiden, basteln und die Ergebnisse schmücken seitdem unsere Klasse.

So unterschiedlich wie die Kinder sind, sind deren Bilder und beim Betrachten sieht man Ergebnisse, die einen erfreuen, einem ein Lächeln ins Gesicht zaubern oder einen erstaunen.
Natürlich fällt das ein oder andere Bild ganz besonders ins Auge.
Sei es, weil es als besonders gelungen angesehen wird oder man verwundert die Blume auf dem Bild sucht.

Aber viel wichtiger als das, was wir sehen, ist doch das, was wir nicht sehen können. Wie jedes einzelne Kind zu seinem Ergebnis kam.

Vielleicht betrachtet man das eine ganz besondere Bild mit ganz anderen Augen, wenn man weiß, dass der kleine Künstler rein körperlich nicht in der Lage ist auszuschneiden?
Dass er über mehrere Stunden höchstkonzentriert damit beschäftigt war, die Schere zu halten, auszuschneiden und zu malen, aufzukleben und zu gestalten.
In ausufernder Geduld saß dieses eine Kind an seinem  Platz und ließ sich durch nichts und niemanden davon abbringen, seine eigene Sonnenblume zu erschaffen.

Während ich zuvor nach Alternativen für dieses Kind gesucht hatte, um einen Misserfolg zu vermeiden, es ihm leicht zu machen obwohl das Kind es gar nicht leicht gemacht haben wollte.

Der Misserfolg liegt offensichtlich nur in einer Sichtweise. In meiner Sichtweise, die ich revidieren musste, als ich das Kind beobachte, das während des Ausschneidens beständig intonierte: "Ich glaub ich mach das sehr super. Ich kann das super. Ich mach das toll. Frau Schäfer, ich mach das doch toll, oder?"

Und wie toll.
Ich fühlte mich beschämt.
Der Gedanke, diesem Kind einen Misserfolg ersparen zu wollen, implizierte, es würde keinen Erfolg haben.
Nur, weil das Bild rein äußerlich von anderen Bildern abweicht - so musste ich erkennen - hatte das Kind keinen Misserfolg, sondern ein Erfolgserlebnis.
Durch Beharrlichkeit, Geduld, Ehrgeiz und Ausdauer hatte es - entgegen seiner Beeinträchtigungen - eine eigene Blume erschaffen.

Wie oft habe ich Kindern schon die Möglichkeit eines Erfolges genommen, weil ich mit meinen Lehreraugen betrachtete und vorbereitete?

Im Kreis besprechen wir unsere Bilder. Keines wird belächelt, ausgelacht oder gar verhöhnt. Jedes Bild wird ernstgenommen, angenommen, wahrgenommen und akzeptiert.

Ich erinnere mich an eine Situation in unserem Feriencamp. Ein Kind  mit einer Körperbehinderung lief vor einem anderen Kind her. Das andere Kind rief: "Warum läufst du so komisch?"
"Ich kann nicht anders!", lautete die  lapidare Antwort des beeinträchtigten Kindes und somit war die Sache geklärt.

Kinder brauchen keine Inklusion. Kinder leben sie.
Wir sollten es ihnen nachmachen!

Susanne Schäfer 12.09.2016, 16.40| (14/6) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulalltag

Urgewalten



Während ich hinterrücks an meiner Bluse zaghafte bis festere Zupfversuche spüre, bilden sich auf meinen Oberschenkeln zeitgleich kleine Nutellahandabdrücke und ich stelle kurzzeitig die wagemutige Idee infrage, am zweiten Schultag eine weiße Jeans angezogen zu haben.

"Frau Schäfer", tönt es von nahezu allen Seiten und ich  werde bezupft, betätschelt und gestreichelt.
"Frau Schäfer, guck mal, ich habe eine blaue Mappe!", "Auf meinem Etui sind Polizisten!", "Ich muss Pipi!", "Wann gehen wir nach Hause?"

Aufgeregt hüpfen, tummeln, gehen und springen die Kinder durcheinander und jeder hat etwas zu fragen, zu berichten und zu zeigen.
Einige Tränen fließen, ein paar Kusshände müssen durch die Fensterscheibe zu den wartenden Mamas geworfen werden, ehe wir uns im Kreis treffen und zwanzig Augenpaare gespannt und neugierig auf mich gerichtet sind.

Gänzlich unvoreingenommen sitzen sie hier, starten unbeschwert und wissbegierig in den neuen Lebensabschnitt und ich bin mir mit einem Male der völligen Verantwortung bewusst, den Grundstein für einen guten Start in das schulische Leben dieser Kinder legen zu dürfen.

Es geht trubelig zu, die neuen Schulkinder rutschen unruhig auf den Bänken hin und her, der ein oder andere fällt unerwartet rücklings von der Bank und wir lernen sehr schnell, dass Bänke keine Lehne haben und Zappeleien gerne mal am Boden enden.

Die Atmosphäre ist geprägt von ganz viel Neugierde und Spannung und den Erwartungen all dieser kleinen Menschen gerecht zu werden ist gar nicht so einfach.
Wir lernen ein Begrüßungslied und zum ersten Mal begegnet uns die morgendliche Routine des offenen Schulbeginn. Im Klassenraum gibt es sehr viel zu entdecken, die Kinder lernen sich gegenseitig und wir uns kennen und nach dem Morgenkreis sind die ersten müde und erschöpft und brauchen eine Pause.

Wir gehen das Wagnis ein, am zweiten Schultag sämtliche Materialien gemeinsam wegzupacken. Der damit losgelöste Tumult lässt sich kaum mit Worten beschreiben.
"Wohin muss das?", ist die meistgestellte Frage, gefolgt von: "Kann ich zum Klo?"

Viele kleine Hände zuppeln an mir herum, jeder möchte ganz dringend meine Aufmerksamkeit und irgendwie fällt immer wieder mal etwas vom Tisch, aus der Tasche oder einfach nur um.

Der Zauber eines ersten Schultags lässt sich nicht beschreiben, nicht die leuchtenden Augen, nicht das überwältigende, kurzzeitige Chaos, nicht die Liebenswürdigkeit all dieser mir anvertrauten Kinder.
Wie eine Urgewalt stürmen all die Minimenschen über mich hinein und erobern mein Herz im Nu.

Wir packen ein, wir packen zusammen, wir bestaunen, wir probieren aus, wir sammeln Mappen, Hefter und Wasserfarbkästen.
Wir lernen Schubladen und Ablageorte kennen, finden unsere Namensschilder, erkunden die Schule, singen und tanzen und beschließen letztendlich, morgen wohl wiederzukommen.

Meine Hände, Augen und Ohren reichen nicht aus, um all diesen Kindern am ersten "richtigen" Schultag gerecht werden zu können, aber ich gebe mein Bestes, um allen zu vermitteln, dass sie willkommen sind und ich mich freue, dass sie in unsere Klasse gehen.

Nach vier Unterrichtsstunden verabschieden wir uns erschöpft aber meinerseits ziemlich glücklich und mit dem überwältigenden Gefühl wieder einmal angekommen zu sein und an der richtigen Stelle zu stehen.


Lachend winken die Kinder und mich umschwirren ihre Worte:
"Ich komm morgen wieder!", "Ich gehe jetzt zu Mama!", "Ich hab Hunger!", "Muss ich OGS?", "Bist du morgen wieder hier?"

"Ja!", bestätige ich die letzte Frage "morgen und an allen weiteren Tagen! Und ich freu mich darauf!"

Susanne Schäfer 11.09.2016, 18.28| (18/10) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulalltag

Zeit für HERZlichkeit

"Guck mal, Frau Schäfer, ich kann Herzen malen!", rief mir ein Kind meiner Klasse im Unterricht entgegen und präsentierte mir stolz sein Mathebuch.



Eifrig malte das Kind weiterhin Herzen in sein Buch, statt die offensichtlich eher langweiligen Aufgaben zur Mengenerfassung zu bearbeiten.
Natürlich war ich im ersten Moment geneigt darauf hinzuweisen, dass jetzt eigentlich eine andere Aufgabe an der Reihe war. Von Herzchenmalen hatte ich schließlich nichts gesagt.
Das Kind malte aber mit äußerster Hingabe und hoher Konzentration Herz um Herz in das Mathebuch, ganz gefangen in sein Tun und voller Hingabe.
Jedes Herz wurde größer und die Form immer gleichmäßiger. Der Stift fuhr immer flüssiger über das Blatt und das Kind stellte selbst fest: "Ich mach das super!"
Ja, es machte das in der Tat super und vor allem mit einer solchen Liebe zur Arbeit, dass ich nur schwerlich auf die eigene Aufgabe verweisen wollte.

Warum sollte ich das hochkonzentrierte und motivierte Kind, das sich nur schwerlich motivieren ließ, langweilige Schwungübungen mitzumachen, nun in seiner selbstgewählten Arbeit unterbrechen?
Wem schaden einige Herzen im schnöden Mathebuch?

"Ja, du machst das wirklich super!", bestätigte ich und dachte mit Bangen kurz darüber nach, ob jetzt wohl der Rest der Klasse auch inflationär Herzen malen wollen würde.....

Lehrerängste, unbegründet und unrealistisch.
Die anderen Kinder arbeiteten an ihren jeweiligen Aufgaben weiter und niemand fand es befremdlich, dass sich das Mathebuch an einem Tisch nun mit kleinen und großen, dicken und dünnen, roten und blauen Herzen füllte.

Für die Kinder, das merke ich immer wieder, ist es viel natürlicher als für mich, dass jeder seinen eigenen Weg geht.
Und hier war es nunmal gerade Zeit für HERZlichkeit!

Und Zeit für mich, von den Kindern zu lernen.

Schließlich steht nicht umsonst in unseren Schulfenstern geschrieben: Schule mit Herz!

Susanne Schäfer 10.09.2016, 18.07| (14/6) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulalltag

Die Ehre der Kopierten

Die Schuleingangskonferenz stellte, neben unzählig vielen anderen Themen, auch das Bereitstellen unseres schulinternen Logbuchs auf der Homepage zur Diskussion.
In den Vorjahren hatte sich gezeigt, dass benachbarte Schulen - jedoch nicht nur diese - gerne auf die in unserem Team entwickelten und erarbeiteten Ideen und Konzepte zurückgriffen.

Während ich auf der Konferenz noch die Ehre der Kopierten zu vermitteln suchte, dafür warb, weiterhin so transparent wie möglich zu agieren und unsere Konzepte, Ideen und entwickelten Projekte auch weiterhin frei zugänglich zu machen, wurde ich durch einen Zeitungsartikel in der hiesigen Presse doch nachdenklich.



Eine von uns - nach der Idee einer Kollegin unseres Teams - vor einigen Jahren entwickelte Idee zur Bergüßung der neuen Erstklässler wurde 1:1, ohne jegliche Modifikation, von uns übernommen und eine andere Schule präsentierte sich nun voller Stolz damit in der Presse.

Ein Anruf der Schulleitung einer weiteren Schule ließ mich weiter stutzen:

"Wir arbeiten ja jetzt mit Eurem Rechtschreibkonzept, aber nun haben die Eltern folgende Fragen, wie geht Ihr denn damit um?", wurde ich gefragt und wusste zunächst nichts weiter zu erwidern als: "Wieso arbeitet Ihr denn mit unserem schuleigenen Konzept, das haben wir doch passgenau für unsere Kinder entwickelt und Ihr arbeitet doch eigentlich methodisch ganz anders?"

Mit einem unbestimmten Bauchgrummeln  beendete ich das Gespräch.
Schulleitung bedeutet für mich - oder ich muss sagen für UNS - immer zuerst zu schauen, welche Bedürfnisse, welche Ausgangsbedingungen haben wir an unserer Schule und wie können wir Konzepte und Methoden und Ideen entwickeln, die passgenau für unsere Schule sind.
Der eigenen Schule ein individuellen Profil zu geben bedeutet Arbeit und das gesamte Team muss an einem Strang ziehen. Innovation, Teamgeist, Engagement und Fachwissen sind von allen Beteiligten gefragt.
Und das bedeutet Arbeit. Viel Arbeit.
Selbstverständlich kenne ich den Ausdruck: "Man muss das Rad nicht neu erfinden!" und für gewisse unterrichtliche Bereiche möchte ich dem zustimmen.
Schulentwicklung jedoch lässt sich meiner Meinung nach nicht durch bloßes Kopieren betreiben.

Die Entdeckung, dass eine Nachbarschule nicht nur dies und jenes, sondern so gut wie alles von uns kopiert, nachmacht und als eigene Idee darstellt, sich nach außen hin damit brüstet und dabei noch mit spitzen Bemerkungen gegenüber Kooperationspartnern gegen uns arbeitet, macht mich nachdenklich.

Natürlich schauen wir auch nach den Ideen anderer Schule, lassen uns inspirieren, bereichern oder durchaus auch mal abschrecken, aber im Fokus stehen immer unserer Kinder und das, was für eine andere Schule passt, passt noch lange nicht zu uns und so tragen wir zusammen, sammeln, bilanzieren, diskutieren, werten aus und am Ende steht immer ein individuelles Konzept, Produkt oder Ergebnis - nur so entwickelt sich Schule weiter und zwar zugunsten der Schülerinnen und Schüler und aller an Schule Beteiligten.

Es gibt nun, wie immer, mehrere Möglichkeiten, mit der Situation umzugehen. Weitermachen wie bisher ist die eine Option. Nicht beirren lassen durch effekheischende Nachmacher, transparent und angreifbar und kopierbar bleiben.
Offensiv an die Situation herangehen und nachfragen.
Sich im stillen Kämmerlein ärgern oder aber stolz darauf sein, dass wir anscheinend so gute Arbeit leisten, dass andere sie für wert erachten zu kopieren.

Letzteres ist für den eigenen Seelenfrieden sicherlich die beste Lösung.  Und damit kann man ja durchaus offensiv umgehen. Freuen wir uns doch einfach, dass andere Schulen genau das machen möchten, was wir machen. Im Grunde ist das ein unglaublich toller Achtungserweis, eine ganz besondere Wertschätzung unserer Arbeit.
Und darauf kann man die Kollegen ja durchaus anssprechen: "Wir freuen uns, dass euch unsere Arbeit so gut gefällt, dass ihr sie 1:1 bei euch umsetzt. Danke für die Wertschätzung!"

Anerkennung ist nicht nur für unsere Kinder wichtig. Auch für uns. Erfahren wir sie eben auch diese Art und Weise und lassen uns dadurch bestärken und motivieren so weiterzumachen wie bisher.
Sich langfristig zu ärgern schadet der eigenen Motivation, der eigenen Einstellung und letzlich der eigenen Arbeit.

Relativieren wir einfach unsere Sichtweise, schließlich wird uns nicht geschadet. Und vor allem unseren Kindern nicht.
Und letztlich geht es ja um sie und nicht um uns.

Und eines, das kann nicht kopiert werden: Das Team!
Damit steht und fällt einfach alles.

Susanne Schäfer 10.09.2016, 17.50| (12/4) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulleitung

Anpassungsschwierigkeiten

Die ersten beiden unterrichtsfreien Ferienwochen waren geprägt vom Umzug. Von all den vielen unterschiedlichen Aktivitäten, Terminen, Räumungen, Planungen und Tätigkeiten, die eben anfallen, wenn eine gesamte Schule in ein anderes Gebäude umsiedelt. Die Zeit verging wie im Fluge, zwar ohne Hetze, aber angefüllt mit motivierender Arbeit.

Sich dann plötzlich und unerwartet im Krankenhaus wiederzufinden, herausgerissen aus der umtriebigen Aktivität, hereinkatapultiert in die erzwungene Passivität führte zunächst dazu, dass ich mich in den ersten Tagen - auf eine Operation wartend - innerlich unruhig, zwangsweise ruhiggestellt und voller Kribbeln fühlte.
Der behäbige Rhythmus des Krankenhaus, die Operation, das viele Liegen und Nichtstun haben dazu geführt, dass ich nun - wieder daheim - Schwierigkeiten habe, wieder in die Arbeit zurückzufinden.



Die Tage vergehen nichtstuend und lesend, Planungen und Ideen bleiben vorerst nur Gedanken und hin und wieder - in einer Schrecksekunde - wird mir klar,
dass noch sehr viel zu tun ist.

Am kommenden Montag beginnen unsere Feriencamps. Die entsprechenden Räume sind vorbereitet, die Mitarbeiter auch, aber dennoch plagt mich das Gefühl etwas tun zu müssen.

Andererseits erscheint es mir so, als bräuchte ich dringend noch einige Tage wirklicher Auszeit, krankenhauslos, um dann wieder gut und gesund und voller Elan beginnen zu können.

Also habe ich mich entschlossen, das schlechte Gewissen zu ignorieren und mir bis Montag eine Auszeit zu gönnen. Die Arbeit wird warten können, es liegt nichts an, was heute oder rmorgen besser erledigt werden könnte als noch nächste Woche.

Dass der Blog ruht, bedeutet nicht, dass die Gedanken ruhen, aber hier wird es erst wieder betriebsamer zugehen, wenn es wieder konkreter wird.
Mittlerweile sind die Sommerferien in allen Bundesländern angekommen, in einigen bald schon wieder vorbei. Bleibt, allen Kolleginnen und Kollegen eine erholsame Auszeit zu wünschen!

Susanne Schäfer 02.08.2016, 10.31| (20/12) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Gedanken

Dickhäuter

Manchmal werde ich gefragt, welche Bücher sich eignen, um sich auf die Schulleitungsfunktion vorzubereiten oder in den ersten Monaten gut zurecht zu kommen.
Ich antworte in der Regel, dass es keine Bücher gibt, die auf die Realität vorbereiten, aber wenn ich noch einmal diesen Weg gehen würde - und das würde ich immer wieder - würde ich mir selbst raten, nicht ganz so naiv in die neue Funktion zu gehen.





Ich habe in der Tat immer gedacht, es reicht aus, nett zu sein, seinen Beruf mit Professionalität, Hingabe, Kompetenz und Leidenschaft auszuüben, immer das Beste für Kinder, Eltern und Kollegen zu wollen und Probleme konstruktiv anzugehen und versuchen Lösungen zu finden.

So einfach ist es nicht. Das habe ich schnell gelernt und kein Buch der Welt hat mich darauf vorbereitet.

Das, was man wirklich braucht, ist eine "dicke Haut".
Darum gefällt mir das Bild des Elefanten so gut, auf das ich schaue, wenn ich daheim am Laptop sitze.

Die unterschiedlichen Bedürfnisse und Ansprüche, die von vielen Seiten auf Schulleitung einströmen, sind nicht immer leicht unter einen Hut zu bringen.
Die Balance zu halten zwischen Kooperation und Selbstbehauptung, das Aufeinanderabstimmen der Erwartungen aller Beteiligten ist und bleibt immer  spannend, kann aber auch zuweilen nervenaufreibend und zermürbend sein.

Die Vision des Teams von "guter Schule", die eigenen Visionen, das, was man bewirken möchte, kollidiert so manches Mal mit den Vorstellungen von Schulträger, Schulaufsicht, Erlassen, Gesetzen, Reformen und Lehrplänen. Ganz zu schweigen von Elternerwartungen, das, was unsere Kinder brauchen und dem, was das Team zu leisten vermag.

Rahmenbedingungen sind nicht immer optimal, die Fähigkeit zu minimieren, zu reduzieren, umzudenken und fantasievoll und effektiv mit den Gegebenheiten vor Ort umgehen zu können, fiel und fällt mir nicht immer leicht.

Aber ich habe gelernt, unbequem zu sein. Nicht zu netzwerken, wenn das Netzwerktreffen sinnlos erscheint. Nicht "ja" zu sagen, wenn wir "nein" meinen und durchaus auch mal als Querulantin und Hauptbedenkenträgerin aufzutreten und zu gelten.
Das liest sich sehr viel leichter als es ist und kostet manch schlaflose Nacht. Vielleicht, weil die Haut letztlich immer noch nicht dick genug ist, vielleicht weil Diplomatie nicht meine Stärke ist.

Das, was für mich am schwierigsten zu akzeptieren war ist, dass nicht alle Menschen einverstanden sind mit dem was wir und wie wir es tun.
Dass es immer Menschen gibt, die Fehler finden, die unzufrieden sind, die uns ihre eigenen Ideen "überstülpen" möchten, sich beschweren und das nicht konstruktiv, sondern niedermachend und durchaus auch verletzend.

Der Wechsel vom Lehrer- zum Schulleiterdasein ändert dahingehend die Position, dass die Anzahl der Institutionen, Menschen und Kooperationspartner mit denen wir uns vernetzen möchten, sollen und müssen, sich zahlenmäßig mehr als verdoppeln und wir uns mit den Erwartungshaltungen dieser Einrichtungen und Menschen intensiv auseinandersetzen müssen.

Das, was am meisten zählt, was unabdingbar ist und wertvoll ist ein gutes Team.
Wir haben das große Glück, zum einen ein Schulleitungsteam zu sein (Rektorin/Konrektorin), etwas, das heute längst nicht mehr selbstverständlich ist, aber eine ernorm wichtige Ressource, weil wir uns gegenseitig stützen, helfen und durchaus auch erden können.
Zum anderen steht ein Team hinter uns, das sich begeistern lässt, das zuverlässig ist, zusammenhält, motiviert ist und Schulentwicklung aktiv betreiben möchte und betreibt.

Ohne diese beiden verlässlichen Teams wäre Schulentwicklung nahezu unmöglich.
In dem Wissen, das Team stärkt uns als Schulleitung den Rücken - und sicher auch umgekehrt - fällt es ein wenig leichter, unbequem zu sein und Angebote von Kooperationspartnern auch einfach mal abzulehnen, wenn sie wenig sinnvolle und keine entlastende Strukturen aufweisen.

Zu lernen bleibt dennoch viel. Die "dicke Haut" wächst nicht über Nacht, auch nicht die Fähigkeit über einigen Dingen zu stehen.
Aber es lernt sich nicht aus Büchern, obwohl ich viele las, es lernt sich nur im Schulalltag und mit den richtigen Wegbegleitern.

Es war ein steiniger Weg bis heute, bis dort, wo unsere Schule jetzt steht. Es gab viele Rückschläge und ich stand oft kurz davor, alles "hinzuwerfen".
Nun bin ich froh, dass wir gemeinsam durchgehalten haben und freue mich auf den Neubeginn.

Das, was sich hier alles so leicht und nett liest, war und ist nicht immer so entspannt wie es klingen mag.
ABER es lohnt sich und ist jede Mühe wert!

Susanne Schäfer 21.07.2016, 09.21| (9/1) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulleitung

Schulinternes Logbuch

Im vergangenen Schuljahr haben wir uns damit beschäftigt, ein Logbuch für unsere Schule zu gestalten und anschließend ein halbes Jahr zu erproben.



Zunächst standen die Überlegungen im Raum, welche Intention eines solches Logbuch an unserer Schule haben sollte.
Zum einen, das war uns sehr wichtig, sollte es als Kommunikationsmittel zwischen allen an Schule Beteiligten genutzt werden.
Vormittagsbereich und Betreuungsformen sollten hier zusammegeführt werden, um gemeinsam mit Eltern und Kindern zu kommunizieren.

Gleichzeitig sollte das Buch als Kalendarium, Hausaufgabenheft sowie Elternhilfe angelegt sein.

Ein weiterer wichtiger Punkt war, dass wir Wochenziele der Kinder festhalten und reflektieren wollten.
Das alles zusammen sollte nun aber übersichtlich, schülergerecht und klar strukturiert sein.

Wir entwarfen ein Logbuch und haben es im vergangenen Jahr erprobt.
Aus Kostengründen haben wir die Logbücher kopiert und jeder Kollege hat die Bücher für seine Klasse mit einer Drahtspirale gebunden.
Am Ende des Schuljahres haben wir eine Elternabfrage (schriftlich) durchgeführt, um den Optimierungsbedarf zu ermitteln und haben uns in einer Lehrerkonferenz auch noch einmal mit dem Buch beschäftigt.

Unser Logbuch ist immer für ein halbes Jahr angelegt, damit es übersichtlich bleibt und weil die Lebensdauer selten darüber hinausgeht.

Im einzelnen sieht das Logbuch in der aktuellen Version so aus:



Auf dem Titelblatt schreiben die Kinder ihren Namen, weiter geht es mit dem Impressum, das auf der Rückseite des Titelblattes gedruckt wird und es folgt die oben abgebildete Seite mit wichtigen Informationen.
Die versierten Schüler tragen den Stundenplan selbstständig ein, in Jahrgang kleben wir einen Ausdruck ein.





Der Offene Ganztag hat eine eigene Seite kreiert, die so wie oben abgebildet ausschaut.
Es ist sehr hilfreich, hier noch einmal die Abholzeiten verschriftlicht zu haben.



Seite 3 beschäftigt sich mit den Daten und Angaben des Schülers und sollte, sofern schon möglich selbstständig ausgefüllt werden. In Klasse 1 ist dabei in der Regel natürlich Hilfe notwendig und u.a. werden dann auch die Eltern gebeten, mitzuhelfen.




Es folgen drei Seiten, auf denen die Eltern die Möglichkeit haben, ihr Kind zu entschuldigen. Von einigen Eltern werden die Seiten dankend und gerne angenommen, andere schreiben weiterhin separate Entschuldigungen. Es handelt sich um ein Angebot, das genutzt werden kann, aber nicht genutzt werden muss.
Für uns ist die Bündelung natürlich praktisch.




Jede Woche besteht aus dieser Doppelseite. Montags werden die Daten der Woche eingetragen sowie die Wochenziele der Kinder. In Jahrgang 3 und 4 formulieren die Kinder individuelle Wochenziele, in Jahrgang 1, insbesondere zu Schuljahresbeginn werden allgemeine Ziele besprochen, ein Ziel favorisiert und der Lehrer tippt es, damit die Kinder es einkleben können.

Auf dieser Doppelseite können Termine und Hausaufgaben vermerkt werden, aber auch Hinweise des Lehrers oder Erziehers und Hinweise der Eltern.
Am Ende der Woche reflektieren die Kinder und entscheiden, ob sie ihr Wochenziel erreicht haben.
Das kleine Schiff fährt entsprechend weit - kommt es an der Insel an, wurde das Ziel erreicht.

Lern- und Sozialverhalten werden am Ende der Woche auch durch die Kinder reflektiert und mit dem Lehrer besprochen.
Eine Spalte dient dazu einzutragen, welche Materialien fehlen.

Das Bild oben links ist eine Orientierungshilfe. Jede Woche hat ein anderes Bild und so können sich auch die jüngeren Kinder sehr schnell und einfach orientieren.
"Sind wir in der Delfinwoche?", wird dann beispielsweise gefragt.
Oben rechts zeigen ein Schrägstrich und eine Schere an, dass eine Ecke abgeschnitten werden kann.
So schlägt man immer schnell die richtige Seite auf.
Diese Ecke haben wir neu gestaltet, die Idee kam von Elternseiten und wir fanden sie ausgesprochen gut und sinnvoll.

Im besten Fall unterschreiben die Eltern am Ende der Woche diese Doppelseite und wir wissen, dass alles gesehen wurde.

Das Logbuch endet mit den Ferienzeiten und unseren Schulregeln - beide Seiten hier nicht im Bild zu sehen.

Bislang war die Resonanz aller Beteiligten sehr positiv.
Wie alles im Schulleben, wird sich auch unser Logbuch sicherlich weiterentwickeln. Auch deshalb macht es Sinn, das Buch nur für ein halbes Jahr anzulegen.
So hat man mehr Optimierungs- und Modifizierungsspielraum.

Susanne Schäfer 20.07.2016, 19.52| (24/10) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Organisation

Im Groben fertig, die Feinheiten folgen

Vorgestern und gestern widmete ich mich nun also dem Klassenraum.
Vorgestern hatte ich netterweise Hilfe durch eine befreundete, liebe Kollegin - so dass wir gemeinsam gut vorankamen beim Kistenauspacken.




Gestern wurde ich grob fertig, alles ist ausgepackt, verstaut und die Möbel sind gestellt. Auf der schulischen Facebookseite kann man verfolgen, wie sich der Raum entwickelt und verändert hat.
Ab dem 8. August finden bereits Ferien- und Sprachcamps in den neuen Räumen statt und der zukünftige Klassenraum der "Eisbären" wird dann schon genutzt werden.
Mir lag sehr viel daran, den Raum also möglichst rasch einzurichten, so dass er nutzbar ist.

Die Bücher sind noch ungeordnet, es fehlen viele Details, der Rechner im Schrank muss noch angeschlossen werden - das jedoch wird von den Stadtwerken ausgeführt.

Es ist hier und da noch sehr schmutzig, aber man kann die groben Raumzüge erkennen und ich mag den neuen Klassenraum wirklich sehr.
In die Kreismitte kommen weitere kleine Tische. Das hat den Vorteil, dass man diese auch anderweitig nutzen und flexibel arrangieren kann.
Zusammen bilden die kleinen Tische einen großen Tisch, den wir für viele unterschiedliche Arbeiten brauchen werden.

Es mangelt an Stauraum, so dass ich mich von vielen Dingen getrennt habe, trennen musste - was durchaus positiv ist, denn man kann sich so wieder mehr auf das Wesentliche konzentrieren.

Als endlich alle Kisten ausgepackt, die Materialien verstaut, der Müll entsorgt war, war ich nicht nur riesig froh, sondern vor allem auch sehr sehr müde.
Dadurch, dass immer wieder Handwerker kamen und Fragen hatten, ich hier oder dort schauen sollte, ergab sich kein flüssiges Arbeiten , sondern eher so ein Kleckerwerk.
Das entspricht gar nicht dem, wie ich sonst gerne arbeite und ich fand das zeitweise sehr anstrengend und zermürbend.
Das jedoch kann auch daran liegen, dass privat derzeit nicht alles rund läuft und ich ohnehin angespannter als sonst bin.

Letztlich entschied ich mich, eine Gebäudeauszeit zu nehmen und war heute in der Tat nicht in der Schule, sondern bereitete hier zu Hause Dinge vor, die erledigt werden mussten.

Die Terminliste steht den Kollegen seit gestern im Teambereich zur Verfügung, heute habe ich mich der Aktualisierung des Logbuchs gewidmet, unterbrochen von diversen Corel Draw Abstürzen, die mich verzweifeln ließen.
Sobald die aktuelle Version unseres schulinternen Logbuchs fertig ist, werde ich hier ein wenig dazu berichten.

Jetzt geht es verstärkt an die inhaltliche Planung des ersten Schuljahres. Darauf freue ich mich schon, denn wie immer ist es spannend, mit neuen Kindern in einer Eins zu starten!

Susanne Schäfer 20.07.2016, 18.50| (8/0) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: vor der Einschulung

So viel geschafft -- so viel zu tun

Die Umzugswoche liegt hinter uns und wir haben wirklich viel geschafft. Auf unserer Facebookseite haben wir regelmäßig in Bildern festgehalten, wie es nun im Gebäude aussieht.
Obwohl das Team Stunden über Stunden eifrigst gewerkelt hat, bleibt noch eine Menge zu tun.
Hauptsächlich in den Klassenräumen.







Heute morgen konnte man meinen zukünftigen Klassenraum kaum betreten. Ein wenig Zeit hatte ich, um zumindest das Mobiliar an Ort und Stelle zu rücken und ganze drei Kisten auszupacken.

Unendlich viele Kisten warten noch darauf, ausgepackt zu werden und vom Gefühl her, hätte ich den Raum gerne fertig, ehe ich versuche, in die Sommerentspannung zu gehen.
Da viele Termine mit dem Schulträger und/oder Handwerkern ausstehen, habe ich keinen Urlaub geplant, aber ich denke, ein wenig Schulabstinenz muss sein, um in den letzten beiden Ferienwochen dann wieder ausgeruht beginnen zu können.

Auch, wenn es goßen Spaß macht so einen nagelneuen Raum einzurichten, bleibt es eine Menge Arbeit und ich freue mich, dass ich töchterlicherseits Hilfe bekommen werden.

Der Raum als Lernumfeld gilt nicht nur in der Literatur als "dritter Pädagoge", auch ich habe die Erfahrung machen können, dass das Lernumfeld, die Lernumgebung maßgeblich zu Lernerfolgen motivieren und hinführen kann.

Wesentlicher Bestandteil meines Klassenraums ist nach wie vor der fest installierte Bänkekreis, den ich in diesem Jahr direkt an die Fensterfront stellen kann, ein lichter und heller Platz, der mir sehr gut gefällt. Anders als in den Vorjahren hat mein Klassenraum wieder eine Tafel.
Nicht, weil ich darum gebeten habe - im Gegenteil - sondern weil er offensichtlich zu einer Klassenraumausstattung gehört und ich mit meinen Argumenten diesmal nicht überzeugen konnte.
Die Fachkollegen wird es freuen und ich habe andere Möglichkeiten gefunden, meine Regale unterzubringen.

Ein wenig Sorge bereitet mir das Material und die vielen Bücher, da meine Unterbringungsmöglichkeiten eher begrenzt sind. Möglicherweise muss ich auch an dieser Stelle einfach minimieren und auf das Nötigste beschränken.

Als fatal hat sich meine Faulheit erwiesen.
Obwohl ich den Kolleginnen und Kollegen ewig in den Ohren lag, alle Kisten ordentlich mit dem Inhalt zu beschriften, ich das mit den Bürokisten auch getan habe, wurde ich bei meinen Klassenraumkisten sorglos oder eher gesagt schlunzig und erlebe nun beim Öffnen jeder Kiste so etwas wie eine kleine Überraschung.
Das erschwert das Einräumen ganz erheblich, weil man eben nicht strukturiert vorgehen kann.
ABER da muss ich wohl oder übel die eigene Faulheit ausbaden und zwar verdient.

Bis spätestens Mitte nächster Woche möchte ich den Raum fertig haben, um mich dann mehr den inhaltlichen Vorbereitungen widmen zu können.
Mal sehen, wie gut ich vorankommen werde...

Susanne Schäfer 15.07.2016, 18.46| (9/2) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulalltag

Organisationsüberblick

Zwischen den ganzen Umzugskisten und Familienfeiern, bleibt immer auch ein klein wenig Schulleitungsarbeit übrig. In diesem Jahr "hinken" wir leicht hinterher, die Halbjahresterminliste - sonst vor den Ferien fertig - liegt noch brach und muss dringend angegangen werden.
Aber da auch wir nicht mehr als arbeiten können, muss das bis nächste Woche warten.




Heute wollte ich mich eigentlich um meinen zukünftigen Klassenraum kümmern, doch zunächst gab es noch zu viel anderes im Gebäude zu tun und erst als ich ab 14.00 Uhr allein im Schulgebäude war, konnte ich ein wenig im Klassenraum herumwerkeln.  So richtig weit bin ich nicht gekommen, aber einen ersten Überblick habe ich mir verschafft.

Nachdem dann ein wenig familiäre Organisation und Teenagerbespaßung anstand, habe ich gerade eben die erste Checkliste für den Schulbeginn fertigstellen können.
Sie kann, muss aber nicht genutzt werden von den Kolleginnen und Kollegen.
Seit rund drei Jahren lege ich eine solche Liste in die Lehrerzimmerfächer. Einige nutzen sie dankbar, andere empfinden sie mitunter als einengend und belastend. Das wird sehr unterschiedlich wahrgenommen.
Da mich Strukturen sehr entlasten, ist diese Liste einfach als Hilfe gedacht. Wer sie nicht benötigt, legt sie beiseite.
Gerade zu Schulbeginn gibt es immer so viel zu erledigen und zu organisieren, dass man im Gewusel sehr schnell den Überblick verlieren kann.

So jedenfalls geht es mir manchmal, daher kam die ursprüngliche Idee dieser Liste.

Während andere nach getaner Arbeit zum Sport gehen und dort entspannen, entspanne ich am Rechner und habe Spaß beim Erstellen von Listen, Schildchen & Co.

Susanne Schäfer 15.07.2016, 18.17| (10/2) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulleitung

Umzugstag 3

Das alte Gebäude ist nun komplett leergezogen, aber schon wieder vollgestellt mit Kita Einrichtungen, die dort zwischenlagern.
Das  hat die heutige "Abnahme" ein wenig erschwert, da die Räume eben nicht leer waren und wir genau schauen mussten, sind das nun Restbestände von uns oder schon neu eingelagerte Möbel anderer Einrichtungen.



Heute früh ging es bereits um 7.15 Uhr los. Die LKWs waren bereits gestern vorgepackt worden und das Auspacken konnte sofort beginnen. In den ersten beiden Stunden gab es wenig zu helfen, so dass ich mich zunächst Schulleitungsaufgaben widmen konnte und sehr froh war, dass unser Büro so super schnell wieder funktionsfähig war.

Nach und nach trudelte das Team (größtenteils) ein und erledigte Aufgaben in den allgemeinen Räumen. Die neue Schulbibliothek wurde bestückt, Bücher einsortiert, der Medienraum hergerichtet und sortiert, der Themenkistenraum noch einmal neu geplant und ebenfalls direkt bestückt, das Lehrerzimmer weiter aufgeräumt und aufgehübscht, Unkraut im Innenhof gezupft, Pin- und Magnetwände in den Klassen befestigt und und und....

Gegen Mittag beendete das Umzugsunternehmen seine Arbeit und wir verabschiedeten uns mit einem Minigrillen und Bratwürsten.

Zu tun gibt es immer noch genug. Ich freute mich riesig, dass unser Hausmeister und unser einzig männliche Lehrerkollege in meinem Klassenraum diverse Regale, Pinnwände, Magnetwände etc. andübelten, so dass ich letztlich "nur noch" einrichten und unzählig viele Kisten auspacken muss.

Dazu kam ich heute noch wirklich, da immer irgendwer rief, nachfragte, etwas wissen wollte, Unterschriften wollte oder etwas anderes zu besprechen hatte.

Die ersten Kolleginnen verabschiedeten sich in den wohlverdienten Urlaub und erst in den letzten beiden Ferienwochen wird das Gesamtteam wieder aufeinandertreffen.

Da dann aber bereits unsere Feriencamps und die Lernmäuse im Gebäude stattfinden bzw. unterwegs sein werden, muss mein Klassenraum auf jeden Fall vorher
eingerichtet und unterrichtsbereits sein.

Ich bin guter Dinge, dass ich das im Laufe der kommenden Woche schaffen werde.
Morgen jedoch verbringe ich nur den Vormittag im neuen Gebäude, der restliche Tag gehört der Familie, da wir einen Geburtstag zu feiern haben.

Wir alle sind müde, erschöpft und immer wieder sehr sehr staubig und dreckig.
ABER mit jedem Raum, der fertig wird, steigt auch das Gefühl der Zufriedenheit und die Überzeugung, dass wir es wirklich sehr gut getroffen haben und unsere Schule einfach toll wird!
Das motiviert ungemein, denn das neue Gebäude bietet einfach zahlreiche neue Möglichkeiten und so ein Ausmisten und Entrümpeln ist ja immer auch ein Neuanfang.

Trotzdem rufen jetzt ersteinmal wieder Dusche und Bett.
Der Geburtstagskuchen ist gebacken. Mal sehen, was der neue Tag zu bieten hat.....

Susanne Schäfer 13.07.2016, 20.38| (10/2) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in:

Umzugstag 2

Ich bin furchtbar müde, äußerst dreckig und kurz vor dem Einschlafen.





Auch heute begann der Tag sehr früh und endete nach 12 Stunden Auspacken, Schieben, Schleppen, Falten, Dekorieren, Telefonieren, Aufbauen, Umbauen und
ähnlichen Tätigkeiten.
Obwohl wir - zumindest im Schulleitungsbüro - sehr viel zu Lachen hatten, war am Abend merklich die "Luft raus" und wir sehnten uns einfach nach einer Dusche, dem Sofa oder anderer Entspannung.

Das Umzugsunternehmen hat sich verkalkuliert. Was heute beendet werden sollte  - der Transport aller Kisten, Möbel etc. in das neue Schulgebäude  - muss nun morgen beendet werden.

Immer noch konnte nicht alles herübertransportiert werden. Also heißt es morgen erneut für das Team zusammenkommen und weitermachen. Zum dritten Male organisieren wir ein einfaches Mittagessen für uns und die Umzugshelfer und hoffen, dass letztlich morgen wirklich alles im neuen Gebäude beisammen sein wird.
Selbst dann gibt es noch viel zu tun.
Auch wenn wir bereits eine Menge geschafft haben, bleibt manchmal das Gefühl des "nicht-enden-wollens". Aber das ist recht normal bei einem Umzug und in dieser Größenordnung ohnehin.

Hin und wieder landen Kisten an falschen Stellen oder Regalbretter fehlen. In einem Raum liegen nun 50 Eigentumsfächer, in einem anderen gibt es (noch) keine Stühle.
Das Chaos hält sich jedoch in Grenzen und ist überschaubar, obwohl die neue Schule wirklich riesengroß ist und man sich durchaus darin verlaufen kann.

Im alten Gebäude wurden derweil  Möbel einer Kita zwischengelagert, was kurzzeitig für Verwirrung im Ablauf sorgte, aber auch das scheint nun geregelt zu sein und morgen früh kann es in alter Frische weitergehen.

Hier schrieb jemand in den Kommentaren, dass eine Schule in Abwesenheit des Teams umzieht. Nach den zwei Tagen kann ich mir das überhaupt nicht vorstellen. Überhaupt gar nicht.
Ohne das gesamte Team ginge rein gar nichts. Jede Hand wird dringend gebraucht. Mitdenken, Mitanpacken, Mitorganisieren wird von allen verlangt und minütlich ruft jemand nach uns, um nachzufragen, Dinge zu klären und abzusprechen.

Nachdem wir der Meinung waren, unser Schulleitungsbüro sei fertig und tippitoppi, schickte uns jemand (der gerade im alten Gebäude war) ein Foto von 12 Umzugskisten, die vergessen worden waren und offensichtlich noch in unser Schulleitungsbüro sollten.
Nach kurzer Atemlosigkeit - unsere Schränke waren längst voll - fuhren wir mit eigenen Augen nachschauen, was da los war.
In der Tat gehörten noch fünf Kisten in unser Büro, der Rest jedoch waren Akten und Chroniken für den neuen Archivraum - ein Luxus, den wir im alten Gebäude so nicht hatten.

Letztlich konnte durch Umpacken und Umsortieren alles untergebracht werden und zumindest das Büro ist in der Tat nun komplett fertig.

In meinem Klassenraum jedoch - siehe Foto - herrscht noch das ganz große Chaos.
Aber die Ferien dauern noch eine Weile an und auch das wird sich alles finden.
Nacheinander.
Und vor allem nach einer Portion Schlaf.

Jetzt.
Ganz dringend.

Susanne Schäfer 12.07.2016, 21.08| (10/2) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulalltag

Umzugstag 1

Lange haben wir darauf gewartet, nun ist der erste Umzugstag - dank tatkräftiger Hilfe des gesamten Teams - geschafft.




Morgens um halb acht ging es los und zehn Stunden lang packten wir Kisten aus, schoben die ersten Tische und Stühle hin und her, richteten das Lehrerzimmer und das Büro wieder ein, aßen gemeinsam, dekorierten schon hier und dort und versuchten dem Umzugschaos Herr zu werden.

Unfassbare 916 Umzugskisten haben wir in den vergangenen zwei Wochen gepackt. Nicht zu vergessen all das Umzugsgut, das sich nicht in Kisten pferchen ließ und einfach so etikettiert wurde.

Wir baten das Umzugsunternehmen darum, zunächst das Lehrerzimmer und die Verwaltung zum neuen Standort zu transportieren.
Das Lehrerzimmer, um im Umzugstrubel einen Rückzugsort zu haben, die Verwaltung, um schnellstmöglich wieder arbeitsfähig zu werden.

Und es hat geklappt.
Das Schulleitungsbüro ist fertig, bis auf die Magnetwände, die heute früh angebracht werden müssen.
Das Lehrerzimmer steht, hielt schon das erste gemeinsame Essen aus - lediglich die Küchenzeile ist noch nicht funktionsfähig.
Unser Schulsekretariat muss zunächst mit dem Handicap leben, dass die neuen Möbel noch nicht da sind, aber unsere Schulsekretärin hat sich wunderbar provisorisch eingerichtet, die Verwaltungsrechner laufen, die Telefone funktionieren bereits wieder.

Ohne den Einsatz unseres Teams wäre allerdings nichts gegangen. Von früh bis spät putzten, schoben, räumten die Kolleginnen und Kollegen ein und aus, bauten Gartenmöbel zusammen, ordneten das Material neu um und ein. Sortierten aus, warfen weg, holten aus dem Müll zurück....

Es herrschte reges Treiben und das in den eigentlich wohlverdienten Ferien.

Heute nun ist der zweite und geplant letzte Umzugstag, wobei nicht einmal die Hälfte geschafft ist.
Es bleibt also abzuwarten, ob heute der Rest transportiert und gestellt werden kann.
Die Möbel und Kisten der meisten Klassenräume, der alternativen Betreuung "Drachenhöhle" sowie des Ganztags müssen noch transportiert werden.

Gestern hörte man einige Mitarbeiter des Umzugsunternehmens fluchen: "Die Klasse 1a hasse ich schon jetzt!"
Dies war lediglich der Tatsache geschuldet, dass mein Klassenraum eine eigene LKW Ladung ausmachte.
Einräumen kann ich meine Klasse noch nicht, da hier das Transportband des Umzugsunternehmens anliegt und sämtliche Möbel und Kisten für die 1. Etage hier ankommen und dann an Ort und Stelle gebracht werden.

Das Farbleitsystem hat sich als sehr praktisch erwiesen und bislang kam es zu keinen Problemen.
Ich finde den Umzug furchtbar spannend und liebe das neue Gebäude schon jetzt - wenn wir auch hin und wieder aufgrund der Größe noch Orientierungsprobleme haben.

Nun geht es in die zweite Runde!

Unserem Team auch an dieser Stelle ein dickes Dankeschön! Ihr seid super!

Susanne Schäfer 12.07.2016, 07.00| (12/3) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulalltag

Die Freiheit der Presse

Und schon wieder ist es geschehen.
Möglicherweise bin ich einfach zu naiv für den Umgang mit der lokalen  Presse, ansonsten kann ich mir nicht erklären, warum ich in der Zeitung angebliche Zitate von mir lesen muss, die ich so nie ausgesprochen habe und aussprechen würde.





Mich ärgert das jedesmal aufs Neue sehr, insbesondere wenn es um die Zusammenarbeit mit außerschulischen Kooperationspartnern geht, die meine angeblichen Worte sicherlich auch lesen und befremdlich finden werden.

Im aktuellen Fall geht es um unseren morgigen Umzug in das renovierte und sanierte Schulgebäude einer ehemaligen Hauptschule.
Auf die Frage des Journalisten, ob wir (Schulleitung) denn überhaupt schon einmal im neuen Gebäude gewesen wären, antwortete ich sinngemäß, dass wir natürlich sehr oft - nahezu täglich in der letzten Zeit - im dem neuen Gebäude waren, um umzugsorganisatorische Absprachen mit dem Schulträger zu treffen, Räume für die Möbel auszumessen und letztlich vor langer Zeit auch, um die Räume aufzuteilen und zu verteilen.

Die Frage selbst erstaunte uns schon, denn wie ließe sich ein Umzug dieser Größenordnung organisieren, wenn wir nicht wüssten wohin es geht und wie es im neuen Gebäude ausschaut.
Noch mehr erstaunte mich, was ich dann in der Presse las.
Das Zitat, das man mir in den Mund legte, lautete: "Wir waren fast jeden Tag dort und haben den Handwerkern auf die Finger geschaut!"

Ich nehme an, hin und wieder wird die Pressefreiheit anders ausgelegt, als ursprünglich gedacht.
Falls das unter "künstlerische Freiheit" fällt, bin ich doch sehr irritiert.

Nichtsdestotrotz steht nun ersteinmal der morgige Umzug im Vordergrund.
Beim heutigen Beschriften der Türen erhielt ich schon ein Vorgefühl dessen, was uns im neuen Gebäude erwartet.
Und das wird großartig werden.

Unabhängig davon, was in der Zeitung zu lesen sein wird.

Susanne Schäfer 10.07.2016, 12.18| (11/3) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulleitung

Willkommenskultur

Etwas, das wir wie selbstverständlich leben ohne uns darüber viele Gedanken zu machen, die Willkommenskultur unseren Flüchtlingskindern und deren Familien gegenüber, gerät untereinander zu häufig in Vergessenheit.

Ich erinnere mich voller Schaudern an mein Willkommen an der Schule, an der ich mein Referendariat absolvierte. Man teilte mir direkt und unmissverständlich und in exakt diesem Wortlaut mit, ich sei als Lehramtsanwärterin in der "unteren Kaste" und hätte niedere Dienste für die gestandenen Kollegen zu erledigen.
Die zwei Jahre an der katholischen Grundschule gestalteten sich zuweilen als recht schwierig.

Als ich meine erste Vertretungsstelle nach dem Referendariat antrat, begrüßte mich der Schulleiter mit den Worten: "Sehen Sie zu, dass Sie in die Pötte kommen. Sie übernehmen ab morgen unsere I-Klasse und das ist die schlimmste Klasse hier!"

An beiden Schulen startete ich desillusioniert und frustriert, fühlte mich unwillkommen, nicht angenommen und herumkommandiert.
Das waren keine Einzelerlebnisse. Ich lernte andere Schulen, andere Schulleitungen und andere Teams kennen und immer wieder stieß ich auf eine wenig ausgeprägte Willkommenskultur.




Der erste Eindruck ist prägend. Das ist meine feste Überzeugung. Neue Mitarbeiter "zu bekommen" ist doch grundsätzlich ein wunderbar positives Ereignis, über das ich mich als Schulleitung ganz unbedingt freue.
Warum also nicht etwas von dieser Freude weitergeben und die neue Kollegin, den neuen Kollegen auf vielfältige Weise herzlich willkommen heißen?

Manchmal verstehe ich nicht, warum wir uns so schwer tun im eigenen Umgang miteinander.
Meine geschilderten Erlebnisse liegen Jahrzehnte zurück und ich war damals weit davon entfernt daran zu denken, in die Schulleitung zu gehen.
Doch als ich diesen Schritt gegangen bin, wollte ich besser machen oder anders machen, was ich selbst als negativ erfahren und erlebt hatte.

Darum kam mir die Einstellung unserer Konrektorin so entgegen: "Alle sollen gerne und ohne Bauchschmerzen in unsere Schule kommen!"
Etwas, das so simpel klingt, nicht immer einfach ist, aber zu so etwas wie unserem Leitsatz geworden ist.

Daran arbeiten wir täglich und immer wieder neu. Mal mit Rückschlägen, vielleicht weil wir selbst einen schlechten Tag hatten, mal sehr erfolgreich.

Morgen nun  wird sich eine neue Kollegin vorstellen. Eine Kollegin mit Berufserfahrung, die mirnichtsdirnichts erfahren hat, dass sie zu uns abgeordnet wird.
Das kann positiv sein und aufgenommen werden, aber auch als Belastung empfunden werden.
Und unsere Aufgabe ist es nun, eine Willkommenskultur zu entwickeln, die der Kollegin Lust macht auf unser Team, auf unsere Schule, auf uns.
Das Wichtigste dabei für uns ist sicherlich das persönliche Gespräch.

Normalerweise spielt der Raum eine große Rolle. Morgen wird das zumindest schwierig, da wir zwischen all den gepackten Kisten sitzen und allein mit unseren Schilderungen Lust machen müssen auf das neue Gebäude und den Umzug.

Neue Kolleginnen und Kollegen erhalten am ersten Tag immer ein kleines Willkommensheft.
Dabei ist das Layout natürlich Geschmackssache, aber wir haben die Erfahrung gemacht, dass das Bündeln erster wichtiger Informationen als positiv empfunden wird.
Hier kann man in Ruhe noch einmal nachlesen, was man im Gespräch überhört oder anschließend in all der Aufregung und Im Wust all der Informationen vergessen wird.

Wir haben das Heft auf das Allernötigste reduziert, da wir keine umfangreiche und erschlagende Lektüre, sondern einen kurzen Überblick zur Hand geben möchten.
Alles Weitere ergibt sich in der Regel in Gesprächen und im Schulalltag.

Zu zeigen, dass jemand herzlich willkommen ist, wir die Unterstützung im Team brauchen und uns sehr darüber freuen ist die Basis für eine gute, vertrauensvolle und kooperative Zusammenarbeit.

Und wir freuen uns sehr auf die neue Kollegin und hoffen, dass Sie unsere Schule als Bereicherung und nicht als Belastung empfinden wird!

Susanne Schäfer 05.07.2016, 18.59| (21/9) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulleitung

Zwischen Zeugnissen und Umzugskisten

Die Tage sind aufregend und geprägt von vielen unterschiedlichen Aufgaben. Während die Zeugnisse aller Kolleginnen und Kollegen gelesen, gesiegelt und unterschrieben sind, muss ich meine eigenen noch schreiben. In Klasse 4 geht das glücklicherweise leicht von der Hand. Derzeit pendeln wir zwischen dem alten und neuen Gebäude, packen Kisten über Kisten und staunen, wie viel Inventar so ein einzelner Klassenraum beherbergen kann.





Nachdem wir uns heute, als Schulleitung, sehr lange auf der Baustelle umgesehen und anschließend diverse Telefonate geführt und E-Mails geschrieben haben, weiter Umzugskisten gepackt haben, zwischendurch im Unterricht waren, Absprachen mit der Musikschule getroffen, neue Kinder aufgenommen, uns um zerbrochene Brillen und fehlendes Ausflugsgeld gekümmert haben, nutzte ich die erste häusliche Phase zum Entspannen und Eintüten zweier Briefe an die Kinder und Eltern meiner neuen ersten Klasse.

In das Kuvert kam jeweils noch der Eisbärbutton und morgen gehen alle Umschläge in die Post. Das war so eine herrliche unbeschwerte und unkomplizierte Beschäftigung, ohne jedliche Ärgernisse und mit großer Vorfreude auf die neue Klasse.

Während ich die Briefe und Button mit der Post schicke, wählen Kolleginnen die Möglichkeit, die Briefe in den Ferien persönlich herumzubringen. Ich habe die Idee unmittelbar verworfen und mich aus pragmatischen Gründen des Zeitmanagement für die Postvariante entschieden.

In den letzten Schultagen bleibt genug zu tun.
Feinabstimmungen für den großen Schulumzug am kommenden Montag und Dienstag müssen getroffen werden. Im neuen Gebäude muss noch einiges getan werden, damit wir problemlos einziehen und dort arbeiten können.

Die Personalplanung und Absprachen mit dem Schulamt sind momentan ein brandaktuelles und wichtiges Thema und nicht zuletzt ist da auch noch meine vierte Klasse, die betreut und verabschiedet werden möchte.
Unser Abschiedsfest im Heu liegt hinter uns und nun haben wir noch den morgigen Schultag (mit einem Gang zur Eisdiele) sowie einen gemeinsamen Schulausflug mit allen Klassen zur Freilichtbühne nach Coesfeld am Donnerstag vor uns, ehe es am Freitag endgültig Abschiednehmen heißt. Nicht nur von den vierten Klassen, auch von einem sehr alten Schulgebäude, mit dem so manch einer nahezu historische Erinnerungen verknüpft.

Ich bin noch nicht lang genug an der Schule, um so etwas wie Wehmut beim Abschiednehmen vom Gebäude zu empfinden.
Das neue Gebäude mag von außen nicht so schön anzusehen sein, wie unser derzeitiger Backsteinbau, aber die Räumlichkeiten eröffnen uns ganz neue pädagogische Perspektiven und Möglichkeiten und darauf freue ich mich sowohl als Lehrerin, als auch als Schulleiterin sehr.

Doch vor der Freude kommt die Arbeit. Ich gestehe, mein Klassenraum hat definitiv zu viel Material. Die Kisten, die ich falten und füllen konnte nahmen kein Ende und obwohl fast alles verpackt ist, bleibt ein Rest und ich nehme an, auch der wird noch etliche Kisten füllen.
Das Büro ist nahezu ganz eingepackt. Unsere Verwaltungsrechner werden am Freitag Mittag abgebaut und gehen hoffentlich in der kommenden Woche schnell wieder ans Netz.
Selbiges hoffen wir von der Telefonanlage, haben diesbezüglich heute lieber noch einmal nachfragt und wurden von einem sehr netten Mitarbeiter der Stadtwerke beruhigt.
Es scheint alles seinen Lauf zu nehmen.

Das Team packt nun seit gut einer Woche, die einzelnen Arbeitsgruppen sind gut vorangekommen und das alte Schulgebäude gleicht einem Labyrinth. Überall stehen gestapelte Umzugskisten oder auch aussortierter Müll.
Während die einen im Müll noch wahre Schätze finden, sind die anderen froh, Ballast los zu werden. So unterschiedlich ist das.

An den Nachbarschulen freuen sich die Kollegien auf die Ferien und den Urlaub. Wir haben aufgrund des Umzugs darum gebeten, in der ersten und den letzten beiden Ferienwochen vor Ort zu sein, um unsere Schule einzurichten, herzurichten und lern- und lebenstauglich zu machen.

Ein Kraftakt für ein wirklich ferienreifes Team und wir sind stolz und froh, so tolle Kolleginnen und Kollegen zu haben, die ohne zu murren Kiste um Kiste packen, stapeln, beschriften und stemmen.

Das alles neben dem Unterrichtsalltag, der gerade zu Schuljahresende meist noch einmal ein richtiger Kraftakt ist. Viele Elterngespräche werden geführt, Buchgeld (Elternanteil) eingesammelt, Instrumente gesucht und manchmal auch wiedergefunden, Hefte verteilt, Abschiedsfeiern gefeiert, gesungen und für Gottesdienst und Feierlichkeiten geprobt.

Es fällt noch schwer, sich vorstellen zu können, dass wir in wenigen Tagen "drüben" sein werden.
Bis dahin könnten die Tage ein paar mehr Stunden haben.
Oder wir wagen auch hier die Entschleunigung. Schaden kann es ja nicht!

Susanne Schäfer 05.07.2016, 17.35| (11/3) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulalltag

Intelligenzentwicklung

Meine heutige Lesezeit verbrachte ich mit dem Buch "Ganzheitliche Intelligenz-Entwicklung mit Kindern von 3 bis 6" von Katharina Bäcker-Braun.
Ein - wie ich finde - äußerst spannendes Buch, das davon ausgeht, dass unsere unterschiedlichen Intelligenzen uns differenzierte Zugänge zur Welt ermöglichen.



Damit gemeint ist nicht etwa unser Intelligenzquotient, sondern acht ineinandergreifende Fähigkeiten bzw. intellektuelle Kräfte oder Kompetenzen, die harmonisch zusammenspielen.

Der ganzheitliche Ansatz des Buches ist sehr schlüssig und spiegelt das wieder, was wir täglich in Schule, Unterricht und Leben erleben.
Nach einer kurzen und sehr gut strukturierten Einleitung darüber, was Kinder brauchen, um ihre Intelligenz zu entwickeln, folgen einzelne Kapitel, die immer gleich aufgebaut sind.
Ein Zitat, ein Aphorismus leitet das Kapitel jeweils ein. Es folgt ein kurzer theoretischer Abriss und anschließend findet man zahlreiche Praxisbeispiele zu den einzelnen Bereichen.

Einge dieser Beispiel sind sehr nützlich, andere altbekannt und wieder andere (zumindest für mich) nicht umsetzbar und dies aus unterschiedlichen Gründen.

Jedes Kapitel endet mit Impulsfragen zur Beobachtung der Kinder.

Was mich besonders beeindruckt hat an dem Buch ist das Herausstellen der Komponenten, die Kinder brauchen, um lernen zu können und zu wollen.

Eine angstfreie Atmosphäre wird da zunächst angeführt, "damit sie sich in Ruhre ihrem Spiel- und damit Lerninhalt widmen können". (S.9) Auch das Bedürfnis der Kinder nach einer guten Beziehung wird aufgegriffen und es wird herausgearbeitet, dass Kinder "nicht zu vielen Reizen ausgesetzt werden." (S.9) Bezugnehmend auf Gerald Hüther, der betont: "Denn dann lernt das Gehirn nicht mehr, sondern wird nur verwirrt!"

Einen besonders großen Raum nimmt die Sprachentwicklung in dem Buch ein, die in jedem Bereich wieder aufgegriffen wird. Auch dem Erleben in der Natur werden zahlreiche Ideen gewidmet, von denen mir einige ausgesprochen gut gefallen.

Das Buch schließt mit dem ab, worauf es wirklich ankommt und diese Aufzählung kommt mir bekannt vor und vor allem sehr entgegen.
"Der Weg ist wichtiger als das fertige Ergebnis" (S. 188) ist nur eine dieser Feststellungen.

Wichtiger als der didaktische Erfolg sind Lernspaß und Lernfreude. Anstatt unser eigenes Programm auf Biegen und Brechen durchzuhetzen, müssen wir vielmehr auf die Fragen der Kinder eingehen und aufmerksam sein für die "Lernfenster" der uns anvertrauten Kinder.

Oder wie Maria Montessori einst sagte:
"Die Aufgabe der Umgebung ist nicht, das Kind zu formen, sondern ihm zu erlauben, sich zu offenbaren!"

Wir sind nach wie vor geneigt, Kindern Wissen zu vermitteln, statt Möglichkeiten zu schaffen, sich Wissen selbstständig zu erwerben. Es müsste mehr Bücher wie dieses geben. Wir müssen wegkommen von der Wissensvermittlung und hinkommen zum Wissenserwerb. Heraus aus der Passivität in die Aktivität.

Vielleicht ginge dann Schule endlich in die Richtung, die schon Fröbel nannte:

"Bei der Erziehung des Menschen muss man etwas aus dem Menschen herausbringen, nicht in ihn hinein!"

Ein wunderbarer Ansatz, um Schule anders zu denken. Nicht neu, aber dennoch wegweisend!

Susanne Schäfer 26.06.2016, 18.23| (11/3) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: QUERgelesen

Abschied und Neubeginn

Die letzten beiden Schulwochen vor den Sommerferien stehen bevor und in unseren vierten Klassen, auch in "meiner", steht der Abschied an.





Während wir unsere Abschiedsnacht am kommenden Freitag - eine Übernachtung im Heu - planen, die Zeugnisse geschrieben werden und der Klassenraum langsam geleert und ausgeräumt wird, verbringe ich gedanklich schon viel Zeit mit meinem neuen ersten Schuljahr.

Ein Abschied, so traurig er sein mag, ist ja auch immer wieder ein Neubeginn und der wiederrum ist sehr spannend.
Da bastle ich zum einen Abschiedsboxen für die Vierer und bin zum anderen damit beschäftigt, Material für die kommende Eins zu sichten, zu sortieren und zu erstellen.

Übermorgen werden die Umzugskisten geliefert, denn der diesjährige Abschied von Jahrgang 4 ist auch der Abschied von unserem alten Standort und Schulgebäude und dementsprechend trubelig werden die kommenden zwei Wochen.

Ich freue mich sehr darüber, dass die Eltern in Eigenregie eine Übernachtung im Heu organisiert haben. Ich war mit vielen Klassen schon sehr häufig auf Preens Hoff und es ist immer wieder ein wunderbares Erlebnis.

Im Klassenrat haben wir besprochen, wie wir die Abschlussfeier gestalten möchten und die Kinder haben einstimmig entschieden: "Wir möchten kein Programm! Wir möchten spielen und toben!"

Wie in meinen anderen Beiträgen geschrieben passt das wunderbar in die Themenfelder "Zeit", "Gelassenheit", "Weniger ist mehr"....
Dennoch schlug mein Herz sofort in die Richtung: "Aber das geht doch nicht, man braucht doch ein Programm!"
Ich dachte darüber nach und kam zu dem Ergebnis: Die Kinder möchten kein Programm. Ich brauche kein Programm, aber ich denke, die Erwartung der Eltern ist, dass wir etwas aufführen etc.
Ich ließ mich also von dem leiten, was ich meinte, was die Eltern dächten oder erwarten würden.
Das ist doch verrückt!

Nach Rücksprache mit zwei engagierten Müttern stellte ich jedoch fest, dass meine Gedanken über elterliche Erwartungen gar nicht immer richtig sind.
Das war ein beruhigender Moment, auch wenn es für mich hieß, dass ich mich geirrt hatte.

Nun fahren wir also in Heu.
Wir werden toben, tollen, Spaß haben.
Wir werden grillen, ein Lagerfeuer machen und es uns gut gehen lassen.
Wir werden nichts auswendig lernen, nichts vorführen, nichts darbieten.
Und dennoch bin ich sicher, wir werden uns lange an diese Abschlussfahrt erinnern.

Susanne Schäfer 25.06.2016, 13.04| (12/2) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulalltag

ALLES ist einfach zu wenig

Stundenplanbesprechung mit der Musikschule.
Wie in jedem Jahr ringen wir um die vielen JeKi und mittlerweile auch JeKITS Stunden und wie bereits seit mehreren Jahren frage ich mich, warum wir nicht den Mut haben, dieses Projekt an unserer Schule auslaufen zu lassen.....



Wir inkludieren Kinder mit den unterschiedlichsten Förderschwerpunkten, schulen zunehmend früher bzw. jünger ein, integrieren Flüchtlingskinder ohne Deutschkenntnisse, unterrichten Englisch ab Klasse 1, fördern und fordern, holen jedes Kind dort ab, wo es steht, leben mit gänzlich überfrachteten Lehrplänen, bemühen uns um JeKi und JeKITS und erkennen in all dem Wust nicht, dass das ALLES viel zu wenig ist für unsere Kinder.

Denn längst schon machen wir nichts mehr richtig, sondern alles halb.
Weniger wäre mehr.
Mehr WERT für unsere Kinder.

Das zu sagen ist nicht Mainstream. Das öffentlich zu äußern nahezu empörend. Klingt es doch danach, als gönne man den Kindern den musischen Genuss nicht. Die gänzlich andere Lebenserfahrung und kulturelle Bereicherung.

Was ich unseren Kindern vor allem gönne ist ein Lernen Ruhe und Muße. Zeit für das Lernen, das Ausprobieren. Lernen ohne Hetze. Alles mitzumachen, jedes Projekt zu unterstützen, den Vormittag noch voller werden zu lassen ist zu wenig für unsere Kinder.
Sie haben viel mehr verdient.

Sie haben es verdient, sich mit einer Sache so lange auseinanderzusetzen, bis sie sie begriffen, erlebt, durchlebt, erfahren haben.
Das ständige Anreißen von unzählig vielen Lernmomenten und unterschiedlichen Projekten bleibt nicht nachhaltig.
Vordergründiger Aktivismus, der eine tolle Außenwirkung hat, den Kindern aber keine neuen Erfahrungsräume erschließt, sondern zu Stress führt.

Natürlich ist es für Eltern eine tolle Sache, wenn die Kinder im Vormittagsbereich in den Genuss einer instrumentalen Ausbildung kommen.
Nur zu welchem Preis?
Was für die Eltern bequem ist, ein Nachmittagstermin fällt weg, bedeutet für die Kinder eine noch vollgestopftere Schulwoche. Ein nahezu unmöglich zu leistendes Organisationspensum.

Ich sehe meine eigene Tochter noch heute in Klasse 2 mit Tornister, Turnbeutel und Gitarrenkoffer zur Schule gehen. Leider gab es an ihrer Schule nicht die Möglichkeit, Jeki freiwillig mitzumachen, sondern jeder musste, ob er wollte oder nicht.

Bei uns muss nicht jeder, aber viele möchten. Viele Eltern. Bei den Kindern bin ich mir da nicht so sicher.

Nach fünf Stunden Unterricht folgt die Jekistunde. Natürlich ist die Konzentration und Motivation nicht so gegeben, wie am Nachmittag, wenn Kinder möglicherweise freiwillig Musikschulunterricht nehmen.

Kaum jemand macht sich klar, welch volle Woche die Kinder mittlerweile schon in der Grundschule haben.
Wir machen eben ALLES.
Und das klingt erstmal toll.
Ist es aber nicht.

Die Musikschule hier vor Ort leistet eine hervorragende Arbeit. Die JeKistunden an allen Schulen zu organisieren,  von Schule zu Schule zu hetzen, immer unter Zeitdruck zu stehen, Kinder an Instrumenten zu unterrichten, die möglicherweise gar nicht "ihre" sind - all das ist mit einer hohen Belastung verbunden und ich zolle den Kolleginnen und Kollegen all meinen Respekt.


Als Mama oder Papa möchte man selbstverständlich das Beste für das Kind. Und das Beste heißt in unserer Gesellschaft: Möglichst viel, möglichst früh!
Ich halte das für den gänzlich falschen Ansatz.

Da wundern wir uns, dass Kinder bereits hektisch sind, unruhig, unkonzentriert.
Das darf uns nicht wundern, denn wir machen die Kinder zu dem, was sie sind.
Wir überfrachten und überladen, immer im besten Sinne und guten Glauben, aber längst nicht gut getan.

Ich möchte zurückkehren zur Langsamkeit. Zur Nachhaltigkeit, zur Sinnhaftigkeit.
Nicht jedes Kind muss ein Instrument erlernen. Vielleicht fangen wir ersteinmal mit der deutschen Sprache an und lernen nacheinander und nicht zeitgleich ALLES.
Das macht unsere Kinder nicht zu klügeren, besseren, schnelleren, tolleren, begabteren Menschen.
Es vereitelt unseren Kindern die Chance auf angemessenes und geruhsames Lernen.

Je mehr Projekte, Vorhaben und Kooperationspartner wir in die Schule holen, je lebendiger wird es bei uns.
Aber lebendig ist nicht immer so positiv, wie es klingt.
Raumorganisation, Übergänge, fliegende Wechsel bringen vor allem eine Unruhe in die Schule, die nicht immer förderlich ist.

Alles machbar, alles organisierbar, alles strukturierbar, aber auf Kosten aller Beteiligten.

Wir holen mehr und mehr in unsere Schulen und überfrachten das System. Auch unser Schulvormittag hat nur sechs Stunden. Und Kinder brauchen Raum und Zeit zum Kindsein und Spielen. Für fantastische Kinderwelten bleibt kaum Zeit, weil die Tage exakt durchgetaktet sind.

Ich bedauere diese Entwicklung sehr. Und ich habe nicht den Eindruck, dass sie zu viel Gutem führt.

Aber als Schulleitung entscheidet man nicht (immer) autark und uneingebunden.

Versuchen wir also an anderer Stelle nachhaltig und in Ruhe zu agieren und Lernräume  und -möglichkeiten zu schaffen, die den Kindern entgegenkommen.
Wenn uns das gelingt, gelingt uns viel.

Susanne Schäfer 23.06.2016, 20.06| (20/12) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Gedanken

Wertschätzung

Heute nahm sich eine Kollegin die Zeit, mich kurz an die Seite zu nehmen um mir von einem Gespräch mit einer mir unbekannten Kindergartenleitung zu berichten. Diese Kindergartenleitung hatte sich sehr anerkennend und wertschätzend über die Arbeit an unserer Schule geäußert.
Und mich freute das!



Im Umgang mit den Kindern sparen wir nicht an Lob und Anerkennung. Sparsamer sind wir untereinander, noch weniger aktiv diesbezüglich im Umgang mit Eltern.
Dabei kennt jeder das warme und motivierende Gefühl, das einen durchfließt, wenn man anerkannt und gelobt wird, die eigene Arbeit, die eigene Person wertgeschätzt wird.

Ich habe mich aus zwei Gründen heute gefreut. Zum einen über das Lob einer mir unbekannten Person, das Wahrnehmen unserer Arbeit auch in Gebieten, in denen wir das nicht vermuteten und zweitens fand ich es bemerkenswert, dass die Kollegin sich die Zeit nahm, mir von dem Gespräch zu berichten!

Nichts ist ernüchternder und frustrierender als das Nichtwahrnehmen von Engament, Einsatzfreude und Kompetenz. Zu oft bleiben die Aussagen der überall zu findenden Hauptbedenkenträger hängen, überwiegen das Lob von anderer Stelle oder lassen es untergehen.

Wir wissen um die Wichtigkeit des Lobens, der Wertschätzung, der Anerkennung und dennoch denken wir zu häufig Nettigkeiten, statt sie auszusprechen.
Dabei wäre es so leicht, Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, in dem man anerkennt, was sie leisten und das täglich aufs Neue.

Mich hat das kurze Gespräch heute berührt und daran erinnert, sich nicht im eigenen Dunstkreis gefangen zu halten, sondern den Blick vermehrt nach außen zu wenden und wieder bewusst wahrzunehmen, was da neben mir, um mich herum und mit mir tagtäglich geleistet wird!
Und auszusprechen, was wahrgenommen wird. Nicht davon auszugehen, dass andere um die Anerkennung wissen, die Wertschätzung erahnen.

Sondern deutlich und klar zu zeigen, wie schön es ist, dass der andere da ist, wie wichtig seine Person, seine Arbeit, sein Engament, sein Fachwissen, seine Kritikfähigkeit etc. sind.
Wenn es uns jetzt noch gelänge, das, was wir in den Klassen immerzu praktizieren auch ins Team zu tragen, ließe sich so manch eine suboptimale Situation besser auffangen und tragen.

Es ist viel einfacher als man denkt.
Man muss es nur einfach wagen.
Wertschätzung muss zur Chefsache werden.
Nicht nur, aber unbedingt auch!

Susanne Schäfer 21.06.2016, 18.37| (10/1) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Gedanken

Der erste Elternabend vor den Ferien

Für morgen Abend haben wir die Eltern unserer zukünftigen Erstklässler eingeladen.
Immer vor den Sommerferien gibt es die ersten wichtigen Informationen und sofern das möglich ist, lernen die Eltern die zukünftige Klassenlehrerin oder den zukünftigen Klassenlehrer kennen.





Im Laufe der letzten sechs Jahre hat sich dieser Elternabend immer wieder einmal verändert. Auch an dieser Stelle haben wir gelernt zu minimieren und zu reduzieren. Während früher der Abend mit einer Vorstellung unseres Bezirkspolizisten und dessen umfangreichen Ausführungen zur Sicherheit im Straßenverkehr begonnen hat, verzichten wir mittlerweile auf diesen Teil des Abends, da wir feststellen konnten, dass die Eltern nach der 30 minütigen Ausführung - verbunden mit einem kurzen Fernsehfilm - bereits das Interesse verloren und ungeduldig wurden.

Auch die Ausführungen der Musikschule zum Bereich Jeki, jetzt Jekits, waren für die meisten Eltern an diesem ersten Abend noch nicht von bedeutendem Interesse.
Die Fülle an Informationen erschlug die Zuhörer und wir haben gelernt, uns auf das Wesentliche zu beschränken.
Für alles andere bleibt im laufenden Schuljahr noch Zeit genug.

Nach einem allgemeinen Teil, den wir als Schulleitung moderieren, ziehen sich die zukünftigen Klassenlehrerinnen mit den Eltern ihrer Klasse in einen Klassenraum zurück und stellen dort sich selbst, Lehrwerke, Materialien und unser schulinternes Logbuch vor.

In  diesem Jahr können die Eltern noch keinen Blick in das zukünftige Klassenzimmer werfen, da die Einschulung bereits im neuen Gebäude stattfinden wird.
Die Raumaufteilung und das Unterrichten können wir aber auch in unseren alten Räumen lebhaft vor- und darstellen.

Für mich gestaltet sich der Abend morgen in Doppelfunktion. Während der allgemeine Teil keiner großartigen Vorbereitung mehr Bedarf, sieht man von einigen Ausdrucken für die Hand der Eltern ab, bereite ich mich als Klassenlehrerin durchaus noch sehr intensiv vor.

Ich versuche nach oben bebilderter Devise vorzugehen und nicht zu viel zu erklären und nicht zu schnell vorzugehen und vor allem mich selbst als Lehrperson nicht als zu wichtig anzusehen, denn wichtig sind an diesem Abend die Eltern und ihre Fragen, Sorgen und Anregungen.

Erstmalig werde ich ein erstes Schuljahr in Deutsch mit dem "ABC der Tiere" unterrichten, für mich ein ganz neuer und somit sehr spannender Weg. Unsere Schule konnte nun bereits mehrere Jahre Erfahrungen mit dem Lehrwerk sammeln und ich mache mich gerne auf diesen neuen Weg, ganz weit weg von meinen alten Lernwegen.

Lehrersein ist ständige Weiterentwicklung, das ist es, was diesen Beruf immer wieder spannend macht und ihn  neu erleben lässt.

Wir werden versuchen, den morgigen Abend so praxisnah wie möglich zu gestalten. Das Material der Materiallisten liegt in allen Klassen vor, so dass die Eltern einen ersten Überblick erhalten und wir erläutern können, was wozu gebraucht wird.
Obwohl wir in der Schule konzeptionell parallel arbeiten, gestalten sich die Materiallisten ganz unterschiedlich und jeder Lehrer geht in unserem festgelegten Rahmen durchaus eigene pädagogische Wege.

Ich freue mich sehr auf diesen Abend und bin gespannt, wie viele Eltern den Weg zu uns finden werden.
Die Eltern bringen den Kindern auch eine Kleinigkeit mit nach Hause. Ein erstes Blatt zum Ausgestalten, damit die Klasse schon mit den Werken der Kinder geschmückt werden kann und diese etwas Vertrautes vorfinden, wenn sie eingeschult werden.

Susanne Schäfer 19.06.2016, 16.28| (13/5) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: vor der Einschulung

Logistische Planungen

Unsere Schule zieht um.
Unser altes Gebäude ist für uns zu beengt geworden, zudem wird der Schiefstand zunehmend gravierender. Nun haben wir also das große Glück in ein komplett saniertes und renoviertes Schulgebäude einer ehemaligen Hauptschule ziehen zu dürfen.





Wenige Minuten Fußweg von unserem jetzigen Schulgebäude entfernt, wird noch fleißig renoviert und erneuert. Jedesmal, wenn wir vor Ort sind, entdecken wir Neues und die Aufregung steigt langsam aber sicher.

In meinem zukünftigen Klassenraum steht ein einsames, knallrotes Regal, das darauf gewartet gefüllt zu werden und auch in all den anderen Räumen bleibt einiges zu tun.

Heute in fünf Wochen sollen all unsere Möbel und Materialien und Sachen und was man sonst noch alles in einer Schule braucht schon im neuen Gebäude sein.
Kaum zu glauben, denn im alten Gebäude nimmt ja noch alles seinen alten Gang, das Schulleben erfährt keinerlei Auswirkungen durch den bevorstehenden Umzug.
Wir sind entspannt - noch.

In 12 Schultagen werden die 800 bis 1000 Umzugskisten angeliefert und nach und nach verpacken wir unsere Einrichtung.
Die ersten beiden Ferientage werden dann für den Umzug genutzt, die Sommerferien für das Einrichten des neuen Gebäudes.
Für das Team bedeutet das, dass der Urlaub nur eingeschränkt geplant werden konnte und kann und alles sich mehr oder weniger um die Umzugslogistik rankt.

Entschädigt werden wir durch eine wunderschöne, riesengroße Schule. Die neuen räumlichen Möglichkeiten sind einfach wunderbar, allein  die riesige Aula im Eingangsbereich lässt sich vielfältig nutzen.

Die Klassenräume an sich sind minimal kleiner als unsere jetzigen und ich mache mir nun schon Gedanken, wie ich alles strukturiert unterbringen kann.

Während mein jetziger Klassenraum unmittelbar neben dem Schulleitungsbüro liegt - was sehr viele Vorteile für mich hat - ist im neuen Gebäude der Verwaltungsbereich im Erdgeschoss, die Klassenräume jedoch in der ersten und zweiten Etage.
Das bedeutet, ein schnelles Hinaushuschen ins Büro wird nicht mehr funktionieren. Positiv betrachtet heißt das aber auch, sich auf eine Sache konzentrieren zu können und nicht gleichzeitig eine andere zu beginnen.

Damit der Umzug nicht im Chaos endet, haben wir vorweg gemeinsam eingeteilt, wer für welche schulischen Räume und Bereiche zuständig sein wird.
Jeder Kollege kümmert sich natürlich um das Einpacken der eigenen Materialien und richtet den neuen Klassenraum her.
Die Gemeinschaftsräume wie Lehrer- und Konferenzraum, Musik- und Computerraum, Bibliothek, alternative Betreuungsform etc. werden von Arbeitsgruppen verpackt und entpackt. Jeder konnte sich in entsprechende Gruppen eintragen und die Gruppen agieren selbstbestimmt und zu selbst festgelegten Zeiten.

Das Schulleitungsbüro verpacken wir selbst und richten es natürlich auch eigenständig wieder ein.
Obwohl wir die Möglichkeit gehabt hätten, Rektoren- und Konrektorenzimmer zu trennen, haben wir uns wieder  für die gemeinsame Version entschieden, da das unserer Arbeitsweise eher entgegenkommt und es außerdem auch viel entspannter und lustiger zugeht.

Der Ganztag, jetzt noch in einem separaten Gebäude untergebracht, wird im neuen Gebäude ebenfalls im Erdgeschoss angesiedelt sein, was wir sehr begrüßen, da die Einheit Schule und Ganztag so besser gelebt werden kann.

Insgesamt ist es äußerst spannend, mit einer ganzen Schule umzuziehen.
Alles muss sehr genau organisiert und geplant werden.
Die Beschriftung jeder einzelnen Kiste, jedes Stuhls, jedes Tisches, aller Regale muss stimmen, damit die Dinge auch am rechten Ort landen.

Netterweise durften wir als Schulleitung am Farbkonzept der Schule mitarbeiten und haben uns für ein Farbleitsystem pro Etage entschieden, was die Orientierung in dem großen Gebäude erleichtern soll.

Jeder Schulanfang birgt ja immer viel Neues und Aufregendes, aber die Chance in einem ganz neuen Gebäude zu starten bietet so viele neue pädagogische Möglichkeiten, dass das eine echte Chance für Schulentwicklung ist.

Wir freuen uns auf den Umzug und das neue Schuljahr, auch wenn die Ferien ganz der Neugestaltung gelten werden.

Susanne Schäfer 07.06.2016, 16.16| (12/4) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Organisation

Stundenplanerstellung

In meinen Jahren als Lehrerin an unterschiedlichen Schulen, genauer an fünf anderen Schulen, habe ich es als sehr belastend empfunden, den Stundenplan für das neue Schuljahr erst am ersten Schultag bzw. manchmal auch erst Wochen später zu erhalten.

Aus diesem Grund ist es mir - ist es uns - als Schulleitung wichtig, das Team vor den Sommerferien zu informieren, damit Zeit genug bleibt, sich fundiert vorzubereiten.




In den vergangenen Jahren ist es uns gelungen, den Hauptstundenplan immer vier bis sechs Wochen vor den Sommerferien zu erstellen, auch wenn die personelle Planung von Seiten der Schulaufsicht dann in der Regel noch nicht abgeschlossen war.

Aber letztlich waren jeweils nur noch leichte Modifizierungen notwendig und der Hauptplan stand, das Team konnte sich darauf einstellen.

Jeder Kollege hat bei uns die Möglichkeit zwei Wünsche zum eigenen Stundenplan anzugeben und wir bemühen uns jedes Jahr sehr, diese auch zu erfüllen. Nicht immer gelingt und das, aber in den meisten Fällen schon.
Für unsere Planungsgrundlage füllen alle Kolleginnen und Kollegen einen "Wunschzettel" aus und reichen ihn rechtzeitig ein.
Anschließend kann das Stundenplanpuzzlespiel beginnen.

In meinem ersten Jahr als Schulleitung habe ich direkt ein Stundenplanprogramm angeschafft. Ich nahm an, das würde uns die Arbeit erheblich erleichtern. Obwohl ich wirklich äußerst viel am Rechner arbeite, erwies sich das als Trugschluss.
Die Stundenplanprogramme sind in der Regel so aufgebaut, dass man vorab eingeben muss, welcher Kollege in welcher Klasse welches Fach unterrichtet.

Wir erstellen aber erst das Grundgerüst nach Wünschen und unseren eigenen Vorstellunge bzw. unseren Rahmenbedingungen und schauen dann, wie eventuelle Lücken optimal geschlossen werden können.

Wir arbeiten also nach wie vor manuell bzw. in/mit einer schlichten Word Datei.

In diesem Jahr - der Plan steht bis auf wenige Stunden - stellt sich die Gestaltung als sehr tückisch heraus. Da wir Teilzeitkräften bis zu 16 Wochentunden einen freien Tag ermöglichen möchten und dies in diesem Fall schon drei Kolleginnen sind, eine Klasse noch keinen Lehrer hat und eine weitere Klasse über das Leo Einstellungsverfahren einen Lehrer erhalten wird, mussten wir an einigen Stellen improvisieren.

Die 21 Wochenstunden Schulleitungspauschale teilen wir auf mich und die Konrektorin auf, da wir uns als Schulleitungsteam verstehen und entsprechend agieren.
Ich werde mit 18 Stunden in meinem zukünftigen ersten Schuljahr unterrichten, unsere Konrektorin mit 19 Stunden in ihrer dritten Klasse. Die eingesparten zwei Wochenstunden sind momentan noch der engen personellen Situation geschuldet, aber manchmal  hält das Schulamt für uns positive Überraschungen zu Schulbeginn bereit und wir hoffen auch in diesem Jahr darauf!

Nachdem wir auf einen Beschluss der Lehrerkonferenz über mehrere Jahre erprobt haben, den Mathematikunterricht ab Klasse 3 als Fachunterricht zu erteilen, haben wir uns nach einer umfangreichen Evaluation entschlossen, den Mathematikunterricht wieder in die Hand des Klassenlehrers zu legen und den Fachunterricht auf ein Minimum zu reduzieren.
Das bedeutet, Schwimmen, in einigen Klassen auch Sport, Englisch und Religion in Jahrgang 3 und 4 werden von entsprechend ausgebildeten Fachlehrern erteilt und ansonsten bemühen wir uns, den Klassenlehrer einen Großteil seiner Stunden in seiner Klasse unterrichten zu lassen.
Hin und wieder wird auch Kunst oder Musik von Fachlehrern erteilt, meist dort, wo der Klassenlehrer mit weniger Wochenstunden unterrichtet als die Klasse Stunden hat.

Die Abwendung von Mathematik als Fachunterricht hat uns berechtigte Kritik und kritische Fragen von mehreren Seiten eingebracht.
Wir konnten jedoch entsprechend reagieren und verdeutlichen, dass das Negative am Fachunterricht, die minimalen positiven Seiten an unserer Schule überschattet hat.

Letztlich ist es schließlich unsere Aufgabe, die für die eigene Schule optimalen Bedingungen zu erkennen und im Rahmen unserer Möglichkeiten auszugestalten.
Der Fachunterricht hat uns alle vor allem zeitlich immens unter Druck gesetzt - etwas, das wir ja vermeiden möchten und das sich letztlich immer auch auf das Lernen der Kinder auswirkt. Die Festlegung im Stundenplan bedeutete auch, es wurde immer zu einer bestimmten Zeit mit einer bestimmten Lerngruppe 45 Minuten lang Mathematik unterrichtet, etwas, das unseren Lerngruppen nicht entgegenkam.

Raum- und Lehrerwechsel hektisierten den Schulalltag. Der von uns im Vorfeld thematisierte Aspekt, man habe so zwei unterschiedliche Lehrerblickwinkel auf die Kinder hat sich durchaus bewahrheitet, aber die Sichtweisen waren meist deckungsgleich.
Das Argument, wenn einige Kinder mit dem Klassenlehrer "nicht so gut zurechtkommen" haben sie so eine echte Alternative in einem Hauptfach erwies sich eher als:
"Wenn Eltern mit einem Lehrer nicht zurechtkommen..." - durchaus auch ein berechtiger Einwand - wollen wir die Eltern schließlich mit ins Boot holen und gemeinsam zugunsten der Kinder agieren.

Erwiesen hat sich in der Schullrealität aber, dass an vielen Stellen vermeidbare Unruhe entstand und die Kinder nicht mehr, nicht besser, nicht schneller, nicht netter und auch nicht mit einem höheren Wohlfühl- oder Akzeptanzfaktor lernten.

Schule heute ist ja weit mehr als Lernen, es ist miteinander leben, miteinander auskommen, erziehen, helfen, unterstützen und Lebensberatung.
Das alles sind Aspekte, die u.a. dafür sprechen, dass wir den Fachunterricht weitgehend zu reduzieren versuchen.

Aus Sicht der weiterführenden Schulen ist das ein großer Fehler. Wir sind an diesen Stellen, im Bereich der Übergangsteuergruppen, immer wieder im Gespräch und im Austausch, aber das hier und jetzt zu thematisieren würde zu weit führen.

Unser neuer Plan liegt nun also fast fertig auf dem Rechner und uns "ärgern" noch zwei Stunden in einem vierten Schuljahr, die wir nicht optimal besetzt bekommen.
Wir hoffen aber, dem Team schon bald den Plan über den Teambereich unserer Homepage offerieren zu können!
Dort finden dann alle Kollegen ihren eigenen Plan, den Plan ihrer Klasse sowie den Hauptstundenplan als Download.
Der eigene Plan und der Plan der Klasse liegt dann als Worddatei vor, so dass eventuell noch eigene Änderungen eingefügt werden können.
Im Hauptstundenplan ist das nicht möglich.

Es wäre spannend zu erfahren, wie andere Schulen die Stundenplanerstellung händeln bzw. wie das Team eingebunden ist oder vom Stundenplan erfährt.
Wir sind immer auf der Suche nach Optimierungsmöglichkeiten!

Susanne Schäfer 05.06.2016, 09.39| (14/7) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulleitung

Individuelle Förderung von Anfang an

Meine heutige Frühstückslektüre bestand aus dem Persen Band "Individuelle Förderung im Anfangsunterricht" von Ramona Wolff.
Ausgewiesen mit dem Hinweis: "Sonderpädagogische Förderung" und untertitelt mit "Grundlegende Fähigkeiten".
Das hatte mich neugierig gemacht.




Grundlegende Fähigkeiten sind ja für alle Kinder wichtig und darum habe ich mir das Buch genauer angesehen. Genau wie viele Kolleginnen und Kollegen war ich auf der Suche nach nützlichem Material, weniger nach neuen Erkenntnissen und Einsichten.
Ein grundlegendes Problem in der Praxis, das vielen  bekannt sein dürfte.

Doch dann überraschte mich das Buch.
Doch der Reihe nach.
Zunächst geht es in einem Kapitel "Vor der Schule" darum, wie Ergebnisse der Schuleingangsdiagnostik umgesetzt und genutzt werden. Ein Beispielbrief wird vorgestellt und ich stellte fest, dass wir unseren ganz ähnlich aufbauen, dann jedoch auch den Vorteil des bereits beschriebenen Förderscouts haben, der entsprechende Familien und Kinder bis zur Einschulung begleitet.

Im Buch folgen nun Förderschwerpunkte, womit wir wieder bei der Defizitorientierung wären.
ABER das Buch stellt jedem Förderschwerpunkt ein: "Stellen Sie sich vor..." voran und das fand ich nicht nur überraschend, sondern extrem bereichernd.

Kurz und präzise wird an dieser Stelle jeweils erörtert oder mit einem Beispiel untermalt, worin das Problem bestehen könnte.

Ich nehme direkt das erste Beispiel des Buches. Hier geht es darum, dass Kinder nicht zuhören (können) und unter "Stellen Sie sich vor..." wird der Leser in die Situation einer zwar interessanten aber ermüdend aufgezogenen Fortbildungsveranstaltung versetzt, um anschließend unter dem Punkt "Schon gefragt......" in die Selbstreflexion geführt zu werden.

Eine, wie ich finde, absolut ausgezeichnete und sehr hilfreiche Idee, die mich weiterbringt, als Kopiervorlagen das je getan hätten oder könnten.

Nach den Fragen zur Selbstreflexion - womit wir nahe beim gestrigen Beitrag der Selbstveränderung wären - folgen "bewährte Tipps".
Natürlich sind darunter auch altbekannte und bewährte Methoden, Ideen und Hinweise zu finden, aber manchmal ist es hilfreich, sich diese Ideen wieder bewusst zu machen.
Einige weiterführende Ideen kannte ich in der Form noch nicht unbedingt, andere wende ich seit vielen Jahren erfolgreich an.

Das Buch hält auch einige Kopiervorlagen bereit, aber der wahre Schatz besteht darin, dass der Leser aufgefordert wird darüber nachzudenken, was ER als Lehrperson ändern kann, um dem Schüler oder der Schülerin zu helfen.

Insbesondere der Punkt "Elternarbeit" hält Hinweise und Fragestellungen fest, die man sich als Lehrperson nicht oft genug in Erinnerung bringen kann.
Denn wie oft projizieren wir - ungewollt? unbewusst? - Verhaltensweisen oder geben unsere eigene Verantwort ins Elternhaus ab?

Mir hat das Buch sehr gut getan und es wird nicht bei der einen Frühstückslektüre bleiben.

Susanne Schäfer 04.06.2016, 11.38| (10/2) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: QUERgelesen

Bildungsbewegung

"Fortschritt ist nur möglich, wenn man intelligent gegen die Regeln verstößt", so zitiert Matthias Horx in dem folgenden Video Borislav Barlog.
Über den historischen Abriss des Bildungsbegriff über die Kirche bis hin zu den paramilitärischen Zügen unseres Schulsystems leitet Matthias Horx in diesem zehnminütigen Ausschnitt uns hin zu einer Bildungsbewegung der Selbstveränderung, in dem jeder einzelne sich vom Jammern befreien und auf den Weg machen kann, Veränderungen zu leben.

Mir gefällt das oben genannte Zitat ausgesprochen gut.
Es knüpft an, an meine Gedanken zur Gelassenheit und Zeit und verdeutlicht sehr schön, das Dilemma in dem wir zu stecken scheinen.

Wir wissen um die Dinge, die sich verändern müssen, wenn wir gute Schulen auf den Weg bringen möchten, müssen aber offensichtlich "intelligent gegen die Regeln verstoßen", um Veränderungen zu initiieren.

Uns ist klar, dass die in dem Video genannten Metaqualifikationen wie Kreativität, Kritikfähigkeit, Teamfähigkeit und emotionale Intelligenz weitaus wichtiger sind, als das reine Wissen in einzelnen Bereichen und dennoch fällt es vielerorts schwer, sich von den Zwängen durch Richtlinien und Lehrpläne freizuschwimmen.

BildungsBEWEGUNG ist ein schöner Begriff, denn Bildung muss sich dringend BEWEGEN, damit Veränderungen wirksam werden.
Das bedeutet aber auch, dass wir - die wir uns in Bildungslandschaften bewegen - aktiv werden müssen. Herauskommen aus unserer Komfortzone, hinein in die Unbequemlichkeit.

Und dieser Gedanke kann lähmen und uns hineinkatapultieren in das Gefühl der Ohnmacht.
"Was denn noch alles?", mag man sich fragen oder gar "sollen doch die anderen, die Oberen, die Ministerien sich auf den Weg machen!"

Nur nicht ich.
Dabei übersehen wir, dass wir uns längst auf den Weg gemacht haben. Veränderungen brauchen Zeit, aber auch winzig kleine Schritte führen zum Ziel.
Ich hätte gerne mehr von dem Leuchten, das Matthias Horx beschreibt und weniger von dem Abschalten.

Und ich bin mir sicher, dass es unzählig vielen anderen Kolleginnen und Kollegen auch so geht und sich an vielen unterschiedlichen Orten schon Bewegung entwickelt hat und weiterentwickelt.
Und das macht Hoffnung auf mehr!

Und wenn es uns gelingt, die Menschen, die die Regeln entwickeln, denen wir zu unterliegen scheinen, in unsere Schulen zu holen, bewegt sich vielleicht auch dort etwas.
Am Ursprung.
Vielleicht wird Bildungsbewegung dann eine echte Bewegung und bleibt kein plakativer Begriff.

Wir müssen uns verändern, wenn wir etwas verändern wollen und die "das war aber doch schon immer so Kultur" hinter uns lassen.
Der beste Zeitpunkt ist immer JETZT.

Susanne Schäfer 03.06.2016, 14.53| (9/1) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Gedanken

Methodenkoffer

In diesem Jahr haben wir uns einerseits mit kooperativen Lernformen auseinandergesetzt und andererseits in diesem Zuge unseren schulinternen Methodenkoffer evaluiert bzw. stecken wir nach wie vor in diesem Prozess.





Prozesse dieser Art können nur initiert und verfolgt werden, wenn das Team bereit ist, sich aktiv in die Schulentwicklung einzubringen. Das, womit unsere Schule am meisten überzeugen kann, sind die Lehrerinnen und Lehrer, Mitarbeiter und Fachkräfte - unser Team - das aktiv Prozesse anstößt, weiterverfolgt und bereit ist, zu reflektieren, zu evaluieren und sich weiterzuentwickeln.

Es hat mich daher besonders gefreut, dass das Team sich - auf Anregung einer Kollegin - in diesem Schuljahr entschieden hat, die "Methode des Monats" einzuführen und im Rahmen dessen den Methodenkoffer zu evaluieren.

"Methode des Monats" trifft es nicht so ganz exakt, denn wir konferieren nicht zwingend monatlich, aber in Anlehnung an unser "Motto des Monats" passte der Name ganz gut.

Die Ideengeberin erklärte sich netterweise bereit, jeweils eine neue oder auch durchaus bekannte Methode vorzustellen und für die Konferenz und die Hand der Kollegen vorzubereiten, damit wir die Methode anschließend in allen Klassen und Lerngruppen bis zur nächsten Konferenz in unterschiedlichen Lernarrangements ausprobieren können.

Jede Konferenz umfasst nun einen Tagesordnungspunkt "Methode des Monats". Zunächst tauschen wir uns darüber aus, wie die Methode eingesetzt wurde und wie sinnvoll sie in den einzelnen Klassen und Lerngruppen empfunden wurde. Anschließend erfolgt - nach regem Austausch - die Abstimmung darüber, ob die Methode in den Methodenkoffer aufgenommen werden soll und wenn ja, in welcher Form.

Ist das entschieden, wird die nächste Methode vorgestellt.

Das Verfahren hat mehrere Vorteile:

Zum einen muss nicht jeder alles für sich vorbereiten, zum anderen probiert man so auch Methoden aus, denen man aus der Theorie heraus nicht unbedingt nahe steht und erlebt zuweilen Überraschendes.
Der Austausch im Team bringt unterschiedliche Sichtweisen und Möglichkeiten zutage und wir fordern uns selbst heraus, stetig Neues oder Unbekanntes auszuprobieren und im Entwicklungsfluss zu bleiben.

Für uns als Schulleitungsteam hat es den Vorteil, dass ein Konferenzpunkt sehr zuverlässig von einer Kollegin vor- und nachbereitet wird.
Ein großer Service in mehren Bereichen.

Kritisch anzumerken ist, dass die Methode nicht aus der unterrichtlichen Arbeit erwächst, sondern man sozusagen eine Situation entdecken muss, in der die Methode passt.
Das Zeitfenster der jeweiligen Erprobung liegt zwischen vier und sechs Wochen und eigentlich ergibt sich immer eine sinnvolle Gelegenheit,  die Methode umzusetzen.

In Klasse 4, in der ich derzeit unterrichte, kann ich die Methode bereits wunderbar mit den Kindern reflektieren. Sie entwickeln aus einzelnen Methoden eigene, weiterführende Ideen und machen kritische Anmerkungen an Stellen, die mein Lehrerauge übersehen hätte.

Für unsere Schule ist das augenblicklich eine gute Möglichkeit, in methodischer Bewegung und darüber im Austausch zu bleiben.
Das ist durchaus sehr spannend und arbeitsentlastend.

Bleibt abzuwarten, was das Team daraus entwickeln wird.

Susanne Schäfer 02.06.2016, 17.49| (8/0) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Fachliches

Wichtige Ressourcen

Heute habe ich - nach langer Zeit - wieder einmal das empfehlenswerte Buch "Positive Pädagogik" von Olaf-Axel Burow herausgesucht und quergelesen. Mir gefällt - wie an anderer Stelle beschrieben - der wertschätzende Blick auf uns Menschen und insbesondere die Schülerinnen und Schüler. Der Ansatz "sich auf den pädagogischen Auftrag zu besinnen und viele der Zumutungen von außen zurückzuweisen, um sich auf die eigentliche Bestimmung zu konzentrieren" ist das, was im Schulalltag häufig zu kurz kommt.






Wir fühlen uns gehetzt. Es scheint, so meinen wir, dass es an zahlreichen Ressourcen fehlt. Wir hätten gerne schönere und größere Räume, idealerweise lichtdurchflutet und mit einem kleinen Nebenraum versehen, in dem Kleingruppen selbstständig arbeiten können.

Wir wünschen uns mehr Material, besseres Material, differenzierteres Material, weil wir denken, die Kinder dann optimaler fördern zu können.

Und nicht zuletzt, so beklagen wir zu Recht immer und immer wieder, mangelt es an personellen Ressourcen und wir fühlen die Aufgabenlast wachsen und schwer auf unseren Schultern lasten.

Während man die Ressourcenklage an vielen Stellen durchaus nachvollziehen und verstehen kann und muss, das auch kommunizieren sollte und an die richtigen Stellen weiterleiten muss, unterliegen wir - das ist jedoch nur meine persönliche Meinung - in einer Ressourcenfrage einem großen Irrtum.

Es ist die Frage nach der Zeit.

Wir fühlen uns, ich schrieb es eingangs, gehetzt. Uns läuft die Zeit davon, so meinen wir und wir möchten in den vier Jahren Grundschulzeit immer höher, weiter und schneller hinaus mit unseren  Kindern. In der irrigen Annahme, sie würden mehr lernen, sich mehr Wissen aneignen und die eigene Zukunft so besser meistern können.

Neben all den sicherlich mangelnden und fehlenden Ressourcen haben wir eines ganz sicher: ZEIT

Nur, wir nehmen sie uns nicht. Wir nehmen uns sie nicht oft und nicht radikal genug, weil wir meinen, in den Zwängen und Tücken eines Systems gefangen zu sein, das uns antreibt immer schneller immer mehr Wissen zu vermitteln statt Erfahrungen erleben zu lassen.

Damit schließe ich mich an meine Ausführungen von Samstag an bzw. führe sie lediglich fort.

Ausschlaggebend war ein kurzes Gespräch heute in der Schule mit drei Kolleginnen, in dem wir überlegten, warum es in einer Klasse zu ungewöhnlichen vielen Streitigkeiten kommt.
Meiner Ansicht nach liegt das daran, dass diese Kinder in den ersten zwei Schuljahren mehr Zeit gebraucht hätten. Mehr Zeit, um sich kennenzulernen, miteinander ins Gespräch zu kommen, die Gefühle des anderen wahrnehmen zu lernen. Mehr Zeit, sich an Schule zu gewöhnen, neue Regeln zu entwickeln und Streitigkeiten gemeinsam zu klären. Mehr Zeit zum Spielen und Toben und Ausprobieren und Erfahrungen sammeln.

Insbesondere in der Schuleingangsphase braucht es an vielen Stellen viel Zeit - viel mehr Zeit als uns lieb ist, weil wir mit unseren Ideen, Planungen und schlauen Lehrerhandbüchern auf der Strecke bleiben. Der Alltag passt sich nicht unseren Zeitvorstellungen an. Wir fühlen uns gehetzt, weil wir uns nicht von den Kindern und deren Bedürfnissen leiten lassen, sondern lieber Handreichungen fremder Menschen vertrauen, die unsere Lerngruppe nicht kennen und gar nicht einzuschätzen vermögen, was gerade eben bei uns geschieht.

Wären wir so flexibel und würden wir uns von den Kindern mit in die Zeit nehmen lassen, gäbe es diesen Druck auch nicht - oder nicht in dem Maße.

Ich las heute erstmalig im Handbuch des "ABC der Tiere". Das war eine durchaus sehr schmunzelswerte Lektüre und ich behaupte jetzt, lange vor der Einschulung meiner neuen Klasse, dass ich niemals in der Lage sein werde, den angegebenen Zeitplan einzuhalten.
Es bliebe keine Zeit für Gespräche und Flitzepausen. Für Experimente und Abenteuer, für Lernfreude und Klassenrat....
Diese Liste ließe sich beliebig lang fortsetzen.

Ich möchte kein Knecht einer Handreichung sein und werden.
Jedes Kind braucht seine Zeit. Wir brauchen unsere Zeit. Niemand wird in den Klassenraum stürzen und mich geifernd fragen, warum die Kinder nicht schon dieses oder jenes gelernt hätten.
Gut, sieht man davon ab, dass ohnehin "bei den anderen alles besser ist".

Zeit ist ausreichend da, wir müssen nur wagen, sie uns zu nehmen.

Denn nicht nur die Kinder, auch wir brauchen Zeit.

Zeit, uns zu entwickeln.
Zeit, uns zu hinterfragen.
Zeit, uns weiterzuqualifizieren.
Zeit, für vielfältige Interessen.
Zeit, für Freunde.
Zeit, zu leben.

Ich habe einen Vorsatz für das neue Schuljahr:
Ich möchte mir all diese Zeit hemmungslos und ohne Schuldgefühle nehmen.
Und ich möchte das Team unserer Schule mitnehmen und nicht nur Mut machen zur Gelassenheit, sondern Mut, sich der Zeit zu stellen und sich nicht hetzen zu lassen.

Von niemanden.
Schon gar nicht von beschriebenen Papier!

Susanne Schäfer 01.06.2016, 19.24| (17/9) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Gedanken

Vertretungsplan

Würde mich jemals jemand fragen - nicht, als ob das je geschähe - was ich an meinem Beruf am wenigstens gerne mache, würde ich immer auf den Vertretungsplan verweisen.



Grundsätzlich fahre ich ja eher gut gelaunt früh morgens ins Büro. Wohlwissend, dass dort einiges an Schreib- und Büroarbeit auf mich wartet. Jeden Tag hege ich wieder die Hoffnung, ohne einen Vertretungsplan auskommen zu können. In diesem Schuljahr geschah dies bislang an genau zwei Tagen.
Nun ist es nicht so, als wären wir ein durchweg krankes Team.
Fortbildungen und Ausflüge, schulische Veranstaltungen, die andernorts stattfinden und natürlich kleinere und größere Unpässlichkeiten machen es nahezu unerlässlich, morgens als erstes einen Vertretungsplan zu schreiben und zu organisieren.

Unser Team ist sehr gut vernetzt über eine Vielzahl an Medien, so dass der Plan meist recht schnell an alle versandt werden kann.
Immer wieder geschieht es, dass ich gerade einen Plan fertig habe und mich die nächste Hiobsbotschaft ereilt und der Plan aktualisiert werden muss.

Das wird jeder aus dem Schulalltag kennen.
In den letzten Jahren haben wir gemeinsam ein Vertretungskonzept erarbeitet, das immer dann gut funktioniert, wenn nicht zu viele Kolleginnen und Kollegen ausfallen.

Bei der letzten größeren Grippewelle fielen teilweise bis zu sieben Lehrer gleichzeitig aus und dann trägt auch kein noch so gut erarbeitetes Konzept mehr.
Glücklichweise haben diese Situationen Seltenheitswert.

Keinen Unterricht ausfallen zu lassen, wenn etliche Stunden fehlen, ist manchmal sehr schwierig und funktioniert häufig nur über Mehrarbeit und die Bereitschaft der Kollegen, Vertretungsklassen aufzufangen.

Für Eltern ist das häufig nicht sichtbar oder nachvollziehbar.
Aus diesem Grunde haben wir u.a. das Vertretungskonzept auf unserer Homepage transparent gemacht, damit interessierte Eltern sich einen Ein- und Überblick verschaffen können.

In dieser Woche ermöglichen wir aktuell drei Schulklassen den Aufenthalt in Jugendherbergen und sechs Kollegen begleiten sie.
Bedingt durch einen Krankheitsfall im Team wird es auch jetzt wieder personell eng.
Manchmal muss man dann Prioritäten setzen und überlegen, was vorgeht.
In diesem Fall fanden wir die geplanten Klassenfahrten für die drei Klassen elementar wichtig und schränken uns dann eben vor Ort ein.

Viele Eltern können das gut nachvollziehen, andere haben Schwierigkeiten damit, dass aus diesem Grund einmalig der Religionsunterricht entfallen muss.

Der für morgen geschriebene Plan muss direkt wieder modifiziert werden. Das habe ich gerade erfahren....
Auch, wenn es Routine ist, ohne wäre schöner!

Susanne Schäfer 30.05.2016, 20.41| (11/3) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulleitung

Mut zu mehr Gelassenheit





Dieses Video kursiert derzeit nicht nur auf Facebook, sondern auch in in der hiesigen Bildungsbloglandschaft. Ich gestehe, der Name Harald Lesch sagte mir zunächst nichts. Das, was Herr Lesch in  dem Video ausführt, jedoch um so mehr.

Unser Bildungssystem ist durchzogen von Widersprüchlichkeiten, die Lehrer, Schüler und Eltern belasten.
Zum einen sollen wir jedes Kind dort abholen, wo es gerade steht. Individuelle Förderung wird überall eingefordert, nur um in Klasse 3 dann alle Kinder über exakt identische VERA Aufgaben brüten zu lassen.
Die Lehrpläne geben Kompetenzen vor, die Ende des zweiten und Ende des vierten Jahrgangs erreicht werden sollen, ohne genau das zu berücksichtigen, was wir als Lehrer im Alltag jedoch stets berücksichtigen  müssen: Stand und Lernfähigkeit unserer Kinder.

Es gibt  einen netten Spruch:

"Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht!"

Wir nehmen das Recht auf Inklusion ernst, nicht aber das Recht der Kinder auf eine adäquate Ausbildung. Man stelle sich vor, man ginge mit einem Schnupfen zum Gynäkologen oder mit einem gebrochenen Arm zu Zahnarzt.
Obwohl es eigens ausgebildete Lehrkäfte für bestimmte Förderschwerpunkte gibt, traut man uns Lehrern zu, jedes Kind entsprechend fördern zu können.
Positiv betrachtet ist das ein immenser Vertrauensvorschuss.

Man traut uns - die wir nicht als Sonderpädagogen ausgebildet sind - zu, die Arbeit eines entsprechend ausgebildeten Kollegen ad hoc zu übernehmen und qualitativ gleichwertig auszuführen.
Und das ist es, was Kollegen belastet, was sie unter Druck setzt, was das Gefühl entstehen lässt, das hier in einem Kommentar so passend beschrieben wurde:

"Leider habe ich immer wieder das Gefühl, dass die Decke, nach der ich greife, an allen Enden zu kurz ist."

In unserem Team ist das immer wieder ein wichtiges Thema:
Was können wir mit unseren vorhandenen Ressourcen leisten und an welchen Stellen müssen wir mehr Gelassenheit entwickeln.

Ich plädiere für eine gesunde Gelassenheit, die zu einer gesundheitserhaltenden Gelassenheit wird!

Wir können nicht mehr als arbeiten und jeden Tag aufs Neue unser Bestes geben. Und zwar in dem vorgegebenen Rahmen, in den Räumen, die uns zur Verfügung stehen, mit den Materialien, die wir vom Schuletat anschaffen können, mit der personellen Situation, auf die wir - meiner Meinung nach deutlich zu geringen - Einfluss haben und mit den Möglichkeiten, die wir haben.

Wir können uns fachlich weiterbilden, fortbilden, Methoden und Lernansätze modifizieren, individuell fördern und vor allem auch fordern und dennoch wird immer irgendwie das Gefühl bestehen bleiben, nicht genug getan zu haben, nicht genug bewirkt zu haben, nicht jedem Kind gerecht worden zu sein.

Wenn wir bei den Kindern stärkenorientiert arbeiten, sollten wir bei uns anfangen.
Ich kann an dieser Stelle nicht für alle, aber für "meine Schule" sprechen. Für ein Team, das jeden Tag neu sein Bestmöglichstes gibt.

Die rechtlichen Vorgaben, eine Qualitätsanalyse, die Wünsche und Vorstellungen der Eltern und der uns eigene Anspruch, setzen uns unter Druck, weil wir zulassen, uns unter Druck setzen zu lassen.
Jedes Kind ist anders. Und nicht jedes Kind erwirbt im Laufe seiner Grundschulzeit vielleicht all die erwarteten Kompetenzen aus dem Lehrplan.
Vielleicht ist es gerade aus einem Kriegsgebiet geflohen und hat ganz andere Sorgen, als unseren Lehrplan zu erfüllen? Vielleicht kommt es aus einem konfliktbehafteten, privaten Umfeld, vielleicht lernt es anders, vielleicht lernt es langsamer, vielleicht.....

Ich wünsche mir für uns Kollegen, dass wir nicht länger zulassen, diesen Druck zu empfinden. Ich wünsche mir eine gesunde Gelassenheit bei gleichbleibenden Einsatz. Sprich: Eine Gelassenheit im Hinblick darauf, was wir erreichen können ohne frustiert und ausgelagt, geschunden und resigniert auf der Strecke zu bleiben.
Es wäre doch schön, wenn jeder Kollege sähe, was er alles bewirkt und bewirkt hat und bewirken wird und nicht ausschließlich darauf schaut, was eventuell nicht funktioniert hat!

Das Lehrerzimmer bräuchte auch eine "Das kann ich schon"- Wand. Wir müssen lernen, auf das zu blicken, was uns gut gelingt und ohne Scheu und Scham stolz darauf sein.

In unserem Lehrerzimmer steht ein "Sonnenschein-Buch". Hier tragen wir all die herzöffnenden Glücksmomente ein, die Schule für uns bereithält, damit wir nicht nur jammernd und leidend zusammensitzen. In arg stressigen Zeiten werden die Einträge weniger, aber wenn ich das Buch durchblättere, weiß ich, warum ich Lehrerin geworden bin.


Um auf das oben verlinkte Video zurückzukommen:
Unsere Kinder müssen Erfahrungen machen (dürfen) und sammeln können.
DAS müssen Eltern, aber auch Schule ermöglichen.

Und sie müssen Kind sein dürfen.

Warum soll das Flüchtlingskind also nicht erstmal "nur spielen" und bei uns ankommen? Wer sagt, es muss sofort täglich zehn neue Wörter lernen und darf nicht erstmal die Flucht verarbeiten?
Niemand.

Unsere eigenen Ansprüche sind es, die uns manchmal zusetzen.
Und daran können wir arbeiten. Vielleicht können wir die Rahmenbedingungen nicht alle optimieren, aber wir können unser Kopf und unser Lehrerherz gelassener werden lassen!

Es wird unseren Kindern zugute kommen!

Susanne Schäfer 28.05.2016, 18.25| (27/15) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Gedanken

Das Inklusionsgeschäft




Etwas irritiert nahm ich auf der diesjährigen Didacta wahr, wie Schulbuchverlage die Inklusion vermarkten und zu einem - sicherlich guten - Geschäft machen.
Materialien, die es seit Jahren gibt, werden nun mit markigen Aufklebern versehen und sind "inklusionsgeeignet", was immer das genau bedeuten soll.
Inklusion ist zu einem mächtigen Wort geworden in der Bildungslandschaft. Inklusion wird heiß diskutiert, bringt uns hier und dort an unsere Grenzen und wir sind auf der Suche nach Allheilmitteln, die uns - nicht zwingend den Kindern - die Inklusion erleichtern.

Geht der Griff dann in der Tat eher zu Materialien, die mit einem solchen  Aufkleber versehen sind?
Ich geriet in eine Diskussion mit einer Verkäuferin - wobei angemerkt sei, dass die Arme nichts für die Verkaufsstrategien des Verlages kann - und merkte, dass kein fundiertes Wissen über die Inklusionspraxis bestand.

Ich wurde darauf hingewiesen, dass kompetente Fachkräfte sämtliches Material des Verlages auf Inklusionsfähigkeit überprüft hätten und nur die Materialien einen Aufkleber erhalten hätten, die wirklich inklusionsgeeignet seien.

Einerseits war dieses Gespräch durchaus schmunzelnswert, andererseits machte es mich schon auch ein wenig sprachlos, weil Inklusion zu einem bloßen Geschäft degradiert wird und die Hilflosigkeit der Kollegen so relativ schamlos ausgenutzt wird.

Jedes Material ist inklusionsgeeignet, denn es wird immer Kinder geben, die mit genau diesem Material arbeiten und lernen können.
 
Wenn wir anfangen, innerhalb der Inklusion zu separieren, sind wir außerhalb der Inklusion gelandet. Also machen solche Aufkleber meines Erachtens wenig Sinn und zeigen eigentlich nur auf, wie hilflos wir mit der neuen Situation umgehen.

Meiner persönlichen Meinung nach gibt es keine pauschalen Inklusionskinder. Es gibt Kinder mit unterschiedlichen Förderbedarfen in unterschiedlicher Ausprägung und wie bereits seit vielen Jahren, bleibt es einfach weiterhin unsere Aufgabe, als Lehrer zu schauen, welches Material für welches Kind wann genau sinnvoll ist.
Ein Aufkleber ändert da gar nichts, außer möglicherweise tatsächlich das Kaufverhallten von uns Lehrern - was ich nicht hoffe!

Die Schulbuchverlage, jedenfalls einige, wittern eine neue Marktlücke. Auch online wird Material verstärkt mit Inklusionsfähigkeit beworben. Dabei benötigen doch alle Kinder unterschiedliche Lernarragements, unabhägig vom attestierten oder nicht attestierten Förderbedarf.

Mich erinnerten die Aufkleber an ein ebenso irritierendes Erlebnis auf einer Inklusionsfortbildung. Dort wurde mit einem "Markt der Möglichkeiten" geworben, der uns Lehrer bei der Inklusion helfen sollte.
Natürlich war das die bevorzugte Anlaufstelle aller Fortbildungsteilnehmer.

Dass dort lediglich "Lies-Mal-Hefte" auslagen, "Lük Kästen" und weitere altbekannte Materialien und Bücher war sehr ernüchternd.
Das deutlich anzusprechen jedoch ein großer Fehler meinerseits.

Wenn wir uns einfach nur klarmachen würden, das jedes Kind anders lernt und jedes Kind in seinem eigenen Tempo lernt, wären wir ein großes Stück weiter und bräuchten keine offenbar wegweisenden Aufkleber.

Den Unterrichtsalltag verändern wir nicht mit solchen Kopiervorlagen, sondern nur durch unsere Einstellung.
Inklusion fängt in unserem Kopf an. Nirgendwo sonst!

Susanne Schäfer 27.05.2016, 04.43| (23/14) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Gedanken

Erste Vorbereitungen

Da die Sommerferien dem Schulumzug vorbehalten sein werden, nutze ich die Zeit jetzt, um erste Vorbereitungen für die neue Klasse zu treffen.





Die zukünftigen Erstklässler unserer Schule erhalten in den Sommerferien einen Brief ihrer Klassenlehrerin und einen großen Button. Der Button kann am Einschulungstag sichtbar an die Kleidung oder den Tornister geheftet werden, so dass schon bei der Einschulungsfeier ersichtlich ist, wer in welche Klasse gehört.

Da die Aufregung an einem solchen Tag recht groß ist, erleichtert der Button das zurechtfinden und es entsteht zudem ein erstes Gemeinschaftsgefühl.
Brief und Button liegen bereit und können kurz vor den Sommerferien in die Post gegeben werden.

Der erste Elternabend naht in Kürze. Dort wird u.a. das benötigte Material vorgestellt und die Materialliste ausgeteilt. Es hat sich an unserer Schule sehr bewährt, die Materialien am Elternabend einmal vorliegen zu haben und zeigen zu können. Wir schaffen von der Schule aus jeweils einen Materialsatz pro Klasse an, allerdings lassen wir das Sportzeug außen vor, und legen das Material am Elternabend zur Veranschaulichung aus.
Dieser Materialsatz dient dem Klassenlehrer später als Fundus für jene Kinder, die als Flüchtlinge zu uns kommen und nicht ausgestattet sind.

Mein Geschenk an die zukünftigen Kinder am ersten Schultag ist immer eine Postmappe. Eine durchsichtige Mappe mit Klettverschluss, in die ein erster Elternbrief kommt und einige bunte Papierstreifen.
Am zweiten Schultag beginnen wir ein Tagebuch zu führen und dort hinein kleben wir die bunten Papierstreifen mit guten Wünschen für den Schulanfang.
Für die Kinder, die keine Streifen dabei haben sollten, bereite ich einige bunte Streifen vor, so dass jedes Kind das Tagebuch mit netten Wünschen beginnen kann.

Diese organisatorischen Vorbereitungen gehen im Laufe der Dienstjahre immer schneller und leichter von der Hand. Man hat Erfahrungen aus den Vorjahren sammeln können und weiß, was sich bewährt hat und was modifiziert werden muss.
Obwohl ich zum sechsten Mal ein erstes Schuljahr einschule, bleibt es jedes Mal spannend und aufregend.
Einige Elemente ziehen sich wie ein roter Faden durch die Jahre, andere werden ausgetauscht und jedesmal gibt es neue Erkenntnisse, neue Bedürfnisse, neue Rahmenbedigungen und somit einen ganz neuen Zauber.

Neben diesen Vorbereitungen erstelle ich bereits einiges an Material. Mein Material werde ich nach wie vor im Zaubereinmaleins einstellen und hier in diesem Blog wird es lediglich um Intention und Einsatz gehen.

Nicht nur im Zuge der Inklusion muss der zukünftige Klassenraum eine Vielzahl von unterschiedlichen und anregenden Lernarrangements anbieten, so dass jedes Kind bereits von Beginn an individuell gefordert wird.
Ich habe bewusst "gefordert" geschrieben, da ich - wie ich an anderer Stelle bereits schrieb - es für elementar wichtig halte, stärkenorientiert zu arbeiten.

Um mich wieder ein wenig in die Entwicklungspsychologie einzulesen, nutze ich meine Sofazeit dazu einige entsprechende Bücher querzulesen. Ich werde sicher noch einmal darauf zurückkommen.

Eine neue erste Klasse zu übernehmen hat immer diesen ganz besonderen Zauber, weil man einige Jahre erfahrener geworden ist, viel dazugelernt hat, Schule, Unterricht und Rahmenbedigungen sich verändert haben und man einfach jedes Mal ganz neu starten kann.

Das ist ein großes Glück und ein immens wertvoller Schatz!

Susanne Schäfer 26.05.2016, 12.42| (15/7) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: vor der Einschulung

Das kann ich schon!

Vorgestern Abend durfte ich mit der Leiterin eines hiesigen Familienzentrums den Informationsabend für die Eltern der Vierjährigen gestalten.
Dieser Informationsabend ist laut Schulgesetz NRW (§ 36) so vorgesehen und wird in unserer Stadt von wechselnden Einrichtungsleitern gestaltet.

Vor fünf Jahren durfte ich erstmalig mitgestalten, in den Folgejahren gestalteten andere Schulleitungen mit Kollegen der Kindertageseinrichtungen diesen Abend.
Während ich vor fünf Jahren, noch recht neu in meiner Funktion als Schulleitung, auf klassiche Präsentationsmethoden setzte, entschieden wir uns in diesem Jahr dafür, die Eltern aktiv mit in den Abend einzubeziehen und ließen Beamer und Power Point komplett außen vor.

Nach einer Einführung durch die Kollegin des Familienzentrums baten wir die anwesenden Eltern darum, doch einmal auf Sonnenstrahlen zu notieren, was ihre Kinder bereits alles gelernt haben und können.
Es war uns ein Anliegen stärkenbasiert zu arbeiten, obwohl wir ein wenig bange waren, ob die Eltern sich überhaupt motivieren lassen würden, mitzugestalten.

Das Ergebnis übertraf all unsere Erwartungen:







Die Eltern schrieben - voller Stolz und das zu Recht  - sehr viele Lernerfolge ihrer Kinder auf. Eine gute Grundlage, um anschließend überzugehen zu dem Thema Grundschule und Basiskompetenzen.

Wir fragten die Eltern danach, was sie glaubten, was wichtig sei für eine geglückte Einschulung und einen guten Schulstart ihrer Kinder und auch hierbei kam  eine unglaublich umfassende Sammlung heraus, die ich als Einstieg nutzte.

Der Abend gestaltete sich somit mehr im Dialog als im Monolog und die zahlreichen Fragen der Eltern zeugten von großem Interesse.
Auffällig war, dass viele noch das klassische Schulbild von früher vor Augen hatten. Alle lernen im Gleichschritt dasselbe.

Es ist schwierig, Eltern zu vermitteln, das Unterricht heute ganz anders ist und nicht nur im Zuge der Inklusion anders gestaltet werden muss.

Ein spannendes und weites Feld, das hier sicher noch einmal an anderer Stelle aufgegriffen wird.

Am Ende des Abends hatten wir den Eindruck, dass die Eltern die Veranstaltung durchaus lohnenswert fanden.

Mir hat es noch einmal bewusst gemacht, wie wichtig es ist, wertzuschätzen was die Kinder alles schon an Lernvoraussetzungen mit in die Schule bringen.
Jedes Kind kann ganz viel, wenn es eingeschult wird, nur eben nicht alle dasselbe.

Schule ist häufig noch zu sehr geprägt von der Defizitorientierung. Da wir individuell fördern sollen, müssen und wollen, blicken wir natürlich zuerst auf das, was gefördert werden muss.
Meiner Ansicht nach ist das nicht unbedingt der richtige Ansatz. Ausgehend von den Stärken der Kinder lassen sich diese sicherlich weitaus besser motivieren und vor allem stärken wir so ihr Urvertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten.

Der Abend hat mich insofern gedanklich noch einmal weiter gebracht und ich werde in der neuen Klasse mit einer "Das kann ich schon!" - Wand arbeiten, an der wir über das Schuljahr hinweg und zwar von Anfang an dokumentieren, was jedes einzelne Kind schon kann, gelernt hat und welche Stärken es hat.


Der Abend hat übrigens auch gezeigt, das weniger oft mehr ist. Während ich mich vor fünf Jahren gedanklich noch in vielen Stunden auf einen solchen Informationsabend vorbereitet habe, belief sich die Vorbereitung in diesem Jahr auf nicht mehr als 30 Minuten. Es fand eine kurze Absprache mit der Kollegin des Familienzentrums statt. Wir waren uns sehr schnell einig. Ich schnitt einige Sonnenstrahlen aus, sorgte für Schreibmittel und Pinnnadeln und alles andere ließen wir spontan geschehen und sozusagen aus uns heraussprudeln.

Die Eltern leiteten uns durch ihre aktive Mitarbeit durch diesen Abend. Nun muss jedoch noch überlegt werden, wie in den kommenden Jahren mehr Eltern mit Migrationshintergrund erreicht werden können.
Das ist das Schöne an Schule: Nichts bleibt wie es ist, Leben ist stete Weiterentwicklung.

Ein ewig spannender Prozess.

Susanne Schäfer 26.05.2016, 09.26| (22/9) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: vor der Einschulung

Zeitmanagement

Die Wochen bis zu den Sommerferien sind überschaubar. Mit der kommenden Woche sind es genau sechs Wochen und dann steht für unsere Schule der lang herbeigesehnte Schulumzug an und wir dürfen in ein schönes, viel größeres Schulgebäude ziehen.





Bis dahin gibt es noch einiges zu erledigen und Zeitmangement ist diesbezüglich immer ein großes Thema.
Ich versuche, in organisatorische Bereiche zu gliedern und zu unterscheiden.
Momentan wären das beruflich die Bereiche:

gesamte Schule
Schulleitung
Klasse 4
neues erstes Schuljahr

Wobei die Bereiche sich häufig überschneiden.

Privat erfordert auch das Familienleben mit zwei heranwachsenden Töchtern einiges an Organisation.
Beides zu vereinbaren ist manchmal - das wird jede berufstätige Mutter wissen - ein Balanceakt.

Um einen Überblick über die anstehenden Aufgaben zu behalten, sammle ich in einem schlichten Kalender alles an Aufgaben und Terminen, was in nächster Zeit anliegt.
Momentan wären dies:

gesamte Schule

- Planung eines Ausflugs mit allen Klassen zur Freilichtbühne Coesfeld am vorletzten Schultag
- Bundesjugendspiele
- Fußballstadtmeisterschaften und Trainingseinheiten
- Kinderkonferenz
- Abschlussgottesdienst
- Zeugnisse
- Zeugniskonferenz
- Elterndankeschöncafé
- Umzugsorganisation
- konzeptionelle Änderungen aufgrund des Umzugs
- geplanter Offener Unterrichtsbeginn zum neuen Schuljahr
- Einweihung der neuen Schule
- Klassenfahrt Jahrgang 3
- Evaluation schulinternes Logbuch
- Auftritt der Jekits Kinder bei der Einblick Bildungsbörse


Schulleitung


- Informationsabend Eltern Vierjähriger
- Schulträgersitzung
- Schulleiterdienstbesprechung
- wöchentlicher Jour fixe Ganztag
- Konferenzvorbereitung
- Elterngespräche
- Organisation Eignungspraktikant
- dienstliche Beurteilungen
- AO-SF Gespräche
- Teamcoaching
- Planung der Einschulungsfeier
- neuer Stundenplan für das kommende Schuljahr
- Halbsjahres- und Jahresplanung 2016/2017
- Auswahlgespräche LEO
- Teamsitzungen Schulpflegschaft
- Abschied von Kolleginnen
- erster Elternabend zukünftige Erstklässler
- Jubiläumsfeierlichkeiten Nachbarschule
- Vertretungspläne
- Schulbuchbestellung
- Kooperation Förderscout
- Zeugnisse lesen, unterschreiben
- BUT Anträge
- Stundenplanabsprache Musikschule (Jekits)
- Abschlussgottesdienst (Schlusswort)
- Willkommensheft für die neuen Eltern anfertigen/modifizieren
- Vorbereitung Schulkonferenz
- Vera Konsequenzen mit Kollegen besprechen


Klasse 4

- Abschlussfest mit Übernachtung im Heu
- Abschlusskisten gestalten
- Unterricht
- Ausflug planen und organisieren
- Abschlussgottesdienst
- Klasse ausräumen
- Klassenraum umzugsfertig machen
- Elternbriefe schreiben
- Kinderbriefe schreiben
- Zeugnisse schreiben


neue erste Klasse

- ersten Elternabend planen
- Klassenraum nach Umzug einrichten
- mit Lehrwerken vertraut machen
- Ferienbrief an Kinder schreiben und mit Button versenden
- Halbjahres- und Jahresplanung verschriftlichen
- Material zusammenstellen
- Namensschilder anfertigen
- Postmappe der Kinder zusammenstellen
- 1. Schultag planen
- Absprachen mit den Parallelkolleginnen treffen
- Logbuch für die Kinder anfertigen
- Materialliste
- Material zum Vorstellen am Elternabend besorgen
- helfende Hände vorbereiten
- Stundenplan
- und weitere Kleinigkeiten

Im Tagesverlauf sieht das so aus, dass ich möglichst früh in die Schule fahre, da ich ein Morgenmensch bin. Außerdem genieße ich die absolute Ruhe in der Schule, wenn ich um viertel vor sechs ins Büro komme und kann dann ungestört viele Schulleitungsaufgaben abarbeiten und erledigen.
Das Telefon klingelt im der Regel noch nicht - es sei denn, es kommen Krankmeldungen herein - und man schafft in der Zeit bis kurz nach sieben (dann kommen die ersten Kolleginnen) sehr viel.
Der Vertretungsplan wird als erstes erstellt.
In diesem Schuljahr hatten wir zwei einsame Tage lang in der Tat keinen Vertretungsplan, ansonsten liegt immer etwas an.

Anschließend kümmere ich mich um die Post und die Mails und wenn die Kollegen eintrudeln klären wir alles, was aktuell Klärungsbedarf hat und genießen kleine durchaus private Plaudereien.

Vor dem Unterricht finden dann kurz Absprachen mit der Schulsekretärin statt und anschließend folgt der Unterricht.
Nach dem Unterricht erfolgt dann alles an Planung, was wir als Schulleitungsteam gemeinsam besprechen und erledigen können.
Jetzt finden auch Gespräche mit Kooperationspartnern, Eltern und Kollegen statt, die terminiert wurden.
Die unterminierten Gespräche schieben wir ein - wer kennt das nicht.

Am Nachmittag liegen Konferenzen, Sprechtage, Schulleiterdienstbesprechungen und abends sind dann hin und wieder Infoabende oder auch mal ein Schulleiterstammtisch.

Viele der aufgelisteten Arbeiten sind mittlerweile Routineaufgaben geworden und erfordern nicht mehr so viel Aufwand wie zu Beginn meiner Tätigkeit.

Das, was uns in  nächster Zeit umtreiben wird ist der Schulumzug. Mit einer ganzen Schule umzuziehen ist eine logistische Herausforderung. Da wir uns alle aber riesig auf das neue Gebäude und die damit verbundenen neuen Möglichkeiten freuen, nehmen wir diese Herausforderung gerne an und sind gespannt darauf, wie wir als Umzugsteam miteinander kooperieren werden!

Susanne Schäfer 24.05.2016, 12.46| (11/3) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulleitung

Schnuppertag - die Praxis



Der Aufbau in der Turnhalle erfolgte heute morgen um acht Uhr. Die 15 Stationen waren schnell aufgebaut und mit Illustrationen und Stationskarten versehen. Das Material für den Schnuppertag lagert eingekistet in unserem Medienraum und ist jederzeit griffbereit. Die Heftchen für die Schulneulinge hatte ich am Wochenende ausgedruckt und gebunden. Eine Kollegin kümmerte sich um Trinkpäckchen und eine kleine Süßigkeit für alle Kinder lag auch bereit.

Den Raum für das Elterncafé hatte ich gestern vorbereitet, die Einladungen zum 1. Elternsprechtag waren eingetütet.
Die Kinder und Eltern konnten kommen.

Da ich die 1a übernehmen werde, war meine Gruppe heute morgen um 8.00 Uhr als erstes an der Reihe.
Lediglich zwei Kinder kamen nicht, alle übrigen waren da und wurden von meinen Viertklässlern wunderbar einfühlsam und mit hoher Motivation empfangen und betreut.

Nach dem Umziehen setzten wir uns zunächst alle in den Sitzkreis, begrüßten uns und natürlich Konstantin und ohne großartige Erklärungen ging es nun direkt an die 15 Stationen.
Da die Großen die Kleinen betreuten, hatte ich eine Stunde lang Zeit, die Kinder zu beobachten und das war ganz wunderbar.

Ich versuchte, mit jedem neuen Kind kurz zu sprechen, es zu bestärken und zu loben und genoss die ruhige Stimmung und freundliche Athmosphäre.
Ich verzichte grundsätzlich darauf, in dieser Situation Notizen zu machen, da die Kinder einfach unbeschwert eine Spielsituation in der für sie neuen Schule und Lerngruppe erleben sollen und es um das Kennenlernen und nicht um eine irgendwie geartete Diagnostik geht.

Man sieht viel mehr, wenn man nicht bemüht ist, alles in Worten zu verschriftlichen, einzugrenzen, abzuchecken und zu katalogisieren.

Die Stunde verging wie im Flug und mein Eindruck war, dass alle Kinder Spaß hatten, sich wohl fühlten und sich angenommen fühlten.
Anschließend brachte ich die Kinder zu den Eltern zurück, die während der Stunde in einem Elterncafé betreut wurden, Fragen stellen konnten und erfuhren, dass ich die Klassenlehrerin ihrer Kinder sein werde.

Die nächsten drei Lerngruppen schlossen sich nach und nach an und ich stand - gemeinsam mit unserer Konrektorin - den anderen Klassen im Elterncafé als Ansprechpartnerin zur Verfügung.
Manchmal gab es organisatorische Fragen, kleine Probleme konnten geklärt werden und hin und wieder fanden auch schon Diskussionen rund um den doch sehr individualisierten Unterricht statt.

Fazit aller beteiligten Kolleginnen war, dass der Vormittag wunderbar gelaufen ist, wir ganz viel Lust auf die neuen Klassen bekommen haben und mit großer Spannung dem Sommer entgegen sehen.

Das Zusammenspiel der erfahrenen Grundschulkinder mit den zukünftigen Erstklässlern ist immer wieder ein Herzensöffner.

Wir hoffen nun, dass Kinder und Eltern genauso zufrieden und motiviert aus dem Vormittag gegangen sind wie wir!

Susanne Schäfer 23.05.2016, 17.22| (11/3) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Übergang

Schnuppertag - die Theorie

Bereits 2011 haben wir uns Gedanken darüber gemacht, wie der Übergang für die zukünftigen Schulkinder optimalerweise gestaltet werden sollte. Gemeinsam erstellten wir das Konzept eines "Schnuppertags" an unserer Schule.





Bereits zum fünften Mal führen wir diesen nun morgen durch und es bleibt jedes Jahr spannend und aufregend.
Intention war und ist, den organisatorischen Aufwand so gering wie möglich zu halten, Eltern, Kinder und - sofern möglich - die zukünftige Klassenlehrkraft mit einzubeziehen und die Kinder bereits erstmalig in den zukünftigen Klassenverbänden zu erleben.

Leitfigur ist, wie auch bei unserer Schuleingangsdiagnostik, der kleine Drache Konstantin.
Gemeinsam mit den Viertklässlern als Paten dürfen die Schulneulinge morgen in der Turnhalle viele unterschiedliche Stationen bespielen und erleben und erhalten dafür einen kleinen Schulkindpass.

Zeitgleich lernen sich die Eltern in einem Elterncafé näher kennen und erhalten weitere Informationen.
So wird die Einladung zum ersten Elternabend verteilt und ein kleiner Flyer mit einer Übersicht über den Einschulungstag.

Wir erläutern den Eltern, was gerade in der Turnhalle geschieht und offene Fragen können geklärt werden.

Im Elterncafé begleiten wir in der Regel als Schulleitung die Eltern. Da ich morgen aber auch meine zukünftige Klasse in der Turnhalle begleiten möchte - und zwar ganz unbedingt - wird das erste Elterncafé von unserer Konrektorin und dem Förderscout begleitet.

Die anderen drei Klassen begleitet der Förderscout in die Turnhalle, so dass wir als Schulleitungsteam im Elterncafé anwesend sein können.

Es ist jedes Jahr interessant, die Viertklässler in ihrer Rolle als Paten zu erleben. Bislang haben uns viele Kinder durch ihre große Empathie überraschen können.
Für die Lehrkräfte bleibt viel Zeit, die Kinder zu beobachten und im ersten Miteiander agieren zu sehen.

Anders als in den Vorjahren schulen wir in diesem Jahr eine Klasse mehr ein, so dass wir das Zeitfenster pro Klasse auf 60 Minuten kürzen mussten.
90 Minuten sind wesentlich angebrachter, aber das ist lediglich bei drei Einschulungsklassen organisatorisch machbar.

Wir werden sehen, an welchen Stellen wir die Zeit einsparen können.

Im kommenden Jahr können wir sicherlich wieder auf die 90 Minuten zurückgreifen.

Ich freue mich schon sehr auf die neue Klasse. Die letzten Wochen vor den Sommerferien sind bei der "Abgabe" eines vierten Schuljahres immer sehr ambivalent geprägt.
Zum einen möchte man die 4. Klasse gut und solide zuende führen. Zum anderen beginnen die Vorbereitungen für die neue Klasse und die Vorfreude steigt.

Welche Überraschungen der morgige Schnuppertag für uns bereithält wissen wir noch nicht - ich gehe aber davon aus: nur positive!

Susanne Schäfer 22.05.2016, 08.53| (10/3) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Übergang

Klassenbildung

Vor zwei Wochen nahmen wir uns als Schulleitung einen Nachmittag Zeit, um die neuen ersten Klassen zu bilden. In diesem Jahr dürfen wir an unserer Schule - ausnahmsweise - vier Eingangsklassen bilden, was uns sehr freut.






Die drei abgebenden Viertklasslehrerinnen, unter anderem  eben ich, werden ein erstes Schuljahr übernehmen und für das vierte erste Schuljahr läuft derzeit eine Stellenausschreibung über das Portal LEO NRW.

Da wir am kommenden Montag unseren Schnuppertag durchführen, bei dem die Kinder erstmals im neuen Klassenverband zusammenkommen, war es wichtig, die Klassen rechtzeitig zur Einladungsfrist zu bilden.

In den letzten Jahren hat es sich bei uns bewährt, die Kinder zunächst nach "Mädchen" und "Jungen" und innerhalb dieser beiden Gruppen noch nach "mit Migrationshintergrund" und "ohne Migrationshintergrund" zu sortieren.

Weitere Kriterien sind die ermittelten Förderschwerpunkte, Religionszugehörigkeit, besuchter Kindergarten, Sprachfähigkeit, das Einschulungsalter, individuelle Betreuungssituationen sowie die angegebenen Wünsche der Eltern bzw. Kinder.

Die Förderschwerpunkte wurden bereits im November in einer ersten Eingangsdiagnostik ermittelt. In Kleingruppen kommen die Kinder hierbei zusammen und helfen "Konstantin" durch den Zauberwald zu kommen.
Die Diagnostik wird grundsätzlich von uns als Schulleitung durchgeführt, da wir alle zu uns kommenden Kinder und deren Eltern kennenlernen möchten.
Mit dabei ist, sofern stundenplantechnisch möglich, unsere sonderpädagogische Fachkraft, sowie unser "Förderscout", ein Luxus, auf den wir sehr stolz sind und den wir sehr zu schätzen wissen.
Aufgabe des Förderscout ist es, die Familien der Kinder ab November zu begleiten, bei denen wir Förderbedarfe festgestellt haben.
Die Zeit bis zur Einschulung kann so, sofern die Eltern kooperieren, sehr gut für Fördermöglichkeiten genutzt werden. Sei es Logopädie, Ergotherapie oder eine Betreuung durch die schulpsychologische Beratungsstelle.
Einige Kinder kommen auch regelmäßig in unsere wöchtentlich stattfindende Vorschulgruppe in unsere Schule.

Das Bestreben aller Beteiligten ist es, den Übergang in die Grundschule für jedes Kind so "angenehm" wie möglich zu gestalten.

Bei der Religionszugehörigkeit, der Sprachfähigkeit, dem Alter und dem Geschlecht achten wir bei der Klassenbildung auf eine möglichst ausgewogene Mischung in den einzelnen Klassen.

Bei der Anmeldung dürfen die Eltern bzw. das Kind einen Wunsch angeben. Lehrerwünsche nehmen wir grundsätzlich nicht entgegen, da zum einen die personelle Situation für das neue Schuljahr im November noch nicht geklärt ist, wir andererseits aber auch keine "Lieblingslehrer" an unserer Schule herausstellen möchten.

Jedes Kind darf, sofern es möchte, sich einen Freund oder eine Freundin in die Klasse wünschen und sollte das entsprechend gewünschte Kind sich im Gegenzug denselben Freund, dieselbe Freundin gewünscht haben, erfüllen wir die Wünsche gerne, es sei denn pädagogische Gründe sprechen dagegen.

In den Vorjahren haben wir rasch gelernt, dass die Einschränkung "sich gegenseitig wünschen" notwendig wurde, da einige Eltern sich über A wünscht B und B wünscht C  und C wünscht D sozusagen eine ganze Kindergartengruppe in einer Klasse gewünscht haben. Dies hat sich als sehr ungünstig für die Klassenkonstellationen erwiesen.

Eine zusätzliche Herausforderung ist es, die Flüchtlingskinder ohne Deutschkenntnisse so auf die Klassen zu verteilen, dass ausreichend Dolmetscherkinder zur Verfügung stehen, ohne dass sich innerhalb der Klassen eigene kulturelle Gruppen bilden, die sich ausschließlich in ihrer Muttersprache unterhalten.
Derzeit integrieren wir an die 30 Flüchtlingskinder in unseren Klassen, wobei sich die Zahl durch die permantenen Abschiebungen und Zuzüge täglich ändert.

Für den neuen ersten Jahrgang erwarten wir noch viele Zuzüge weiterer Flüchtlingskinder in den kommenden Wochen.
Wir haben ausschließlich positive Erfahrungen  mit der Integration der Kinder ohne Deutschkenntnisse gemacht und uns sehr bewusst gegen eine Vorbereitungsklasse entschieden.

Dies geschah, nachdem ich für einige Wochen in eine solche Vorbereitungsklasse abgeordnet war und selbst Erfahrungen sammeln konnte.

Beim "Schnuppertag", den ich noch erläutern werde, erleben wir die Kinder und die Kinder sich selbst erstmalig im neuen Klassenverband. Wir behalten uns vor, eventuell noch Änderungen an der Einteilung vorzunehmen, sofern sich ergibt, dass zwei Kinder besser nicht in dieselbe Lerngruppe sollten.
In den letzten Jahren kam das jedoch nicht ein einziges Mal vor.

Eltern jedoch kamen in jedem Jahr, um nachzufragen, ob das Kind noch die Lerngruppe tauschen kann.
In der Regel klären wir in einem Gespräch die Beweggründe und entscheiden anschließend individuell.
Auch hier kam es in den vergangenen Jahren zu keinem nachträglichen Wechsel mehr.

Die Erfahrung zeigt, dass viele Eltern größere Sorgen um die Einschulung haben als die Kinder selbst, die den anderen meistens offen und unvoreingenommen begegnen.

Susanne Schäfer 21.05.2016, 13.46| (8/0) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulleitung

Klassenmaskottchen




Es gibt nichts, was im pädagogischen Bereich nicht hinlänglich und kontrovers diskutiert wird. So natürlich auch die Bezeichnung von Lerngruppen und Klassen mit einprägsamen Namen, manchmal in Verbindung mit einem Klassenmaskottchen.
An unserer Schule werden die Klassen zunächst einmal ganz traditionell mit Jahrgang und Buchstaben benannt. So gibt es in jedem Jahrgang die Klasse a, b und c.

Im kommenden Schuljahr wird es auch eine Klasse 1d geben, da wir in diesem Jahr vierzügig werden.
Die klassische Bezeichnung hat Vorteile im Bereich der Statistik und Datenverarbeitung und wird in jedem Falle beibehalten.
Zusätzlich hat es sich aber sehr bewährt, den Klassen individuelle Namen zu geben, meistens in Verbindung mit einem Klassenmaskottchen.

Während wir in der Unterrichtspraxis vor Ort bislang nie auf Ablehnung gestoßen sind, werden solche Bezeichnungen im Internet durchaus kontrovers diskutiert.
Nicht nur in Lehrer- sondern auch in Elternforen findet man die Hinweise darauf, dass Schulkinder so bewusst "klein gehalten werden", keine Abgrenzung mehr zum Kindergarten stattfindet, der Niedlichkeitsfaktor zu hoch ist und die Psyche der Kinder darunter leidern könnte, wenn sie sich dauerhaft mit einem bestimmten Tier oder einer bestimmten Zeichnung in Verbindung gebracht sehen.

Häufig fällt der Begriff der "Kuschelpädagogik" und Klassenmaskottchen werden mit einem Verhätscheln der Kinder gleichgesetzt. Manchmal wird man auch schlicht nachsichtig belächelt und unreflektiert in den "Primimaussektor" abgeschoben.

In den letzten Jahren wurde das Einschulungsalter hier vor Ort etappenweise gesenkt. Die Kinder, die nun eingeschult werden, sind deutlich jünger als die Kinder, die noch vor wenigen Jahren eingeschult werden. Darunter viele Kinder mit jahrelanger Kindergartenerfahrung, aber ebenso viele Kinder, die bis zur Einschulung in familiärer Umgebung aufwuchsen und nun das erste Mal viele Stunden am Tag aushäusig verbringen.

Entwicklungspsychologisch betrachtet macht das Senken des Einschulungsalters einen deutlichen Unterschied aus. Wir haben vor Ort die Erfahrung gemacht, dass ein Klassenmaskottchen die Kinder nicht unnötig "klein" hält, sondern es ihnen erleichtert, sich einer neuen Gruppe zugehörig zu fühlen.
Nicht die Kinder werden zu Eisbären in der Eisbärenklasse, sondern Ole, der Eisbär begleitet sie ein Stück ihres Weges.

In meinen vergangenen Jahren als Lehrerin habe ich in jedem Durchgang erlebt, wie wichtig das Klassenmaskottchen in Klasse 1 ist. Es wird geliebt, gehegt, gepflegt und gerne mit nach Hause genommen. Es dient als Gesprächs- und Schreibanlass, erlebt mit den Kindern zusammen viele aufregende und neue Dinge und gehört einfach dazu.
Bereits im zweiten Schuljahr wird die Distanz zum Klassenmaskottchen bei einigen Kindern größer. Es gehört nach wie vor dazu, man identifiziert sich auch weiterhin mit der Lerngruppe, aber der Bekuschelungsfaktor des Maskottchens nimmt bereits ab.
Nach wie vor geht man in die "Eisbären-", "Pinguin-" oder "Affenklasse", kann sich aber auch zunehmend mit den abstrakteren Klassenbezeichnungen identifizieren.

Im dritten Schulbesuchsjahr ist das Maskottchen auf jeden Fall noch wichtiger Begleiter, fristet sein Dasein aber schon eher am Rande des Geschehens. Die Kinder entwickeln sich weiter, die einen schneller, die anderen langsamer und man wächst eher zu einer 3a oder 3b zusammen und ist nicht mehr so sehr auf das Maskottchen fokussiert.
In Klasse 4 belächeln sich die Kinder selbst, wenn sie Briefe oder Tagebucheinträge lesen, die sich in Klasse 1 geschrieben haben, lieben das Maskottchen  noch immer, aber auf eine sehr distanzierte und natürlich "coole" Art.
Natürlich fehlt das Maskottchen auf keiner Feier, aber es wird nicht mehr allzu liebevoll gebettet und umsorgt.

Ein ganz normaler Entwicklungsprozess also, der den Kindern meiner persönlichen Erfahrung nach nicht schadet.

Der Übergang von der Kita, der Familie in die Grundschule ist mit so vielen Veränderungen und Neuerungen verbunden, dass Schule sich auf den Weg machen muss, Wege zu finden, um den Übergang zu erleichtern und zu strukturieren.

In diesem Jahr wird Ole Eisbär uns begleiten und helfen, einen guten Start in der Grundschule zu erleben.

Susanne Schäfer 14.02.2016, 08.16| (8/0) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: vor der Einschulung

Die Entscheidung

Es stößt nicht überall auf  Gegenliebe, wenn man als Schulleiterin eine Klassenführung übernimmt. Das Argument, sich mit der Klassenführung weder hundertprozentig auf die Klasse noch hundertprozentig auf Schulleitung konzentrieren zu können ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen.
Manchmal ist der Spagat, den man machen muss, recht groß.
Wobei es weniger um ein Zeitproblem geht, als vielmehr darum, sich selbst sehr gut aufzustellen und strukturieren zu müssen, um beidem gerecht zu werden.

Die Gefahr jedoch, die bei mir besteht, zu einer reinen Dokumentenverwalterin zu werden, ist zu groß, als dass ich sie eingehen möchte.
Zum einen möchte ich, dass unsere Schule keine Papierschule wird. Eine Schule voller geschriebener Konzepte, gut gefüllter Aktenordner und geduldigem Papier.
Schule muss meiner Meinung nach gelebt werden und Kinder gehen immer vor!
Nur mit einer Klassenführung gelingt es mir, Schulentwicklung wirklich zu leben, Probleme des Teams realistisch und praxisnah nachvollziehen zu können und Stressfallen zu erkennen.

Terminfluten zu erkennen, zu minimieren und im Austauch zu bleiben. Ich muss Inklusion aus Lehrersicht erleben und hautnah erfahren, um  darüber kompetent sprechen und diskutieren zu können. Und letzlich bin ich natürlich Lehrerin geworden, um mit Kindern zu arbeiten und nicht, um nur im Büro zu sitzen.

Neben der personellen Situation, ist es mein ganz persönlicher Wunsch wieder ein erstes Schuljahr zu übernehmen.
Mir ist bewusst, dass das nicht immer einfach mit Schulleitungsaufgaben zu koordinieren sein wird, aber es ist keine unmögliche Aufgabe und den Gewinn, den eine Klassenführung mit sich bringt, möchte ich an vielen Stellen - insbesondere im Bereich der Schulleitung - nicht missen.

Susanne Schäfer 07.02.2016, 09.33| (22/11) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: vor der Einschulung

Die Sache mit der Motivation

00.00.0000, 00.00| (8/0) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Gedanken

Spieglein, Spieglein an der Wand....

Der zweite Märchen-Montag stand ganz im Zeichen von "Schneewittchen". Die ersten Kinder erkannten das sofort, als ich den alten, silbernen Handspiegel aus der Schatzkiste nahm und auf den Tisch legte, den wir wieder ein klein wenig märchenhaft dekoriert hatten.




Das Märchen war wesentlich anspruchsvoller und länger als "Der Froschkönig", entsprechend häufig mussten wir Pausen beim Vorlesen einlegen, Fragen klären oder noch einmal zusammenfassen, was geschehen war.
So zog sich das Vorlesen fast die ganze erste Schulstunde hin und forderte allen Kindern eine Menge an Konzentration und Selbstdisziplin ab.

Anschließend gab es einige Aufgaben für das Märchenschatzheft, wobei die Kinder hier wieder frei wählen durften und die meisten sich zunächst dem leeren Spiegel widmeten, in den sie nun Schneewittchen zeichneten bzw. hingebungsvoll malten.

Während des Bearbeitens der unterschiedlichen Aufgaben hörten wir uns wieder das passende Hörspiel an. Wie bereits beim "Froschkönig" passte es sehr gut zum Vorlesetext, den ich wieder aus dem Buch "Mein erstes Märchenbuch" entnommen habe. Im Buch fehlte allerdings der Passus mit den glühenden Pantoffeln, den ich aber mit einfügte, damit das Tafelbild und die Arbeitsbögen anschließend passten.

Die zweite Stunde verging mit dem Bearbeiten der unterschiedlichen Arbeitsangebote und die Märchenschatzhefte der Kinder nahmen Form an.
Erstmalig setzte ich auch Arbeitsmappen ein, Fotos davon kann man - wie weitere Bilder - auf der Facebookseite unserer Schule sehen.

Nach der Pause setzten wir den Märchentag dann mit einem 4-Ecken-Gespräch fort.
Das 4-Ecken-Gespräch ist unsere aktuelle Methode des Monats und die Kinder durften sich heute entscheiden, in welche Märchenfigur sie unser magischer Spiegel verwandelt sollte.
In den einzelnen Ecken sollten die Kinder sich dann dazu austauschen, warum sie genau diese Figur gewählt haben.
Zur Auswahl standen: "der Prinz", "Schneewittchen", "die Stiefmutter" und ein "Zwerg".

Alle Ecken füllten sich rasch und die Kinder diskutierten eifrig. Sie zeigten sich erstaunt darüber, dass die Beweggründe der anderen Kinder, sich in dieses oder jenes Wesen zu verwandeln sehr unterschiedlich waren und nicht immer ihren eigenen Beweggründen entsprachen.

Ich hätte an dieser Stelle gerne den weiteren Austausch über Eckenwechsel angeregt, so dass Kinder, die unterschiedliche Wesen hätten sein wollen, miteinander ins Gespräch gekommen wären, aber mir erschien die Klasse schon zu unruhig und so sammelten wir uns wieder im Kreis.

Zwei Kinder baten darum, wie am letzten Märchen-Montag, das Märchen mit eigenen Worten nacherzählen zu dürfen. Dazu nutzten sie das Tafelbild und es war erstaunlich, welche Details sich die Kinder gemerkt hatten.

Anschließend erfolgten noch einmal sehr kurze szenische Spiele mit den passenden Fingerpuppen und wir übten dabei vor allem das laute und deutliche Sprechen, das nicht von Anfang an klappte.

In der abschließenden Reflexionsrunde gingen wir gezielt auf das 4-Ecken-Gespräch ein und ein Kind bemängelte, dass einige Kinder versucht hätten lieber über etwas anderes zu reden - beispielsweise über Pokémonkarten - als sich über das Vorgegebene auszutauschen.
Die Zeit war leider zu knapp, um angemessene Lösungsstrategien zu entwickeln.

Alles in allem war die ganze Klasse in ihrer Vielfältigkeit wieder sehr motiviert dabei. Das Mandala, das ich eigens für die Kinder als Zusatzangebot ausgedruckt hatte, fand ich mittags im Bürodrucker wieder und hatte es gänzlich vergessen.
Nicht, dass es gefehlt hätte....

Es gab reichlich zu arbeiten, zu gestalten und zu erzählen.
Auch der zweite Märchen-Montag verlief sehr positiv und macht Lust auf den nächsten Montag.
Und der kommt bestimmt!

Susanne Schäfer 00.00.0000, 00.00| (7/0) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Schulalltag

So viel geschafft -- so viel zu tun

Die Umzugswoche liegt hinter uns und wir haben wirklich viel geschafft. Auf unserer Facebookseite haben wir regelmäßig in Bildern festgehalten, wie es nun im Gebäude aussieht.
Obwohl das Team Stunden über Stunden eifrigst gewerkelt hat, bleibt noch eine Menge zu tun.
Hauptsächlich in den Klassenräumen.







Heute morgen konnte man meinen zukünftigen Klassenraum kaum betreten. Ein wenig Zeit hatte ich, um zumindest das Mobiliar an Ort und Stelle zu rücken und ganz drei Kisten auszupacken.

Unendlich viele Kisten warten noch darauf, ausgepackt zu werden und vom Gefühl her, hätte ich den Raum gerne fertig, ehe ich versuche, in die Sommerentspannung zu gehen.
Da viele Termine mit dem Schulträger und/oder Handwerkern ausstehen, habe ich keinen Urlaub geplant, aber ich denke, ein wenig Schulabstinenz muss sein, um in den letzten beiden Ferienwochen dann wieder ausgeruht beginnen zu können.

Auch, wenn es goßen Spaß macht so einen nagelneuen Raum einzurichten, bleibt es eine Menge Arbeit und ich freue mich, dass ich töchterlicherseits Hilfe bekommen werden.

Der Raum als Lernumfeld gilt nicht nur in der Literatur als "dritter Pädagoge", auch ich habe die Erfahrung machen können, dass das Lernumfeld, die Lernumgebung maßgeblich zu Lernerfolgen motivieren und hinführen kann.

Wesentlicher Bestandteil meines Klassenraums ist nach wie vor der fest installierte Bänkekreis, den ich in diesem Jahr direkt an die Fensterfront stellen kann, ein lichter und heller Platz, der mir sehr gut gefällt. Anders als in den Vorjahren hat mein Klassenraum wieder eine Tafel.
Nicht, weil ich darum gebeten habe - im Gegenteil - sondern weil er offensichtlich zu einer Klassenraumausstattung gehört und ich mit meinen Argumenten diesmal nicht überzeugen konnte.
Die Fachkollegen wird es freuen und ich habe andere Möglichkeiten gefunden, meine Regale unterzubringen.

Susanne Schäfer 00.00.0000, 00.00| (7/0) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: vor der Einschulung

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Katharina
So eine tolle Seite mit so vielen Inspirationen! Vielen herzlichen Dank dafür.
13.7.2020-9:54
Anne
Liebe Susanne, erst einmal ein großes Lob für die vielen liebevoll gestalteten Dinge. Ich möchte im neuen Schuljahr auch eine Eisbärenklasse starten. Gibt es schon Schilder für die Tafel mit den Unterrichtsstunden? LG
21.5.2017-17:17
Melanie
Liebe Susanne,
vielen Dank für deine tollen Texte, darin kann man sich wirklich stundenlang verlieren!
Am Schuljahresanfang hattest du Auf- und Einräumbilder deines Klassenraumes gepostet, mich würde mal interessieren, wie es jetzt so bei dir aussieht, nachdem darin schon eine ganze Weile gelebt wird.
Es grüßt dich ganz herzlich,
Melanie
14.5.2017-19:18
Pepe
Weil nicht sein darf, was nicht sein soll! Mutige, offene Worte. Vielen Dank dafür, Susanne. Genau so sieht es aus.
23.2.2017-16:37
Melli
Liebe Susanne, ich möchte gerne die Gelegenheit nutzen, um dir ganz ganz herzlich für die tolle Idee und natürlich deine süßen Materialien zum Märchentag zu danken. Wir begehen seither den "Märchenfreitag" (stundenplanbedingt) und meine Erstklässler lieben es! Gerade für meine sehr spracharmen Kinder ist es eine tolle Möglichkeit, den Wortschatz zu erweitern und sie zum Sprechen und Erzählen anzuregen. Und ähnlich wie du habe auch ich einen ungemeinen Spaß daran, jede Woche ein neues Märchen vorzubereiten und mal keine Buchstabeneinführung ö.ä. zu machen. Also lieben, lieben Dank!!!
18.2.2017-11:02
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